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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Julian. Nur Blanche erwähnte er mit keinem Wort. »An St. Rufus kamen wir nach Windsor. Der König war dort und Owen Tudor ebenfalls.« Er brach ab.
    »Es muss sie beide hart getroffen haben«, murmelte Daniel unbehaglich. »Armer Tudor. So ein Mordskerl. So viel Unglück im Leben …«
    Julian nickte. Es hatte sie in der Tat hart getroffen, und vor allem für Jasper war es schwer gewesen, die Trauer seines Vaters und seines Halbbruders mitanzusehen. Der König hatte geheult wie ein Bengel. Julian hatte sich wieder einmal für ihn geschämt und ihn gleichzeitig bedauert.
    »York war auch dort«, fuhr er fort. »Und er hat König Henry und den Tudors mit solcher Wärme seine Anteilnahme ausgedrückt, dass ich drauf und dran war, ihm mein Frühstück vor die Füße zu spucken. So als wäre er nicht froh, dass Edmund aus dem Weg ist. Ein einflussreicher Lord auf Henrys Seite weniger. Als hätte er Devereux und Herbert nicht nach Carmarthen geschickt, um es zu nehmen, koste es, was es wolle. Für seinen verfluchten Ehrgeiz …« Er ballte die Faust auf dem Knie und nahm sich zusammen. »Aber niemand bei Hof schien so erschüttert über Edmunds Tod wie die Königin.«
    »Oh nein, hat Marguerite etwa wieder eine Szene gemacht?«, fragte Algernon.
    Julian nickte. »Man hätte meinen können, es sei ihr Liebster gewesen, den die Pest geholt hat.«
    Lucas fuhr sich mit der Linken versonnen durch die schwarzen Locken. »Ich sag euch ganz ehrlich: Als es damals hieß, die Königin sei guter Hoffnung, habe ich mich im ersten Moment gefragt …« Er brach diskret ab.
    »Junge, was du da redest, ist Hochverrat«, warnte Algernon.
    Lucas lächelte ihn unschuldig an. »Darum sag ich’s ja nicht.«
    Julien schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich, im vergangenen Sommer hatte ihn einmal der gleiche Verdacht beschlichen, dass Edmund Tudor womöglich der Vater des kleinen Prinzen Edouard sein könne. »Ihr könnt ganz beruhigt sein. Der Prinz hat sich im Lauf der letzten Monate sehr verändert, und auf einmal sieht er aus wie eine Miniatur des Königs.«
    »Der Edmund Tudors Halbbruder ist«, gab Lucas zu bedenken.
    »Doch es bestand keine große Ähnlichkeit, oder?« Julian schüttelte den Kopf. »Auch wenn es noch so sehr verwundern mag: Offenbar hat Henry es zumindest einmal geschafft, seine Marguerite …« Im letzten Moment erinnerte er sich daran, dass seine Mutter im Raum war. Er biss sich auf die Zunge und spürte seine Ohren heiß werden.
    In der plötzlichen Stille hörte man das Quietschen des Griffels auf Frederics Schiefertafel, die er Julian schließlich reichte.
    » Dann lasst uns hoffen, dass der König seinem Sohn das schöne Antlitz vererbt hat und sonst nichts «, las Julian vor und nickte. »Ja. An Entschlossenheit, Tatkraft und Leidenschaft hat seine Mutter mehr zu vererben, das steht mal fest. Sogar der Duke of York hat Respekt vor Königin Marguerites Temperament.«
    »Zumindest erweckt er glaubhaft den Anschein«, schränkte Algernon ein.
     
    Julian genoss die friedlichen Weihnachtstage in Waringham, auch wenn seine Gedanken oft nach Pembroke zurückkehrten. Er wusste, dass Megans Kind nun bald kommen musste, und die Vorstellung beunruhigte ihn auf eine Weise, die so eigentümlich war, dass er sie lieber nicht genauer erforschen wollte. Stattdessen ging er ins Gestüt, lernte Geoffreys junge Frau kennen – die in der Tat eine Schönheit war – und besprach mit dem Stallmeister die Pläne für das Frühjahr. Er ritt mit seinen Rittern in den winterlichen Wald, ließ sich von der Köchinmit Leckereien verwöhnen, kürte am Tag der unschuldigen Kindlein seinen Knappen Alexander Neville zum »Bischof von Waringham«, und alle Erwachsenen unterwarfen sich für diesen einen Tag Alexanders Herrschaft, wie es Tradition war. Alexander erkor die anderen Knappen zu seinen Prälaten und Diakonen, die einen Esel in die Halle hinaufbugsierten, ihren Bischof daraufsetzten und im Kreis durch den großen Saal reiten ließen. Sie trieben allerhand Unfug und Schabernack und ließen sich von den Erwachsenen bedienen, aber Alexander hielt das rechte Maß. Im Gegensatz zu manch anderem Kinderbischof hatte er nicht vergessen, dass seine Macht auf einen Tag begrenzt war und die Welt am nächsten Morgen wieder die alte sein würde.
     
    In der zweiten Januarwoche verzogen sich die Schneewolken. Der Himmel wurde blau, aber es war bitter kalt, und Julian verbrachte viel Zeit in dem behaglichen Wohngemach, welches der wärmste Raum der

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