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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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liegt.«
    »Wir fliehen übers Meer?«, fragte Blanche ungläubig. »Das heißt, wir müssen die Pferde zurücklassen?«
    Jasper sah sie nur an und sagte nichts.
    Blanche verstand. »Oh, Jesus … Ihr habt meine Calliope geschlachtet.« Sie hatte nie gefragt, auch nicht, als sie wusste, dass es Pferdefleisch war, das sie aßen. Sie hatte verstanden, dass es das Einzige war, was ihnen zu tun übrig blieb, wenn sie weiterleben wollten. Und das wollte Blanche genauso wie alle anderen auf dieser Burg. Dennoch war Calliope mehr für sie gewesen als irgendein Reittier: ihre Vertraute in den finsteren Monaten in Lydminster, ihre verlässliche Komplizin bei der Flucht von dort, eine treue Freundin.
    Tränen schossen Blanche in die Augen. Sie befreite sich von Jasper und ging langsam zum Tisch hinüber. »Warum konnten wir nicht von hier verschwinden, ehe Herbert uns ausgehungert hat? Weil sich das nicht gehört?«, fragte sie bitter.
    »Weil ich bis zuletzt gehofft habe, dass Somerset uns zu Hilfe kommt. Ich hätte es an seiner Stelle getan, denn es wäre sinnvoll gewesen, den Widerstand gegen den Thronräuber hier zu bündeln und von hier aus zu lenken. Aber wie es scheint, hat Somerset andere Pläne.«
    Blanche nickte, setzte sich auf einen der kostbaren Sessel, verschränkte die Arme auf der Tischplatte und legte den Kopf darauf.
    »Es … tut mir leid, Blanche.«
    Sie hörte, dass er dicht hinter ihr stand. Und sie hörte auch, wie mutlos und erschöpft er klang. Und das war kein Wunder. Seit zwei Monaten hatte er jeden Tag von Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Dunkelheit auf der Brustwehr und dem Torhaus seiner Burg gestanden und sie gegen die Belagerer verteidigt, und als die Vorräte knapp wurden, hatte er weniger gegessen als alle anderen. Blanche wusste, er hatte sich alles abverlangt, was er hatte.
    Sie nahm sich zusammen, richtete sich wieder auf und fuhr sich verstohlen mit dem Ärmel über die Nase. »Ich wette, ich bin nicht die Einzige, die den Verlust eines Pferdes betrauert. Du hast an Hippolitus kaum weniger gehangen.«
    »Das stimmt nicht. Kein normaler Mensch kann so an einem Gaul hängen wie ein Waringham. Trotzdem ist es mir schwergefallen. Hippolitus war übrigens der erste, den wir geschlachtet haben. Du fandest ihn … Ich glaube, ›schmackhaft‹ war das Wort, welches du gewählt hast.«
    »Hurensohn«, murmelte sie.
    Jasper lachte leise und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Meine Mutter, Madam, war Königin von England. Ich muss also sehr bitten.«
    Blanche spürte die Wärme seiner Hände durch den Stoff ihres Kleides. Es war ein schönes Gefühl. Sie drehte den Kopf, küsste die kurzen, kräftigen Finger der Linken und biss dann in den Daumen. Aber eher sanft als ernsthaft.
    Jasper zog sie auf die Füße. »Pack nur das Allernötigste zusammen. Weck Generys. Sie soll sich und den Jungen bereit machen. Ich gehe und rede mit den Männern.«
    Blanche nickte. »Wie viele finden Platz auf dem Boot?«
    »Ein gutes Dutzend, wenn wir zusammenrücken. Aber mehr werden auch gar nicht mitkommen wollen, wenn sie hören, wohin wir segeln.«
    »Und zwar?«
    »Sorg dafür, dass in einer Stunde alle bereit zum Aufbruch sind.«
    »Aber Jasper, wohin …«
    Er hob die Hand zu einer abwehrenden Geste und ging zur Tür. »Du weißt doch: Die Zeit und die Flut warten auf niemanden.« Und damit war er verschwunden.
     
    Blanche trug Owen in einem Tuch vor der Brust, damit sie beide Hände frei hatte. Rhys hatte Richmond huckepack genommen und mit einem Stück Seil an sich festgebunden. Generys trug eine kleine Weidenkiepe mit dem Nötigsten für die Kinder auf dem Rücken. Jasper und sein treuer walisischer Ritter, Madog ap Llewelyn, hielten jeder eine Fackel. Sie hatten ihre Waffen angelegt, die Rüstungen aber zurückgelassen. Wie Jasper vorhergesagt hatte, waren nur acht der vierzig Mann starken Garnison gewillt, mit ihm zu segeln. Die anderen wollten Black Will Herbert am nächsten Morgen die Tore öffnen und hofften auf seine Barmherzigkeit. Herbert war ein Marcher Lord, und deswegen misstrauten sie ihm, aber er war auch Waliser. Sie glaubten nicht, dass er einfache Soldaten, die sich in seine Hände begaben, abschlachten oder für ihre Treue zu ihrem Lord bestrafen würde. Und Jasper teilte diese Zuversicht.
    Er gab Madog seine Fackel, zog das Schwert aus der Scheide, steckte es in den Spalt zwischen zwei der großen, steinernen Bodenplatten im Keller des Turms und hebelte. Mühelos ließ die Platte

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