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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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unterwegs wäre. Oh, ich glaube, jetzt trete ich auf die allerdünnste Sandkruste über einem bodenlosen Abgrund. Samar Dev entdeckt ihre ureigensten geheimen Schwächen. War sie vorher schlecht gelaunt? Dann schau sie jetzt mal an.
    Eine Begabung, eine Empfindsamkeit – irgendetwas – teilte Reisender ganz offensichtlich mit, dass er nichts mehr sagen sollte.
    Sie ritten weiter, die Hufe ihrer Pferde dröhnten auf der straff gespannten Trommel der Erde. Der warme Wind war trocken wie Sand. In einer flachen, breiten Senke zu ihrer Linken standen sechs Gabelantilopen und sahen zu, wie sie vorüberritten. Entlang der Hügelgrate schoben sich rostrote flache Felsplatten aus der dünnen Erdschicht. Darauf hockte irgendeine langschnäbelige Vogelart, deren Gefieder die gleichen Farbschattierungen aufwies. »Es ist alles das Gleiche«, murmelte sie.
    »Samar Dev? Hast du etwas gesagt?«
    Sie zuckte die Schultern. »Die Art und Weise, wie so viele Tiere geschaffen sind, um zu ihrer Umgebung zu passen. Ich frage mich, wie lange es wohl dauern würde, bis die Zeichnungen auf den Antilopen da hinten sich in ein rotes Muster verwandeln würden, wenn dieses ganze Gras plötzlich blutrot werden würde. Man sollte annehmen, dass es nie anders rum sein könnte, aber da würde man sich täuschen. Sieh dir diese Blumen an – die hellen Farben, um die richtigen Insekten anzulocken. Wenn die richtigen Insekten nicht kommen, um die Pollen zu sammeln, stirbt die Blume. Je leuchtender, umso besser. Pflanzen und Tiere, es geht hin und her. Die ganze Sache ist untrennbar miteinander verbunden und voneinander abhängig. Trotzdem bleibt nichts gleich.«
    »Das stimmt, nichts bleibt jemals gleich.«
    »Die Frauen da hinten …«
    »Gandaru. Verwandte der Kindaru und Sinbarl.«
    »Keine richtigen Menschen.«
    »Nein.«
    »Aber dennoch sich selbst treu bleibend.«
    »Ich nehme es an, Samar Dev.«
    »Sie haben mir das Herz gebrochen, Reisender. Gegen uns haben sie keine Chance.«
    Er warf ihr einen Blick zu. »Das ist ein ziemlicher Dünkel.«
    »Ist es das?«
    »Wir reiten auf einen Tartheno Toblakai zu, der einem Reststamm angehört, der irgendwo abgeschieden im nördlichen Genabackis lebt. Du erzählst mir, dass Karsa Orlong vorhat, Vernichtung über alle ›Kinder‹ dieser Welt zu bringen – über uns, in anderen Worten. Wenn du davon sprichst, sehe ich Furcht in deinen Augen. Die Überzeugung, dass er Erfolg haben wird. So, und jetzt sag mir, haben wir eine Chance gegen jemanden wie Karsa Orlong und seinesgleichen?«
    »Natürlich, denn wir können uns wehren. Was können diese sanften Gandaru machen? Nichts. Sie können sich verstecken, und wenn das nicht klappt, werden sie getötet oder versklavt werden. Die beiden Frauen wurden vermutlich vergewaltigt. Benutzt. Als Gefäße für menschlichen Samen.«
    »Mal abgesehen von der Vergewaltigung besitzt jedes Tier, auf das wir Jagd machen, weil wir es essen wollen, die gleichen geringen Wahlmöglichkeiten. Sich zu verstecken oder zu fliehen.«
    »Bis es keinen Ort mehr gibt, an dem man sich verstecken kann.«
    »Wenn die Tiere gehen, gehen auch wir.«
    Sie stieß ein bellendes Lachen aus. »Mag sein, dass du das glaubst, Reisender. Nein, wir werden nicht auf diese Weise gehen. Wir werden das leere Land einfach mit Vieh füllen, mit Schafen und Ziegen. Oder die Erde umpflügen und Getreide pflanzen. Wir sind nicht aufzuhalten.«
    »Außer – vielleicht – von Karsa Orlong.«
    Und da war dann die Wahrheit von alledem. Karsa Orlong kündigte eine Zukunft der Vernichtung, der Auslöschung an. Und sie wünschte ihm alles Gute.
    »Da«, sagte Reisender in einem anderen Tonfall und stellte sich in den Steigbügeln auf. »Sehr viel weiter ist er dann doch nicht mehr gekommen …«
    Auch Samar Dev konnte ihn jetzt von Havoks Rücken aus sehen. Er war stehen geblieben und blickte ihnen entgegen, vielleicht tausend Schritt entfernt. Zwei Pferde standen unweit von ihm, und im Gras des kleinen Hügels waren Hubbel, verteilt wie Ameisenhügel oder Felsbrocken, aber sie wusste, dass es weder das eine noch das andere war. »Er wurde angegriffen«, sagte sie. »Die Idioten hätten ihn in Ruhe lassen sollen.«
    »Ich bin mir sicher, ihre Geister stimmen dir zu«, sagte Reisender.
    Sie ritten näher heran.
    Der Toblakai sah noch genauso aus wie damals, als sie ihn zuletzt gesehen hatte – unten auf dem Sand in der Arena von Letheras. So sicher, so fest, so unbestreitbar wie immer. »Ich werde ihn töten

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