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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Gradithan einem seiner Leutnants. »Folge dem Andii-Schwein zurück in die Nacht «, sagte er. »Aber halte Abstand. Und dann sag unseren Freunden in der Stadt Bescheid. Beim Grabhügel ist alles unter Kontrolle – das ist die Botschaft, die du ihnen überbringen wirst, in Ordnung? Geh los und sei wieder hier, bevor die Dämmerung anbricht, und du kannst dir eine von den Frauen aussuchen – und es ist mir scheißegal, ob es eine ist, die du eine Weile behalten willst, oder ob du sie unter dir erdrosselst. Geh!«
    Er stand im Regen und fühlte sich zufrieden. Alles wurde besser und besser. Und wenn er die Augen zusammenkniff, tja, dann konnte er fast den verfluchten Turm mit seiner widerwärtigen Drachenskulptur ausmachen – ja, schon bald würde das alles hier zusammenkrachen. Und zwar schön nett und blutig.
    Und obwohl er sich dessen nicht bewusst war – nicht genug, um sich darüber klar zu werden, warum er plötzlich erschauerte –, drehte er sich von dem leeren Blick weg und brach so unwissentlich den Kontakt mit schläfrigen, kalten, reptilienhaften Augen ab, die in der Tat weit sehen konnten, durch Regen, durch Rauch, und auch – wenn sie es wollten – durch steinerne Mauern.
    Silanah war keine künstlich geschaffene Skulptur. Sie war eine niemals schlafende Beschützerin und Wächterin, die Geliebte des Sohns der Dunkelheit und im Besitz eines absoluten, obsidianscharfen Urteilsvermögens, ja, das war sie ganz gewiss. Und schrecklich in ihrem Zorn? Nur wenige Sterbliche konnten die Wahrheit und Fähigkeit der unerbittlich Gerechten auch nur erahnen.
    Was vermutlich ebenso gerecht war.
    »Erbarmen im Mitgefühl lebt kein Drache.«
    Wenn die Fähigkeit, mit dem Schwert umzugehen, dahinschwand, war etwas anderes vonnöten. Wut. Der Fluch war, dass Wut das Gefäß zerbrach, das sie beherbergte, dass sie dem brüchigen Ton Risse verpasste, jede Schwäche in der Härtung suchte, das Körnchen Glimmer, das sich nur an den Rändern von Tonscherben zeigte. Eine Reparatur war unmöglich, und wenn die Bruchstücke wieder aneinandergedrückt wurden, quoll kein Klebstoff aus ihnen heraus, der mit der Fingerspitze wieder glattgerieben werden konnte.
    Nimander dachte über Töpferware nach. Seitlich am Wagen hingen von Netzen umhüllte Amphoren, in denen sich der grässliche Nektar befand – vielleicht eine Art von Wut, die sich kaum von dem unterschied, was in seinen Adern gekreist hatte, als er gekämpft hatte. Es hieß, Wut im Kampf sei ein Geschenk der Götter – er hatte gehört, wie ein malazanischer Seesoldat namens Totstink dies voller Überzeugung gesagt hatte, unten im Frachtraum des Flaggschiffs der Mandata, in einer der vielen Nächte, in denen der Mann sich – einen Krug Rum in der Hand – in den dunklen Bauch des Schiffs hinunterbegeben hatte.
    Anfangs hatte Nimander sich über diese Art von Gesellschaft geärgert – genauso wie seine Verwandten –, aber der Malazaner war hartnäckig gewesen, wie ein Sappeur, der Mauern unterhöhlt. Der Rum war durch Kehlen geronnen, hatte Zungen gelockert, und nach einiger Zeit hatten all diese Befestigungen und Bastionen ihre Türen und Tore geöffnet.
    Der Rum hatte in Nimanders Hirn ein Feuer entfacht, hatte flackerndes rotes Licht auf einen Haufen Erinnerungen geworfen, die sich geisterhaft um die nicht einladende Feuerstelle versammelt hatten. Da war eine Festung gewesen – irgendwo –, ein Ort kindlicher Sicherheit, geschützt von dem einen, den sie alle Vater nannten. Schneewehen mit verkrusteten Graten hatten den gepflasterten Pfad gesäumt, der zu dem schmalen, einer Schießscharte ähnelnden Tor geführt hatte, und von den grauen Bergen hatte beständig ein Wind geheult – ein vorübergehender Aufenthaltsort, wo Dutzende von Kindern wild wie Ratten hin und her gehuscht waren, während Anomander Rake groß und in göttergleicher Gleichgültigkeit durch die Korridore gewandert war.
    Was war vorher gewesen? Wo waren all die Mütter? Diese Erinnerung war verschwunden, vollkommen verschwunden.
    Es hatte einen Priester gegeben, einen alten Weggefährten des Sohns der Dunkelheit, dessen Aufgabe es gewesen war, die Brut zu füttern, zu kleiden und dafür zu sorgen, dass sie gesund blieb. In seinen Augen hatte ein betroffener Ausdruck gelegen, wenn er sie angesehen hatte, weil er zweifellos – lange, bevor dies einem oder einer von ihnen klar geworden war – verstanden hatte, welche Zukunft sie erwartete. Er hatte sie gut genug verstanden, um seine Wärme

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