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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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unserer Familie, dass es keine Urkunden mehr darüber gibt. Darum haben die Yorkisten vergessen, es uns wegzunehmen. Es gehört dir.«
    »Anglesey?«, wiederholte Richmond. »Das habe ich noch nie gehört. Wo ist es?«
    »Er meint Ynys Môn «, erklärte Rhys.
    »Oh, die Insel, wo du geboren bist?«, fragte Richmond interessiert.
    Rhys nickte lächelnd. »Die Waliser nennen sie auch Mam Cymru .«
    Richmond sprach besser walisisch als englisch, trotzdem fragte er unsicher: »›Die Mutter von Wales‹?«
    »So ist es«, antwortete Rhys. »Weil es so fruchtbar ist, hat es seit jeher ganz Nordwales mit Getreide versorgt. Darum der Name.«
    Jasper streifte seinen jüngeren Bruder mit einem finsteren Blick. »Wenn der Geografieunterricht beendet ist, denkst du, wir könnten einen Schritt zulegen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, trabte er an.
    Richmond folgte seinem Beispiel und blieb an seiner Seite, aber er sah stur geradeaus und stellte keine weiteren Fragen.
    Blanche schüttelte ärgerlich den Kopf. Sie wusste, Jasper war eifersüchtig auf Rhys, der die vergangenen acht Jahre an Richmonds Seite verbracht hatte und den Jungen daher viel besser kannte, ihm viel näher stand als Jasper. Sie konnte das verstehen. Die lange Trennung von seinem Neffen, das Bangen um dessen Sicherheit und Wohlergehen hatten schwer auf Jasper gelastet. Aber wenn er die verlorene Zeit gutmachen wollte, war es wenig ratsam, den Jungen mit seiner Schroffheit zu verschrecken. Blanche ahnte, dass sie ein schweres Stück Arbeit vor sich hatte.
     
    Sie brauchten drei Tage bis zur Straße von Menai, der Meerenge, die Anglesey vom walisischen Festland trennte und an manchen Stellen kaum breiter war als die Themse in London.
    Unweit von Monmouth hatte Tristan Fitzalan sie verlassen, um nach Waringham zurückzukehren und Julian die frohe Kunde zu bringen, dass der junge Earl of Richmond endlich aus den Klauen der Yorkisten befreit war. Der Rest der kleinen Reisegesellschaft setzte den Weg nach Nordwesten fort, der sie schließlich durch das Bergland von Gwynedd führte. Die Pfade waren steil und schwierig, oft mussten die Reiter absitzen, die Pferde führen und die kleineren Kinder tragen, aber Richmond, der diesen Teil seines Heimatlandes noch nie gesehen hatte, war verzaubert von der Wildheit und Schönheit dieser Landschaft, und als zu ihrer Rechten der Carnedd Dafydd und der Carnedd Llewelyn auftauchten, wollte er alles über die walisischen Prinzen erfahren, nach denen diese Gipfel benannt waren. Mit großen Augen, beinah atemlos vor Spannung lauschte er den Geschichten, die sein Onkel Jasper ihm erzählte. Sie waren allesamt tragisch, voller Verrat, gebrochener Versprechen und verlorener Schlachten. Doch sie passten so großartig in dieses Land, das sie ja hervorgebracht hatte, und Jasper Tudor war ein guter Erzähler, wenn er in der richtigen Stimmung war. Richmond erkundete sie jedes Mal, bevor er begann, seinen Onkel zu löchern. Nicht ängstlich, sondern vorsichtig, so wie ein Schwimmer einen Zeh ins Wasser taucht, ehe er tollkühn hineinspringt.
    Sie überquerten die Straße von Menai kurz vor Sonnenuntergang mit einem flachen Fährboot, und von der Küste waren es nur noch drei Meilen bis Penmynydd.
    Der Stammsitz der Tudors war ein hübsches, verschlafenes Dorf inmitten des Hügellandes von Anglesey, der nicht so sehr wegen seiner Größe, sondern aufgrund seines Ertragreichtums genug abwarf, um einen bescheidenen Haushalt über die Runden zu bringen. Das »große Haus«, wie die Bauern es nannten, war ein uraltes zweigeschossiges Gebäude aus verbrettertem Fachwerk mit einem strohgedeckten Dach, das mit seinen Koppeln, Ställen und Vorratsgebäuden einen kleinen Hof bildete.
    Als die Reisegesellschaft dort im goldenen Abendsonnenschein einritt, schaute Richmond sich mit leuchtenden Augenum. Langsam glitt sein Blick den Stamm der stattlichen Blutbuche hinauf, die den Hof beschattete, weiter zu den Kräuterund Gemüsebeeten, die sich zwischen Haupthaus und Stall erstreckten, den wilden Sommerblumen, die dicht am Haus im Gras blühten, wo die Sense nicht hinkam, und kein einziges Detail entging seinen dunklen scharfen Augen.
    »Zu Hause«, hörte Blanche ihn vor sich hin murmeln, und sie sah, wie seine Brust sich hob und senkte, als er tief durchatmete. Sie glaubte zu ahnen, wie er sich fühlte. Sie litt selten an Heimweh, aber sie nahm an, sollte das Schicksal sie je zurück nach Waringham führen, würde ihr Gesicht vermutlich ähnlich

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