Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
er.
»Ich hatte ja keine Ahnung«, antwortete sie.
»Nein, das scheint mir auch so.«
Sie kuschelte sich auf dem Fell zurecht und sah zu, wie er sich auszog. Seine Bewegungen waren präzise und sparsam. Die helle Haut schimmerte im flackernden Schein des Kaminfeuers, und Blanche hätte stundenlang dem Spiel seiner Muskelnzuschauen können, die sie an den Schmied von Waringham erinnerten. Sie entdeckte eine schmale, quer verlaufende Narbe oberhalb seines Bauchnabels und fuhr sacht mit dem Finger darüber. »Was ist das?«
Er hatte die Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt und ergab sich ihren sacht tastenden Fingern. Aber dann umschloss er ihre Hand mit seiner. »Das erzähl ich dir später. Vielleicht. Jetzt hab ich anderes im Sinn.«
Blanche streckte ihm die Arme entgegen. »Dann komm her.«
Er nahm ihre Hände, richtete sie auf und zog ihr Kotte und Hemd aus, löste ihr das Haar und drapierte die hüftlangen schwarzen Locken mit Sorgfalt. Einen Moment betrachtete er ihren weißen Leib, die festen, üppigen Brüste, und seine Augen leuchteten. Dann schob er sich auf sie und drang in sie ein, gierig und voller Ungeduld.
Die Hände auf ihren Brüsten waren rau, seine Stöße hart und fordernd, aber an seiner Ungeduld war nichts Bedrohliches. Blanche fühlte sich weder unterworfen noch gedemütigt, wie sie erwartet hatte. Im Gegenteil, Jasper steckte sie an mit seiner Wildheit und seiner Lust, die ihr so seltsam unschuldig vorkam, so arglos, dass sie überhaupt nicht zu ihm zu passen schien, und als er zu keuchen begann, ihre Schultern umklammerte und schneller wurde, schlang sie die Beine um seine Hüften und überließ sich bedenkenlos ihrem Geliebten und diesem neuen Gefühl von Ekstase, das er ihr geschenkt hatte.
Als er sich schließlich hochstemmte und von ihr lösen wollte, verschränkte sie für einen Augenblick die Arme in seinem Nacken und presste sich an ihn. Aber dann ließ sie ihn los. Um sich zu beweisen, dass sie es konnte.
Jasper stand vom Boden auf und holte seinen Mantel, der zum Trocknen über einer Stuhllehne gehangen hatte, um Blanche damit zuzudecken.
Sie schüttelte lachend den Kopf. »Das ist nicht nötig. Du kannst dir nicht vorstellen, wie warm mir ist.«
Trotzdem breitete er den Mantel über sie. »Es ist Winter,und das hier ist Pembroke Castle«, erklärte er und streckte sich wieder an ihrer Seite aus. »Die Schwindsucht lauert in jedem Winkel auf die Unachtsamen. Aber dich soll sie nicht kriegen.«
Es rührte sie, dass er um sie besorgt war, und damit er es nicht merkte, ergriff sie seine Hand und legte sie auf ihre linke Brust.
Jasper seufzte zufrieden und umkreiste mit dem Zeigefinger den Hof. »Du hattest ein moosgrünes Kleid an auf Edmunds Hochzeit. Es hatte einen von diesen raffinierten eckigen Ausschnitten, die alles verheißen und nichts verraten.«
»Der König fand es unzüchtig.«
Er schnaubte leise, zog ihren Kopf an seine Schulter und erwiderte: »Nun, ich fand es wunderbar. Ich habe den ganzen Abend auf dein Dekolleté gestarrt wie ein liebeskranker Jüngling und hatte die größte Mühe, meiner Unterhaltung mit dem Bischof von Winchester zu folgen.«
Blanche erinnerte sich lebhaft an den Abend, da der Duke of York um ein Haar ihren Bruder umgebracht hätte. Und sie erinnerte sich auch an Jasper Tudors Blicke. Sie seufzte. »Es ist schade, dass du es dabei hast bewenden lassen. Wenn du mich geheiratet hättest, wäre mir allerhand erspart geblieben. Und Thomas Devereux auch«, musste sie der Gerechtigkeit halber hinzufügen.
»Ich wollte«, eröffnete Jasper ihr unerwartet. »Ich bin noch am selben Abend zu meinem Bruder, dem König, gegangen und habe ihn gefragt. Aber er sagte, York habe dich bereits einem Marcher Lord versprochen.«
»York.« Blanche spie das Wort regelrecht aus. »Was findet er nur an uns, dass er das Leben eines jeden Waringham vernichten will?«
»Die Ehre habt ihr nicht allein. Er hat es ebenso auf jeden Tudor und jeden Lancaster abgesehen und wer immer sonst zwischen ihm und Englands Thron steht. Ich habe Henry an dem Abend gesagt, er müsse ihn verhaften. Ich habe ihm erzählt, was Julian um ein Haar passiert wäre.«
»Und?«
Er schüttelte den Kopf. »Er hat mir gar nicht richtig zugehört. Wie immer, wenn man ihm etwas sagt, das er nicht wahrhaben will, wurde er abwesend und vage.«
»Aber irgendetwas muss passieren, Jasper. So viele gute Männer sind Yorks Verrat schon zum Opfer gefallen. Mein Vater. Dein Bruder.
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