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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Plätzchen zwischen die Zähne und zeigte auf die Schale. »Besuch?«
    Caroline schüttelte den Kopf. »Vorhin kam ein Bote. Die Countess of Warwick und ihre Töchter werden vor Einbruch der Dunkelheit eintreffen.«
    Julians übermütige Laune verging auf einen Schlag. Warwicks Gemahlin war der letzte Mensch, dem er hier begegnen wollte. »Verstehe. Großes Gefolge?«, fragte er scheinbar beiläufig.
    Sie hob die Schultern. »Essen für zehn, hat der Steward mir gesagt. Mit Euch dann wohl elf.«
    Er hob abwehrend die Hände, die, wie er erst jetzt sah, nur mäßig sauber waren. »Nein, vielen Dank. Ich esse mit den Stallburschen, wie üblich.« Da er den Steward und dessen Frau nicht ausstehen konnte, hatte er von Anfang an darauf verzichtet, an ihren Mahlzeiten teilzunehmen und so in den Genuss der feineren Speisen zu kommen, die ihnen aufgetragen wurden und auf die Julian als adliger Gefangener ein Anrecht gehabt hätte.
    »Aber Mylord, Ihr müsst Lady Anne doch Eure Aufwartung machen«, gab die Köchin zu bedenken. »Sie könnte beleidigt sein, wenn Ihr Euch einfach so verdrückt.«
    Er zwinkerte ihr zu. »Ich bin zuversichtlich, dass sie darüber hinwegkommt.« Auf dem Weg nach draußen stahl er noch ein Ingwerplätzchen, aber so beiläufig und so geschickt, dass die Köchin es nicht merkte.
     
    Er verbarg sich auf dem Heuboden, bis er die Gesellschaft ankommen und aus dem Hof verschwinden gehört hatte. Er wusste selber nicht so genau, was er damit bezweckte, Lady Anne aus dem Wege zu gehen, denn früher oder später würden sie sich zwangsläufig begegnen. Doch er wollte es lieber noch ein bisschen vor sich herschieben. Ihr Blick würde voller Hohn sein, das wusste er. In was für eine unmögliche, demütigende Lage bist du nur jetzt wieder geraten, Julian of Waringham , würde dieser Blick ihn fragen. Genau wie damals, nicht wahr? Ich habe nämlich nichts vergessen, weißt du. Nicht das kleinste Detail …
    Er musste sich belächeln, dass er sich selbst nach zehn Jahren immer noch vor ihrem Spott fürchtete, aber es war so. Vor allem jetzt, da er wieder hier war. Als Gefangener obendrein, machtlos und besiegt.
    Also blieb er in seinem Versteck, bis es im Hof längst still geworden war und das schwindende Licht auf dem Heuboden ihm anzeigte, dass es dämmerte. Er wollte gerade die Leiter hinabsteigen, um zum Abendessen zu gehen, doch kaum hatte er beide Füße auf der ersten Sprosse, hörte er Gegenverkehr. Also stieg er wieder durch die Luke, drehte sich um und stellte verwundert fest, dass es ein sehr kleines blondes Mädchen war, das die Leiter zum Heuboden erklomm, ohne das geringste Zögern und mit einigem Geschick. Als sie den Mann an der Luke entdeckte, hielt sie nicht inne und erschrak auch nicht, sondern lächelte zu ihm auf.
    Julian erkannte sie sofort. »Lady Anne?«
    Das Kind nickte, kletterte von der Leiter, blieb vor ihm stehenund sah zu ihm hoch. Sie war die jüngere von Warwicks zwei Töchtern und trug den Namen ihrer Mutter, deren Ebenbild sie war. Nur war das Lächeln der kleinen Anne noch ganz ohne Arg. »Und wer bist du?«
    »Julian …« Er schluckte den Rest im letzten Moment herunter. Er wollte nicht, dass sie ihrer Mutter erzählte, dass sie ihn auf dem Heuboden angetroffen hatte. »Was treibst du denn hier, Anne?«, fragte er verwundert. »Eine junge Dame hat hier doch gewiss nichts verloren. Leitern sind gefährlich, weißt du.«
    Sie tat die Warnung mit einem Schulterzucken höchster Gelassenheit ab. »Als wir zuletzt in Warwick waren, hatte die Katze hier oben ihre Jungen bekommen. Ich wollte nachschauen, ob sie noch da sind.«
    Er wies auf eine Stelle links des hölzernen Stützpfeilers. »Vermutlich nicht mehr dieselben, aber dort liegt ein Wurf. Drei Wochen alt.«
    Eifrig ging Anne hinüber, fand das Versteck im Heu auf Anhieb und beugte sich darüber. Julian sah mit Interesse, dass sie keinen Versuch unternahm, die winzigen Kätzchen anzufassen, deren Niedlichkeit selbst er fast unwiderstehlich fand.
    Er trat näher und sah über ihre Schulter. Es waren vier Junge, gewöhnliche gescheckte Hofkatzen. Zwei hatten sich zu kleinen Fellknäueln zusammengerollt und schliefen, zwei tranken. Die Mutter lag auf der Seite, betrachtete die beiden Eindringlinge scheinbar seelenruhig, aber ihre Schwanzspitze bewegte sich hin und her.
    »Sind es Jungen oder Mädchen?«, fragte die Kleine.
    »Es ist noch zu früh, um den Unterschied zu sehen«, antwortete Julian.
    »Woran kann man den

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