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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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verzückt aussehen wie Richmonds in diesem Moment.
    Das Schlagen einer Tür riss sie aus ihren Betrachtungen, und vier Kinder kamen lautstark in den Hof gestürmt. »Mutter! Vater! Mutter!«, jubelten sie.
    Lachend sprang Blanche vom Rücken des braven Ponys und schloss ihre Brut selig in die Arme: den achtjährigen Owen, seine Schwestern Caitlin und Angharad und den kleinen Goronwy, der sich noch an der Hand seiner Schwester festhalten musste, um sicher auf den Beinen zu stehen.
    Jasper legte Richmond, der ein paar Schritte abseits stand und das freudige Wiedersehen betrachtete, die Hand auf die Schulter und schob ihn vor. »Deine Basen und Vettern, mein Junge.«
    Richmond nickte. »Es … ist ein bisschen viel auf einmal, Onkel.«
    »Es sind nur vier, auch wenn sie genug Lärm für ein Dutzend machen.«
    »Ich meine … alles«, sagte der Junge hilflos.
    Jasper sah einen Moment auf ihn hinab. »Ja. Natürlich ist es das. Aber in ein paar Tagen wirst du dich daran gewöhnen, glaub mir. Hier sind deine Wurzeln, und das wirst du spüren.«
    »Ich spür’s jetzt schon, glaub ich.«
    Owen kam zu ihnen gerannt, blieb unsicher stehen, sah erst den fremden Jungen an, dann seinen Vater, vor dem er sich artig verbeugte. »Willkommen, Vater.«
    »Danke, mein Sohn. Hier. Dies ist dein Cousin Henry ap Edmund. Henry, darf ich vorstellen, Owen ap Jasper.«
    Die Jungen schüttelten sich feierlich die Hand.
    Meilyr, der die Kinder und seine eigene Familie mit der Red Rose hergebracht hatte, trat aus dem Haus, um die Ankömmlinge ebenfalls zu begrüßen, und Jasper ging ihm entgegen.
    Richmond und Owen blieben allein im Schatten der Buche zurück.
    »Du bist … der Earl of Richmond?«, fragte der jüngere Cousin voller Ehrfurcht.
    »Eigentlich schon. Aber natürlich haben die Yorkisten meine Besitztümer gestohlen.«
    »Darf ich dir helfen, sie zurückzuerobern?«
    Richmond lächelte nachsichtig auf seinen kleinen Vetter hinab. »Wenn es so weit ist, wirst du der Erste sein, den ich zu den Waffen rufe, Owen.«
    Blanche, die in der Nähe stand und ungeniert gelauscht hatte, schauderte.
    »Was hast du?«, fragte Jasper leise, hob seine jüngste Tochter auf den Arm, legte aber gleichzeitig den anderen um Blanches Schultern.
    »Nichts«, antwortete sie und zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. »Mir war nur für einen Moment, als sei der Teufel über mein Grab spaziert, wie meine Amme immer zu sagen pflegte.«
    Jasper nickte und sah genau wie sie zu Richmond und ihrem Ältesten hinüber.
     
    Blanche war keineswegs sicher gewesen, ob das beschauliche Landleben ihr bekommen würde. Und wie sie befürchtet hatte, fand sie sich in Penmynydd manches Mal an Lydminster Manor und das Jahr erinnert, das sie dort als Thomas Devereux’ Gemahlin verbracht hatte. Das Scheppern eines Melkeimers am frühen Morgen, der scharfe Geruch von Schafen, der durchs Fenster hereinwehte, das schläfrige Summen der Bienen auf den Obstwiesen, der gleichförmige Gesang der Sensen auf denFeldern – all das schien sich verschworen zu haben, sie in jene finstere Zeit zurückzuversetzen, und manchmal schreckte sie nachts aus fürchterlichen Träumen.
    Aber nach ein paar Tagen wurde es besser. Als sie alle sich allmählich in den ungewohnten Rhythmus dieses Lebens fanden, stellte Blanche fest, dass es nur eine ganz oberflächliche Ähnlichkeit mit dem Alltag in Lydminster hatte. Zum einen war dies hier Wales, das Land, das ihre Heimat geworden war und ihr doch immer noch so fremdartig und verzaubert erschien, dass alle Geschichten über Drachen und Feen hier glaubwürdiger waren als andernorts. Und der Menschenschlag war ein völlig anderer. Die Bauern in Wales mussten genauso hart schuften wie die in England, doch sie fürchteten sich weniger vor Missernten und anderen Schicksalsschlägen, so kam es ihr vor, und vor allem hatten sie keine Angst vor ihren Lords. Das in England so weit verbreitete Vorurteil, dass Waliser ständig und in jeder noch so unpassenden Lebenslage zu singen anfingen, war natürlich barer Unsinn, aber sie sangen gern und oft, und viele von ihnen hatten wundervolle Stimmen. In Penmynydd hatte Blanche zum ersten Mal die Gelegenheit, zu sehen, wie einfache, normale Menschen in Wales lebten, nicht die Bewohner der Burgen, die ständig mit Krieg, Belagerung und Flucht, Sieg und Niederlage befasst waren. Die meisten, denen sie hier begegnete, fand sie warmherzig, humorvoll und auf eine erdverbundene Art weise.
    Und auch das Leben im »großen Haus«

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