Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
von Penmynydd hätte sich kaum drastischer von dem im Gutshaus zu Lydminster unterscheiden können. Dort war es immer geordnet und still zugegangen, weil jeder Bewohner des Hauses fürchtete, Thomas Devereux’ Unwillen zu erregen, wenn er dessen Aufmerksamkeit auf sich zog. Hier lebten drei junge Familien unter einem Dach, die es zusammen auf beinah ein Dutzend Kinder brachten, von denen immer wenigstens eins lachte, eins heulte und zwei zankten. Blanche, Generys und Meilyrs Frau Mary verbrachten ungezählte Stunden mit den Mägden in der heißen Küche, putzten, schnippelten, rührten, kochten, kneteten undbuken, um die ganze Meute satt zu bekommen, und dabei redeten sie ohne Unterlass, und manchmal lachten sie, bis Blanche den Kochlöffel fallen lassen und sich die schmerzenden Seiten halten musste.
    Die Abendstunden liebte sie ganz besonders, und wenn das Wetter und der allgemeine Trubel es zuließen, setzte sie sich mit ihrem Strickzeug auf die Bank vor der Küchentür, bewunderte den Kupferschimmer der Abendsonne auf der Blutbuche, und wenn sie Glück hatte, hörte sie einen jungen Burschen auf dem Heimweg vom Feld oder eine Magd am Brunnen oder beide zusammen eines der schönen walisischen Lieder singen.
    »Wer hätte das für möglich gehalten«, hörte sie Jaspers Stimme zu ihrer Rechten. Als sie den Kopf wandte, stellte sie fest, dass er sie mit verschränkten Armen und einem winzigen Spötterlächeln betrachtete. »Blanche of Waringham hat ihre Liebe zum einfachen Leben entdeckt.«
    »Das ist wahr«, räumte sie ein. »Es ist, als sei mein Himbeertraum in Erfüllung gegangen.« Sie rückte beiseite, um ihm Platz auf der Bank zu machen.
    »Dein was?«, fragte er verständnislos und setzte sich zu ihr.
    »Als Julian und Lucas nach Pembroke gekommen sind, weißt du noch? Als wir uns auf dem Bauernhof verborgen hatten?«
    Jasper nickte.
    »Ich habe Hühnchen für euch gekocht …«
    »… die wir zuvor gemeinsam gerupft hatten, wie ich mich entsinne.«
    »So war’s. Und nach dem Essen habe ich euch eine Schale mit Himbeeren gebracht und mir gewünscht, ich wäre eine einfache Bäuerin, die ihrem Mann und ihrem Bruder nach einem langen Tag eine Schale Naschwerk hinstellt. Es war so schlicht. So schön. Und es besteht keine Notwendigkeit, mir zu sagen, dass das wirkliche Leben einer Bäuerin weder besonders schlicht noch besonders schön ist …«
    »Ich hatte gar nicht die Absicht, das zu sagen«, unterbrach er. »Es ist ein schöner Traum. Von Sicherheit und Normalität.Davon hast du nie viel gehabt, also ist es wohl das Mindeste, dass du es dir ausmalst.«
    Blanche legte den Kopf an seine Schulter. Manchmal verstand Jasper sie so vollkommen, dass sie sich regelrecht beschenkt fühlte. Ebenso oft war er ein Klotz und verstand sie kein bisschen, aber das machte Momente wie diesen nur kostbarer. »Wo ist Richmond?«, fragte sie.
    »Am Meer. Ich bin mit ihm hingeritten und habe ihm die Red Rose gezeigt. Wir haben über Henry und Marguerite und Edouard gesprochen. Der arme Junge brennt vor Fragen; Herbert hat ihn anscheinend über alles im Dunkeln gelassen. Dann wollte er ein Weilchen allein am Strand entlangreiten, hat er gesagt. Also bin ich zurückgekommen.«
    »Hat er nach seiner Mutter gefragt?«, wollte Blanche wissen.
    »Nein.«
    »Und hat er dir irgendetwas über die Jahre als Black Will Herberts Geisel erzählt?«
    »So gut wie nichts.«
    »Ich wünschte, du würdest ihn fragen, ob …«
    »Blanche, wenn du ihm zur Befriedigung deiner Neugier Dinge entlocken willst, die dich nichts angehen, sei so gut und frag ihn selbst.«
    Blanche nahm den Kopf von seiner Schulter und boxte ihn stattdessen auf den Oberarm. »Was fällt dir ein? Ich bin nicht neugierig.«
    »Du bist das neugierigste Geschöpf, das mir im Leben je begegnet ist«, widersprach er und umschloss ihre kleine, aber knochige Faust sicherheitshalber mit der seinen.
    »Ich will ihm doch nur helfen«, versuchte sie zu erklären. »Er ist so … in sich gekehrt. Er grübelt zu viel. Ich wünschte, er würde sich alles mal von der Seele reden, die Vergangenheit hinter sich lassen und nach vorn blicken.«
    »Ich glaube nicht, dass er in sich gekehrt ist, weil er düsteren Erinnerungen nachhängt«, sagte Jasper. »Es ist einfach seine Art.«
    »Aber er lässt niemanden an sich heran. Er ist voller Misstrauen und …« Sie wusste nicht weiter.
    Jasper legte die Hand auf ihr Bein. »Er ist erst seit zwei Wochen hier. Lass ihm ein bisschen Zeit. Und vor

Weitere Kostenlose Bücher