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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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undurchdringlich. Viele der Büsche hatten Dornen, die mit den Yorkisten gemeinsame Sache zu machen schienen und die Fliehenden aufzuhalten suchten. Quälend langsam bewegten sie sich von den Verfolgern und dem Licht ihrer Fackeln weg. Als sie die Leibwächter mit den Pferden fanden, nahm das Prasseln des Regens wieder zu.
    Die Königin gab einen gedämpften Laut des Unmuts von sich.
    Aber Julian raunte ihr zu: »Das ist gut. Sie werden uns nicht hören.«
    »Können wir reiten?«, fragte sie ebenso leise.
    »Noch nicht. Vielleicht noch zweihundert Schritte, dann stoßen wir auf einen Bach. Am anderen Ufer wird der Wald älter und lichter. Dort sitzen wir auf und reiten, was das Zeug hält.«
    »Woher wollt Ihr wissen, dass wir an einen Bach kommen?«, fragte sie skeptisch.
    »Weil wir auf dem Weg nach Northampton auch durch diesen Wald geritten sind.«
    »Und deswegen erkennt Ihr bei Regen und Dunkelheit jeden Baum und Strauch wieder? Wer in aller Welt hat Euch das gelehrt? Eure Wildhüter in Waringham?«
    Julian wandte den Kopf und schenkte ihr ein geisterhaftes Lächeln. »Der Earl of Warwick, Madam.«
    Sein einstiger Dienstherr war der beste Jäger, den Julian kannte: Ausdauernd, furchtlos, vor allem listenreich, und er wusste immer genau, wo er sich befand. Warwick war es auch gewesen, der Julian die Parallelen zwischen der Jagd und der Politik offenbart hatte. Nur hätte der junge Waringham sich damals nie träumen lassen, dass Warwick eines Tages seinen Kopf als Trophäe begehren könnte.
     
    Die einsame Kapelle lag an einer Wegkreuzung unweit eines öden Marktfleckens namens Stratford-upon-Avon. Es war beinah Mitternacht, als sie ankamen. Zwei Dutzend Angehörige der Schwanengarde warteten dort auf ihre Königin und den Prinzen, und sie waren sehr erleichtert, sie zu sehen.
    »Und was machen wir nun, Sirs?«, fragte die Königin.
    Die Männer hatten auf dem Lehmboden des Kirchleins ein Feuer entzündet, und Marguerite setzte sich auf eine Decke und wärmte sich die Hände. Edouard ließ sich an ihrer Seite nieder und folgte ihrem Beispiel. Er war bleich und blinzelte vor Müdigkeit. Aber er beklagte sich so wenig wie seine Mutter. Großartiger Junge, fuhr es Julian durch den Kopf. Kein Jammerlappen wie sein alter Herr …
    »Wir müssen spätestens beim ersten Tageslicht wieder aufbrechen, denn das tun unsere Verfolger auch«, sagte er.
    »Aber sie können im Wald unmöglich unsere Spur finden«, entgegnete einer der Leibwächter des Prinzen, ein stämmiger, blonder Jüngling namens Bran. »Der Boden ist aufgeweicht, und alles dort war voller Farn und Gras.«
    »Seid nicht so sicher«, warnte Julian. »Ich wette, der Kerl, den Devereux dabeihatte, war ein Fährtenleser. Wenn er gutist, werden sie hinter uns her sein wie der Teufel hinter der armen Seele, und unsere einzige Hoffnung ist Schnelligkeit.«
    »Der Prinz muss rasten«, erklärte die Königin.
    »Nein, Mutter, ich kann …«, begann Edouard, doch sie hob gebieterisch die Hand, und er verstummte.
    »Außerdem zählen wir alle zusammen siebenundzwanzig Köpfe und haben nur dreiundzwanzig Pferde«, gab Bran zu bedenken. »Wir werden sie niemals abhängen.«
    Julian stand mit verschränkten Armen, sah ins Feuer und dachte nach.
    »Mutter, ich bin so hungrig.« Der Prinz flüsterte, aber seine Stimme hallte in dem leeren Kirchlein.
    Marguerite legte einen Arm um seine Schultern und zog ihn an sich. »Wir haben nichts, mein Sohn. Du musst dich gedulden.«
    Doch drei oder vier der Gardisten erhoben sich vom Boden, klopften ihre Wämser ab oder öffneten die Beutel am Gürtel und förderten allerlei Gaumenfreuden wie angebissene Äpfel oder steinhartes Brot zutage und brachten diese ihrem Prinzen. Julian beobachtete sie mit einer Mischung aus Abscheu und Belustigung. Diese Männer waren Halunken, übles Gesindel, das bedenkenlos Angst und Schrecken verbreitete, wenn die Königin mit dem kleinen Finger winkte. Die Schwanengarde hatte die Menschen in den Midlands drangsaliert, bis man ihren Namen nur noch flüsternd aussprach. Aber ihrem Prinzen gegenüber verhielten sie sich wie gutmütige Onkel und gaben ihm buchstäblich ihren letzten Kanten Brot. Edouard wusste die Gaben offenbar zu schätzen. Er bedankte sich und aß klaglos, was sie ihm brachten.
    Als er alles vertilgt hatte, stand Julians Plan fest. »Wir rasten hier drei Stunden. Dann trennen wir uns. Ich reite mit der Königin und dem Prinzen nach Norden. Ihr anderen wendet euch nach Süden. Reitet

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