Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
ihn nahe genug herankommen lässt.«
»Irgendjemand? Wer ist mit ihm da drin?«
»Ein paar Millionen elende Mistkerle.«
Desra starrte Skintick düster an. »Wie konntest du das zulassen?«
Er weinte und konnte nur den Kopf schütteln.
»Gib dem da keine Schuld«, sagte der Jaghut. »Gib niemandem die Schuld. Unfälle passieren.«
»Du hast uns betäubt«, sagte Skintick plötzlich anklagend. Seine Stimme war rau vor Kummer.
»Ja, leider habe ich das getan. Und ich hatte meine Gründe, es zu tun … die fehlgeschlagen zu sein scheinen. Deshalb muss ich … aufrichtiger sein. Oh, wie ich es hasse, aufrichtig zu sein. Wenn ihr Anomander das nächste Mal seht, bestellt ihm dies von mir: Er hat sich weise entschieden. Er hat sich jedes Mal weise entschieden. Sagt ihm, dass nur einer von all denen, denen ich jemals begegnet bin, meinen Respekt gewonnen hat, und dass er dieser eine ist.«
Ein Schluchzen von Skintick.
Desra fühlte sich von den Worten des Jaghut merkwürdig erschüttert.
»Und eins noch für euch«, fügte der Jaghut hinzu. »Traut Kallor nicht.«
Sie fühlte sich hilflos, nutzlos, und trat näher an die Mauer aus Eis, spähte in ihre dunklen Tiefen.
»Vorsicht, Frau. Dieses Blut zerrt ziemlich stark an euch Tiste.«
Und ja, sie konnte es spüren, aber es war nichts, dem man trauen konnte, nichts, dem man auch nur Aufmerksamkeit schenken durfte – es war die Lüge, die sie immer gekannt hatte, die Lüge, dass etwas Besseres ganz nah vor ihr war, dass die Antworten auf alle Fragen ganz dicht vor ihr lagen. Noch einen Schritt, nur noch einen. Nur noch einen. Der Dialog der Zeit mit den Lebenden, und die Zeit war eine hinterlistige Kreatur, eine Lügnerin. Die Zeit versprach alles und hielt nichts.
Sie starrte in die Dunkelheit und dachte, sie hätte eine Bewegung gesehen – irgendwo tief, tief da drinnen.
»Einem Jaghut darf man nicht trauen«, sagte Kallor und starrte finster die sinkende Sonne an. »Und Gothos schon gar nicht.«
Aranatha musterte den alten Krieger mit einem unverwandten Blick, und obwohl Kallor es vermied, diesem Blick zu begegnen, war für Kedeviss klar, dass er sich bedrängt fühlte. Die Aufmerksamkeit einer Frau, das verheerende Sperrfeuer unerbittlicher Berechnung – da schreckte selbst ein Krieger zurück.
Aber dies waren kurzfristige Ablenkungen, wie sie wusste. Etwas war geschehen. Desra war zur Ruine gerannt und nicht zurückgekommen. Nenanda stand unruhig da, den Blick auf das halb verfallene Bauwerk gerichtet.
»Manche Götter werden zum Leiden geboren«, sagte Kallor. »Ihr seid besser dran, wenn ihr euch direkt nach Korall begebt. Setzt Anomander Rake auf den Sterbenden Gott an, wenn es für euch so wichtig ist, diesen Clip zurückzubekommen. Zumindest werdet ihr dann eure Rache haben.«
»Ist Rache denn so wichtig?«, fragte Kedeviss.
»Oft ist sie das Einzige, was es gibt«, antwortete Kallor, der noch immer nach Westen schaute.
»Sind sie deswegen hinter dir her?«
Er drehte sich um, musterte sie. »Und wer sollte hinter mir her sein?«
»Irgendwer. So viel scheint offensichtlich zu sein. Oder täusche ich mich?«
Aranatha meldete sich vom Wagen aus zu Wort. »Du irrst dich nicht, Schwester. Andererseits ist er schon immer gejagt worden. Du kannst es in seinen Augen sehen.«
»Seid froh, dass ihr für mich immer noch ein kleines bisschen nützlich seid«, sagte Kallor und drehte sich wieder um.
Kedeviss sah, dass Nenanda finster den Rücken des Kriegers anstarrte.
Wie viel Zeit war vergangen? Tage, vielleicht Wochen. Nimander stand da und schaute zu, wie der Steinmetz seinen Turm baute. Sah, wie er Steine in die richtige Form brachte – mit den Fäusten, mit runden Hammersteinen, die er irgendwo gefunden hatte, mit lederumwickelten hölzernen Fäusteln, mit denen er die Verblendung aus Bimsstein glättete, die hinzuzufügen er beschlossen hatte, »um die Wände aufzuhellen«.
Um den Riesen aufnehmen zu können, musste der Turm groß sein, musste er vier Stockwerke oder mehr hoch sein. »Erbaut mit dem Blut der Drachen, dem Glas von dem, was geflossen ist, dem Bimssteim von dem, was mit ersterbendem Atem geschäumt hat. Ein Turm, ja, aber auch ein Monument, eine Begräbnisstätte. Was wird daraus entstehen? Ich weiß es nicht. Du warst schlau, Nimander, dass du diese Idee hattest. Zu schlau, um hierzubleiben. Du musst gehen; wenn der Turm verschwindet, musst du in ihm sein. Ich werde bleiben.«
Sie führten diese Diskussion wieder und wieder
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