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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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nicht vernachlässigt. Und ich bin nicht sicher, ob esschicklich ist, diese Sache vor Blanche zu erörtern. Dabei bist du doch derjenige, der mich so gern einen unhöfischen Klotz nennt.«
    Blanche seufzte unüberhörbar. Sie hatte nie zuvor zwei Männer gesehen, die offenbar so großes Vergnügen daran fanden, miteinander zu streiten. Wenn Jasper und sein Vater im selben Raum waren, gingen sie sich an die Gurgel, ehe man »Pax vobiscum« sagen konnte, aber dennoch suchten sie ständig die Gesellschaft des anderen.
    »Macht euch meinetwegen nur keine Umstände«, sagte sie spitz, den Blick auf ihr neues Strickzeug gerichtet: den ersten eines Paars wollener Strümpfe. Sie waren eigentlich für Henry gedacht gewesen, doch langsam beschlich Blanche der Verdacht, dass die Größe eher dessen bärbeißigem Onkel Jasper passen werde. Blieb die Frage, wie der zu dem kunstvoll eingestrickten Röschenmuster stand. »Es ist lange her, dass ich eine schamhafte, zimperliche Jungfrau war.«
    »Schamhaft und zimperlich?«, wiederholte Jasper, offenbar wider Willen amüsiert. »Das muss verdammt lange her sein.«
    »Wie dem auch sei, dein Vater hat Recht, Jasper: Wenn Generys so weitermacht, wird sie im Handumdrehen wieder schwanger, und dann ist es aus mit ihrer Milch.«
    »Dann suchen wir uns eben eine andere Amme«, gab er zurück.
    »Gute Ammen sind nicht leicht zu finden«, widersprach sein Vater. »Generys hat reichlich Milch, und gute Milch obendrein, sonst wäre der Junge keine Woche alt geworden. Das solltest du nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.«
    »Was soll ich tun?«, entgegnete Jasper aufgebracht. »Sie einsperren?« Er beugte sich vor und hob einen Zeigefinger. »Ihr Mann ist in Carmarthen für Edmund gefallen, und Weihnachten ist ihr das Kind gestorben. Ich werde ihr nicht verbieten, ein bisschen Freude zu suchen, hast du verstanden?«
    »Ja, du meine Güte, Jasper … Sollte es möglich sein, dass du ein Herz hast?«, fragte sein Vater überrascht. »Oder nicht so unempfänglich für Generys’ Reize bist, wie ich dachte?«
    »Du nimmst den Mund ziemlich voll«, gab Jasper zurück. »Nicht ich habe Wales mit Bastarden bevölkert.«
    »Bevölkert?« Owen Tudor erhob sich abrupt. » Bevölkert? Denkst du nicht, das ist ein bisschen übertrieben? Ich jedenfalls weiß nur von einem. Und wenn du deinen Bruder noch einmal einen Bastard nennst, dann …«
    »Dann was?« Jasper stand ebenfalls auf. »Dies ist mein Haus, und ich werde hier die Wahrheit aussprechen, wann immer es mir gefällt. Wer sie nicht hören will, dem steht die ganze Welt offen.«
    »Du bist Rhys ein erbärmlicher Bruder!«
    »Und du bist ihm ein erbärmlicher Vater!«
    »Es wird dir nicht gelingen, mich aus Pembroke zu vergraulen, mach dir keine Hoffnungen. Ich werde nicht zulassen, dass Henry hier ohne Liebe und Zuwendung aufwächst.«
    »Bitte. Bleib, solang es dir Spaß macht, das ist mir völlig gleich. Aber sei so gut und misch dich nicht in die Angelegenheiten meines Haushaltes ein.«
    »Ich werde mich in alles einmischen, was das Wohlergehen meines Enkels betrifft, verlass dich drauf.«
    »Auf einmal so voller Fürsorge? Hast du vielleicht ein schlechtes Gewissen? Deinen Enkel willst du nicht im Stich lassen und in ein verfluchtes Kloster abschieben, im Gegensatz zu deinen Söhnen, ja?«
    »Was soll das heißen?«, fragte der alte Tudor, es klang gefährlich leise. »Wärst du lieber Humphrey of Gloucester in die Hände gefallen und auf Nimmerwiedersehen verschwunden? Hat es dir an irgendetwas gemangelt in der Obhut der Nonnen? Hast du einen einzigen Tag Not gelitten, je um dein Leben bangen müssen? Edmund jedenfalls hat immer gesagt …«
    »Oh ja, Edmund. Natürlich. Edmund war glücklich im Kloster. Edmund konnte sich überall einfügen. Wo Edmund war, ging die Sonne auf. Immer wieder kommen wir bei ihm aus, nicht wahr?«
    Owen Tudor musste mit einem Mal verdächtig blinzeln. »Du verfluchter, undankbarer …«
    »Schluss!« Blanche hatte keine bewusste Erinnerung daran, aufgestanden zu sein, aber plötzlich stand sie zwischen Vater und Sohn und sah von einem zum anderen und wieder zurück, wie in einem Tennishof. »Hört sofort auf damit. Ihr solltet euch schämen, Edmund zum Vorwand für eure unseligen Streitereien zu nehmen, denn ihr wisst genau, dass er das niemals gebilligt hätte. Und eins sag ich euch: Ihr werdet seinen Sohn nicht missbrauchen, um alte Rechnungen zu begleichen, ist das klar? Ich werde jedenfalls nicht tatenlos

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