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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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unauffällig starrten sie seine Stahlhand an.
    »Was immer Ihr denkt, Ihr habt kein Recht, sie vor mir zuverstecken, Waringham«, schnauzte Devereux. »Sie muss für ihre Tat büßen. Also, wo ist sie?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich war monatelang in Wales und hatte das Missvergnügen, die Gastfreundschaft Eures Bruders auf Carmarthen zu genießen. Also selbst wenn Blanche nach Waringham geflohen wäre, ich wäre gar nicht hier gewesen, um ihr zu helfen.«
    »Ganz, wie Ihr wollt«, entgegnete Devereux und wandte sich zur Tür. »Dann werde ich den Fall dem König und dem Duke of York vortragen.«
    Julian gab sich keinerlei Mühe, ein Grinsen zu verhehlen. »Mich wundert, dass Ihr das nicht längst getan habt. Oder habt Ihr etwa befürchtet, Euch zum Gespött zu machen? Ich könnte das verstehen, wirklich. Ich höre das schallende Gelächter bei Hofe schon bis hierher. Über den furchtlosen Ritter, dem kein Drache, kein Franzose und kein Heide die Hand gestohlen hat, sondern die eigene Frau …«
    Algernons und Frederics unzureichend unterdrückte Heiterkeit war ein anschaulicher Vorgeschmack.
    Thomas Devereux machte einen Schritt auf Julian zu, und der junge Earl sah, womit seine Schwester es aufgenommen hatte: Etwas Abwesendes, beinah Irres trat in Devereux’ Blick. »Ich kriege sie. Und dich auch, Bürschchen. Und dann gnade euch Gott …«
    Ohne auf Julians Aufforderung zu warten, packten Algernon und Frederic ihn jeder bei einem Arm und führten ihn nicht roh, aber bestimmt hinaus.
    »Vergewissert euch, dass er verschwindet«, rief Julian ihnen nach und schloss die Tür.
    »Oh, Julian …« Lady Juliana hatte die gefalteten Hände an die Lippen gedrückt und flüsterte, als könne Devereux sie selbst jetzt noch hören. »Wo mag sie nur sein?«
    »Schsch«, machte er beruhigend. »Sie ist in Pembroke. Jasper hat ihr Asyl gewährt, und sie will bei Megan bleiben, bis das Kind kommt. Danach sehen wir weiter. Sei unbesorgt. Es geht ihr gut.«
    »Aber wenn Jasper erfährt, was sie getan hat, was dann? Er ist so ein strenger, unnachsichtiger Mann. So ganz anders als sein Vater …«
    Julian nickte und zuckte gleichzeitig die Schultern. »Er weiß es längst. Sie hat es ihm gesagt, als er ihr seinen Schutz anbot. Du weißt ja, unsere Blanche ist ein echter Ehrenmann. Jedenfalls, wenn sie nicht gerade ihren Gemahl in Stücke hackt …«
    »Julian!«, schalt Lady Juliana erschrocken, aber ihre Mundwinkel zuckten.
    »Hätte mich vorher jemand gefragt, hätte ich gewettet, dass Jasper sie nach England verfrachten und dem Sheriff von Herefordshire ausliefern würde. Aber es scheint, er hat andere Pläne mit ihr.«
    »Was soll das heißen?«
    »Tja. Um ehrlich zu sein: Ich würde ruhiger schlafen, wenn ich das wüsste.«

Pembroke, Januar 1457
    Megan schrie, die Augen fest zugekniffen. »Oh, Blanche …«,flüsterte sie dann. »Es ist so furchtbar.«
    Blanche nahm ihre Hand und wischte ihr mit einem warmen, feuchten Tuch die Stirn.
    »Adlige Frauen«, brummte eine der Hebammen. »Die halten nichts aus.«
    Blanche war nicht ganz sicher, ob sie die Waliserin richtig verstanden hatte, doch ein Blick in das Gesicht, das an einen runzeligen roten Apfel erinnerte, bestätigte ihren Argwohn.
    »Das ist nicht wahr!«, fuhr sie die Hebamme an. Und sie hätte noch eine Menge mehr zu sagen gehabt, nur fehlten ihr in der fremden Sprache noch zu viele Worte. Megan Beaufort war kein verhätscheltes Zierpflänzchen. Ihre Mutter hatte streng darauf geachtet, dass sie nicht verzärtelt wurde, und Megan war vor allem immer hart gegen sich selbst gewesen. »Wennsie sagt, es ist furchtbar, ist es furchtbar«, erklärte sie der Hebamme.
    »Unsinn«, knurrte die Alte. Sie zog Megan das verschwitzte Hemd über die Schultern herab, entblößte ihre Brüste und befingerte sie. Nicht roh, mit erfahrenen Bewegungen und konzentrierter Miene, aber ohne jedes Mitgefühl. »Sie sind fest und prall von Milch. Das heißt, Euer Kind lebt. Also strengt Euch an, Mylady.«
    Megan nickte und biss sich auf die Unterlippe. Blanche sah, dass ihre junge Cousine sich ihrer Blöße schämte. Sie zog das Hemd wieder zurecht und streichelte Megan unauffällig über die Schulter.
    Die Hebamme schob Blanche rüde beiseite und wies eine ihrer Helferinnen an: »Halt ihr den Pfeffer unter die Nase. Wenn sie ordentlich niesen muss, kommt das Kind schneller.«
    Blanche lauschte ihr stirnrunzelnd, die Hände in die Seiten gestemmt. Dann traf sie eine blitzschnelle

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