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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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führten in alle Richtungen, manche davon breiter als andere.
    Samar Dev musterte die Szenerie einige Zeit lang und sah dann zu, wie Reisender sich vom Pferd schwang und zum Rand des Lagers ging, wo er sich daranmachte, ein paar der Spuren zu untersuchen, die von hier wegführten. Sie kam zu der Überzeugung, dass er ein merkwürdiger Mann war. Still, verschlossen, ein Mann, der es gewohnt war, allein zu sein, doch unter alldem war eine Strömung von … ja, Chaos. Als wenn es seine eigene Einsamkeit wäre, die dafür sorgte, dass die Welt sicher blieb.
    Einst, vor mittlerweile langer Zeit, hatte sie sich in der Gesellschaft eines anderen Kriegers befunden, der mit dieser Vorstellung gleichermaßen vertraut gewesen war. Aber das war auch schon alles an Ähnlichkeit. Ungeachtet jener ersten Reise in die belagerte Festung außerhalb von Ugarat blühte Karsa Orlong auf, wenn er Zuschauer hatte. Seid meine Zeugen, pflegte er zu sagen und genau das auch zu erwarten. Er wollte, dass alle seine Taten gesehen wurden, als gäbe es alle Augen auf der Welt nur, um Karsa Orlong zu beachten, und als seien die Hirne dahinter ausschließlich dazu da, allen zu erzählen, was er getan hatte, was er gesagt hatte, was er angefangen und was er zu Ende gebracht hatte. Er macht uns zu seiner Geschichte. Jeder Zeuge, jede Zeugin trägt zur Erzählung bei – das Leben, die Taten von Toblakai –, eine Erzählung, an die wir, wir alle, gebunden sind.
    Von der verbrannten Kutsche ausgehend, schlängelten sich Ketten mit Fußschellen über die Erde. Leer, natürlich. Und doch, trotz alledem, verstand Samar Dev, dass diejenigen, die an diesem Ort gewesen waren und überlebt hatten, Sklaven blieben. An Karso Orlong gekettet, ihren Befreier, an eine weitere grimmige Episode seiner Geschichte gekettet. Er schenkt uns Freiheit und versklavt uns alle. Oh, also das ist wirklich eine Ironie. Umso süßer, weil er das eigentlich gar nicht will, nein, eigentlich will er immer und jedes Mal das genaue Gegenteil. Dieser verdammte Narr.
    »Viele haben Pferde mitgenommen, mit Beutegut beladen«, sagte Reisender, als er zu seinem Reittier zurückkehrte. »Eine Spur – die am wenigsten deutliche – führt nach Norden; ich glaube, sie stammt von deinem Freund.«
    Meinem Freund.
    »Er ist jetzt nicht mehr weit vor uns und immer noch zu Fuß. Wir sollten ihn heute noch einholen.«
    Sie nickte.
    Reisender musterte sie einen Moment lang. Dann schwang er sich auf sein Pferd und griff nach den Zügeln. »Samar Dev, ich kann nicht herausfinden, was hier passiert ist.«
    »Er«, antwortete sie. »Er ist passiert.«
    »Er hat niemanden getötet. Nach allem, was du mir erzählt hast … nun, ich hatte angenommen, dass ich etwas anderes finden würde. Es ist, als wenn er einfach nur zu ihnen hingegangen wäre und gesagt hätte: ›Es ist vorbei.‹« Er sah sie stirnrunzelnd an. »Wie kann das sein?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er gab ein Knurren von sich, lenkte sein Pferd herum. »Die Geißel der Skathandi hat ihr Ende gefunden.«
    »Das hat sie.«
    »Meine Furcht vor deinem Kameraden ist … gewachsen. Ich bin immer unwilliger, ihn zu finden.«
    »Aber das wird dich nicht aufhalten, oder? Wenn er das Schwert des Imperators trägt …«
    Er antwortete nicht. Er brauchte es nicht.
    Sie ließen die Pferde in einen leichten Galopp fallen. Nordwärts.
    Der Wind kam von Westen, von der Sonne erwärmt und trocken. Die wenigen Wolken, die über ihnen am Himmel dahinwanderten, waren dünn und zerfasert. Raben oder Falken kreisten hoch über ihnen, nichts weiter als fliegende Flecken, und Samar Dev dachte an Fliegen, die den Leichnam der Erde umschwirrten.
    Sie spuckte aus, um den Geschmack nach Holzrauch loszuwerden.
    Kurze Zeit später stießen sie auf ein kleines Lager. Drei Männer, zwei schwangere Frauen. Die Furcht in ihren Augen stritt mit unterwürfiger Resignation, als Samar Dev und Reisender herankamen und ihre Pferde zügelten. Die Männer hatten nicht versucht zu fliehen, ein Beweis der am seltensten anzutreffenden Art von Mut – die Frauen waren zu schwanger, um rennen zu können, und deshalb waren die Männer geblieben; und wenn das ihren Tod bedeutete, dann sollte das eben so sein.
    Kleinigkeiten wie diese machten Samar Dev immer demütig.
    »Ihr folgt dem Toblakai«, sagte Reisender, während er abstieg. Sie starrten ihn an, sagten nichts. Reisender drehte sich halb um und winkte Samar Dev zu sich. Neugierig ließ sie sich aus dem Sattel gleiten.
    »Kannst

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