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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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undbalgten miteinander. Ihre Mutter schaute ihnen träge blinzelnd zu.
    Anne kicherte. »Sind sie nicht wunderbar?«
    »Das sind sie.«
    »Seid Ihr wirklich ein Schurke, Mylord?«, erkundigte sie sich, eher neugierig als ängstlich, ohne den Blick von den Katzen abzuwenden.
    »Hat deine Mutter das gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Lady Janet.«
    »Verstehe.« Julian überlegte einen Moment. »Weißt du, Anne, ich glaube nicht. Aber das Merkwürdige an Schurken ist, dass sie sich selbst meistens nicht als besonders böse ansehen. Darum rate ich dir, ein bisschen vorsichtiger zu werden und in Zukunft lieber auf das zu hören, was deine Gouvernante dir sagt. Aber in meinem Fall darfst du eine Ausnahme machen«, fügte er grinsend hinzu. »Ich bin nämlich dein Cousin, weißt du. Ziemlich entfernt, aber immerhin.«
    »Ist das wahr?« Der Gedanke schien ihr zu gefallen, und sie wandte den Kopf, um ihn anzusehen.
    Er legte die Hand aufs Herz. »Ehrenwort.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ich einen so großen Cousin hab. Bisher kannte ich nur kleine.«
    Du hast ein paar Dutzend großer Cousins, armes Kind, die sich gerade alle paar Monate treffen, um sich gegenseitig abzuschlachten. »Doch, es ist so«, versicherte er.
    »Das sag ich Lady Janet«, versprach sie. »Dann wird sie mir bestimmt nicht mehr verbieten, mit Euch zu sprechen.«
    »Da wär ich nicht so sicher.« Er sah auf den gesenkten blonden Schopf hinab und fragte sich, ob er wirklich wagen konnte, was er sich überlegt hatte. Sie war zu klein, um eine zuverlässige Komplizin zu sein. Und unter gar keinen Umständen wollte er sie in Schwierigkeiten bringen. Nur gab es niemanden außer ihr. Er musste es riskieren.
    »Anne, wenn ich dich um etwas bitte, wirst du’s tun?«
    »Krieg ich Schläge dafür, wenn es herauskommt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber es ist besser, du sagst keinemetwas davon, dass es verabredet war. Zumal Lady Janet dir ja verboten hat, mit mir zu sprechen, nicht wahr?«
    »Was soll ich machen?«
    »Kannst du bis vier zählen?«
    »Natürlich. Sogar bis fünf, weil ich doch fünf Jahre alt bin. Eins, zwei, drei, vier, fünf«, trug sie vor.
    »Großartig. Hörst du die Glocke der Kapelle in deiner Kammer?«
    »Die hört man doch überall.« Irgendwann nach Beendigung von Julians Knappenzeit hier hatte das Türmchen der Kapelle eine Uhr mit einem Schlagwerk bekommen. Ganz Warwick – Stadt und Burg – war stolz darauf.
    »Wenn du sie viermal schlagen hörst, lauf hinunter in die Kapelle.«
    »Ja? Und dann?«
    »Das ist alles.«
    »Aber was ist in der Kapelle, wenn es vier Uhr schlägt?«
    »Du wirst schon sehen.«
    Wie allen Kindern fiel es ihr leicht, das Ungewöhnliche zu akzeptieren. »Einverstanden.«
    »Du wirst es nicht vergessen? Es ist wichtig.«
    »Ich vergess es nicht«, versprach das kleine Mädchen feierlich.
    Julian war zufrieden. Er nahm an, die Sache war zumindest nicht völlig aussichtslos. »Hier. Ich hab etwas für dich.« Er griff in seinen Beutel und zog das geschnitzte Kätzchen hervor.
    Sie nahm es in ihre rundlichen Hände und jauchzte. »Oh, Julian … Ich meine, Mylord, es ist wunderschön. Genau wie die echten! Und das ist für mich?«
    Er nickte.
    »Ihr meint, ich darf es richtig behalten? Für immer?«
    »Für immer.«
    Sie drehte es hin und her, hielt es zum Vergleich neben die balgenden Katzenbabys, begutachtete es von allen Seiten und drückte es dann an die Brust. »Es ist so schön.«
    Julian betrachtete sie mit einem Lächeln. Sie war hinreißendund ihre große Freude mehr als reichlicher Lohn für seine Arbeit. Fast bedauerte er, dass es ein Abschiedsgeschenk war. Und er hatte ein schlechtes Gewissen, dass er dieses arglose Geschöpf bestach. Vielleicht hatte Janet Bellcote ja doch nicht so falsch gelegen, was die Einschätzung seines Charakters betraf. Sein Vater jedenfalls hätte ihr vermutlich Recht gegeben …
    Er stand auf. »Ich hab noch allerhand zu erledigen, Anne. Was denkst du, wollen wir die Leiter wieder zusammen runterklettern?«
    Sie stand bereitwillig auf und streckte ihm die Arme entgegen. Er hob sie hoch wie am Tag zuvor, und sie küsste ihn auf die Wange.
    Ein wenig erschrocken sah er sie an.
    Sie hob lächelnd die Schultern. »Weil Ihr doch mein Cousin seid.«
    Er hielt sie behutsam fest und brachte sie sicher hinunter.
     
    Julian stand mit Dädalus am Zügel hinter dem Stall und zählte die Glockenschläge. Zwei. Drei. Vier. Er hielt es nicht länger aus, nichts zu sehen, und

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