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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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diplomatisch.
    »Es liegt daran, dass er ein Waringham ist«, verkündete Anne unerwartet. »Das hat Vater gesagt. ›Alle Waringham treiben sich lieber in Pferdeställen herum als in Palästen und verstehen mehr von Gäulen als von Politik.‹»
    »Sonst noch was?«, erkundigte Julian sich spöttisch, auch wenn er wusste, dass es leichtsinnig war.
    Sie schüttelte den Kopf, schaute aber unverwandt zu ihm hoch. »Seid Ihr der Waringham, von dem Vater gesprochen hat?«
    »Ich nehme es an, denn außer mir gibt es keinen mehr.«
    »Dann seid Ihr der Lord, den der König gefangen genommen hat? Müsstest Ihr dann nicht eingesperrt sein?«
    Er zwinkerte ihr zu. »Nur wenn ich nicht folgsam bin, Anne. Ich schätze, in dem Punkt geht es uns beiden gleich.«
    »Und wieso …«, begann sie, doch ihre Gouvernante fiel ihr ins Wort.
    »Ihr seid Lancastrianer?«, fragte Lady Janet. Sie sprach das Wort zögernd aus, als bringe es Unglück oder Schaden wie der Name eines Verdammten.
    Julian sah ihr in die Augen und nickte. »So ist es, Madam.«
    Sie schlug ihn ins Gesicht. Er sah es kommen und tat nichts, aber wenn er gewusst hätte, was für einen Mordsschlag sie hatte, wäre er wenigstens ausgewichen. Es fühlte sich an, als zerspringe seine linke Gesichtshälfte, und er musste einen Ausfallschritt zur Seite machen, um nicht ins Taumeln zu geraten.
    »Verflucht sollt Ihr sein«, sagte sie leise, nahm die kleine Anne bei der Hand und zerrte sie zur Tür.
    Julian überprüfte mit der Zunge die Vollständigkeit seiner Zähne und wartete, bis die beiden jungen Damen verschwunden waren, ehe er erwiderte: »Danke gleichfalls, du yorkistische Furie.«
     
    Ihr Mann war bei Wakefield gefallen, erfuhr Julian von der Köchin. Wobei ›gefallen‹ nicht das richtige Wort war. Jeremy Bellcote war einer der Leibwächter des jungen Earl of Rutland gewesen und mit dem Jungen zusammen auf der Brücke abgeschlachtet worden. »Und außerdem ist sie Hastings’ Schwester«, fügte Caroline hinzu.
    »Wer zum Henker ist Hastings?«, fragte Julian verdrossen.
    Sie warf ihm einen seltsamen Blick zu, schaute dann auf den Teig, den ihre großen Hände kneteten, und sagte: »Es wird erzählt, er hätte Euch gefunden. Mehr tot als lebendig. Er wollte Euch den Rest geben, aber der König hat es verhindert. Der neue König, mein ich.«
    »Ach ja.« Julian erinnerte sich. Du sollst es merken, wenn du krepierst . »Ein ziemlich finsterer Geselle.«
    »Seid Ihr das nicht alle in der Schlacht?«, gab sie zurück.
    Er machte eine unbestimmte Geste. »Es gibt Unterschiede. Aber im Grunde hast du wahrscheinlich Recht.«
    »Jedenfalls steht er hoch in des Königs Gunst. Früher war er Yorks Wildhüter in Shropshire oder so was, aber der König hat ihn noch auf dem Schlachtfeld von Towton zum Ritter geschlagen.«
    »Für treue Schlächterdienste, da bin ich sicher«, bemerkte Julian bitter.
    Caroline sah nicht von ihrer Arbeit auf, aber ihre Stimme klang abweisend, als sie sagte: »Wenn das alles war, wär ich dankbar, wenn Ihr aus meiner Küche verschwindet, Mylord.«
    Julian trollte sich folgsam. Dieses Mal ließ er keine Leckerei, sondern ein kleines, scharfes Küchenmesser mitgehen. Damit setzte er sich in seiner Kammer aufs Fenstersims und schnitztean dem Holzspielzeug, das er tags zuvor begonnen hatte. Bislang hatte er nur mit dem Speisemesser arbeiten können – das einzige, was er derzeit besaß –, und das Ergebnis hatte ihn nicht zufriedengestellt. Mit der erbeuteten Klinge ging es besser, und es dauerte nicht lange, bis er ein schlafendes Katzenjunges auf dem Handteller hielt, welches so echt aussah, dass man meinte, man bräuchte es nur hinter den Ohren zu kitzeln, um es zu wecken. Zufrieden steckte Julian sein Werk in den Beutel am Gürtel, wickelte das Messer in einen Lappen und verbarg es im Hosenbund.
    Schläfrige Mittagsstille lag über der Burg, als er den Caesar’s Tower verließ und sich gemächlich auf den Weg zum Pferdestall machte. Die Wachen an der Rüstkammer und dem Haupttor erwiderten seinen Gruß höflich. Sie hatten sich an seinen Anblick gewöhnt und hegten keinen besonderen Groll gegen ihn.
    Vor dem Stall erwartete ihn indessen eine unangenehme Überraschung: Die Countess of Warwick hatte sich ein Pferd satteln lassen und war im Begriff aufzusitzen.
    Julian konzentrierte sich darauf, dass sein Gesicht nichts als ein höfliches Lächeln zeigte. Er hatte ja gewusst, dass er dieser Begegnung nicht ewig aus dem Wege gehen konnte. Er trat

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