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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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habe.«
    Blanche drehte den Kopf und sah ihn an. »Es ist dein gutes Recht, verbittert zu sein, aber ich finde es unsinnig, dass du dich mit solchen Vorwürfen quälst. Ganz gleich, wie du zur Königin stehen magst, du hast für deinen Bruder alles getan, was in deiner Macht stand.«
    »Tja.« Er fuhr sich kurz mit der Hand über die Stirn, wo ein hässlicher Kratzer gerade zu verheilen begann. »Ich wünschte, ich könnte mir dessen so sicher sein wie du. Jetzt habe ich jedenfalls alles an Land und Macht und Reichtümern verloren, was ich je hatte, und ich sage dir, es ist mir gleich. Mir war nie bewusst, wie wenig diese Dinge mir bedeuten. Aber Pembroke …«
    Er sprach nicht weiter. Das war auch nicht nötig. Blanche wusste, es würde ihn bis ins Mark treffen, Pembroke zu verlieren. Es war mehr als eine Grafschaft, ein Städtchen, eine Burg am Meer. Pembroke war der einzige Ort, wo Jasper Tudor wirklich sein konnte. Der einzige Ort, wo Waliser und Engländer in Eintracht lebten. Jaspers Schöpfung, sein Reich und sein sicherer Hafen.
    Ihr selbst erging es kaum anders. Pembroke war ihr Zuhause geworden. Das, was heute ihr Leben war, hatte hier seinen Anfang genommen, gewissermaßen in diesem Raum. Unwillkürlich sah sie zum kalten Kamin hinüber. Ein beachtliches Feuer hatte darin gebrannt, als sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. Blanche glaubte jetzt noch, die Hitze auf der Haut zu spüren, sah das kupferfarbene Glitzern in Jaspers Bartstoppeln.
    Er räusperte sich. »Nun, wie dem auch sei. Rhys hat Recht. Wir können nicht länger aushalten. Du hast nicht mehr genügend Milch für unseren Owen …«
    »Woher weißt du das?«, fragte sie, ebenso scharf wie verwundert.
    »Woher? Weil er fortwährend schreit, wenn er nicht vorErschöpfung einschläft, und weil du heimlich die Heilige Jungfrau um Hilfe anflehst, wenn du denkst, ich schlafe.«
    »Gott …« Blanche schnalzte unwillig mit der Zunge. »Entschuldige. Ich wollte dir das nicht auch noch aufbürden.«
    Er zog sie an sich. »Es würde alles noch viel schlimmer, wenn wir die Augen vor den Tatsachen verschlössen. Und Tatsache ist: Owen und Richmond werden die Ersten sein, die sterben.«
    Blanche biss sich auf die Zunge, um nicht in Tränen auszubrechen. Seit zwei Wochen litt sie Hunger – schlimmer als je zuvor in ihrem einst so wohl behüteten Leben –, und sie hatte angewidert festgestellt, dass der Hunger sie weinerlich machte. »Aber was wird aus ihnen, wenn wir uns Black Will Herbert ergeben? Denkst du, du kannst freien Abzug mit ihm aushandeln?«
    Jasper schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht mit ihm verhandeln. Ich könnte ja doch nicht glauben, dass er sein Wort hält.«
    »Also was dann?« Die bange Frage war heraus, ehe sie es verhindern konnte. Die Angst vor dem unausweichlichen Moment ihrer Kapitulation begleitete sie seit Wochen auf Schritt und Tritt. Sie glaubte zu wissen, was passieren würde. Wahrscheinlich würde Herbert sie alle töten. Jasper, Rhys und den kleinen Richmond ganz gewiss, denn sie waren Tudors. Das Beste, was Blanche selbst zu erhoffen hatte, war ihre Rückkehr zu Thomas Devereux. Sie hob den Kopf und schaute Jasper in die Augen. »Ist das hier das Ende, Jasper? Ist es das, was du mir zu sagen versuchst? Wird dies hier unsere letzte Nacht sein, ehe wir Black Will Herbert morgen früh die Tore öffnen?«
    Jasper legte die Hände auf ihr Gesicht. »Nein.« Er strich mit den Daumen über ihre Schläfen und lächelte. »Kampflos aufzugeben ist vollkommen unwalisisch, weißt du.«
    Blanche stöhnte. »Mir ist nicht nach Scherzen zumute«, teilte sie ihm verdrossen mit. »Noch einer, und ich trete dich dahin, wo es richtig wehtut.«
    Er brachte einen halben Schritt Sicherheitsabstand zwischen sie, ehe er erwiderte: »Das ist allemal besser als eine abgehackte Hand.« Mit einem kleinen Ruck drehte er sie um, ehe sie ihrefürchterliche Drohung wahrmachen konnte, sodass Blanche wieder mit dem Gesicht zum Fenster stand. Jasper legte von hinten einen Arm um sie und wies mit der anderen Hand auf die See hinab. »Wir warten, bis die Ebbe einsetzt. Dann verschwinden wir aus Pembroke. Unbemerkt, will ich hoffen.«
    »Aber wie wollen wir durchs Tor kommen, ohne dass die Wachen uns sehen?«
    »Wir gehen nicht durchs Tor. Es gibt einen Verbindungsgang zwischen dem Keller dieses Turms und einer Grotte. Es ist eine elend lange, gefährliche Kletterei in der Dunkelheit. Aber in der Grotte liegt ein Boot. Zumindest hoffe ich, dass es noch da

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