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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Weg räumen wollte.«
    »Tatsächlich, Richard? Und ich dachte, du warst so überzeugt davon, er wolle mir nur einen Schreck einjagen.«
    Warwick bewies zumindest so viel Anstand, einen Augenblick verlegen zu wirken. Dann fuhr er fort: »Wie ich sagte, Edward ist anders als sein Vater. Sprich mit ihm, dann wirst du es merken.«
    »Ich weiß, dass er anders ist. Er ist …« Es wollte nicht so ohne weiteres heraus, aber Julian zwang sich, es zu sagen. »Er ist ein anständiger Kerl. Aber leider ein Thronräuber. Darum wird er auf mich verzichten müssen.«
    Warwick seufzte und betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Dir ist klar, was das bedeutet, oder?« Er stand auf.
    »Oh, aber gewiss doch, Cousin.« Julian erhob sich ebenfalls. Er war sich der beiden Wachen nur zu bewusst, spürte ihre Blicke wie Dolche im Rücken. Und Warwick stand zwischen ihm und der Brücke. Also löste er die Schnallen seines Schwertgürtels und reichte ihn seinem Cousin. »Wirst du mich umquartieren? Ich erinnere mich an deine Verliese unter der Rüstkammer; wir haben als Knaben dort gespielt.« Nur in die Oublietten hatte er sich nie gewagt, denn sie waren so winzige Löcher, dass er als Vierzehnjähriger schon nicht gewusst hätte, wie er sich hineinzwängen sollte. Er hoffte inständig, dass sein Cousin nicht beabsichtigte, seine Lancaster-Treue dort auf die Probe zu stellen.
    Fast ein wenig hastig nahm Warwick ihm das dargebotene Schwert ab. »Ich schlage vor, du kehrst in dein Quartier zurück. Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten. Bis der König uns seine Wünsche wissen lässt, stehst du unter Arrest. Du wirst die Burgmauern nicht verlassen, und wenn du zu fliehen versuchst, dann werde ich dich umquartieren.«
    Julian verzog höhnisch den Mund und nickte.
    Warwick wies auf den Pfad, der zur Burg zurückführte. »Nach dir, Julian.«
     
    Anfang Mai war Julian vollständig genesen, und mit seiner Gesundheit kehrte auch der Lebensmut zurück. Seine ungewisse Situation machte ihm zu schaffen. Er lag nachts wach und fragte sich, was aus ihm und aus Waringham werden sollte, wenn Edward of March sich zum König krönen ließ. Die Trauer um Alexander und die Sorge um alle anderen, die mit ihm bei Towton gekämpft hatten, lasteten schwer auf ihm, aber er hatte festgestellt, dass er froh war, noch am Leben zu sein, und das war ein Anfang.
    Der Frühling in den Midlands zeigte sich sonnig und mild, und oft stand Julian auf der hohen Burgmauer und ergötzte sich an der Schönheit der Flussebene. Nicht selten überkam ihn bei dem Anblick Heimweh, dessen Heftigkeit ihn verblüffte, und manches Mal haderte er mit seiner Unfreiheit, doch gerade sie war es, die ihn gelehrt hatte, die kleinen Freuden des Lebens wieder zu würdigen: ein schmackhaftes, deftiges Mahl, ein kühles Bier in der warmen Mittagssonne und die Befriedigung harter Arbeit. Nachdem Warwick und seine Ritter abgezogen waren, um sich Edward of March wieder anzuschließen, war es auf Warwick Castle still geworden, und um nicht vor Langeweile einzugehen, hatte Julian dem Stallmeister – der auch seinen treuen Dädalus in seiner Obhut hatte – seine Dienste angeboten. Der alte Mann erinnerte sich an Julian und hatte bereitwillig zugestimmt. Es gab in England keinen Pferdenarren, der den Namen Waringham nicht in hohen Ehren hielt.
    So schuftete Julian meist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangin den Stallungen, mistete und fütterte gemeinsam mit den drei jungen Stallburschen, die ihn zuerst ehrfürchtig bestaunten und ihm schließlich die Ehre erwiesen, ihn als einen der ihren anzusehen, und er schulte Warwicks Rösser und gewöhnte ihnen ein paar Unarten ab. Nicht, dass es ihn gedrängt hätte, seinem Cousin eine Gefälligkeit zu erweisen. Im Gegenteil, wäre es nach ihm gegangen, hätte Warwick sich lieber heute als morgen beim Reiten den Hals brechen können. Aber die Arbeit mit den Tieren verschaffte ihm Zufriedenheit. Sie brachte ihn wieder ins Lot. Und sie vertrieb seine Appetitlosigkeit so gründlich, dass die Köchin irgendwann die Befürchtung äußerte, er habe beschlossen, dem Earl of Warwick die Haare vom Kopf zu fressen und ihn an den Bettelstab zu bringen.
    »Das ist eine hervorragende Idee, Caroline«, stimmte Julian mit vollem Mund zu, stibitzte noch ein Ingwerplätzchen aus der Schale, die sie gerade auf ein Tablett gestellt hatte, und war verdattert, als er einen Klaps auf die Finger erntete. Das war ihm verdammt lange nicht mehr passiert. Er steckte das erbeutete

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