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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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verloren. Und Warwick ist tot. Auf der Flucht niedergemetzelt, heißt es.«
    »Auf der Flucht ? Ich wette, das ist eine Lüge!«, stieß Julian hervor. Das glitschige Heft rutschte ihm aus den Fingern, und er bekreuzigte sich. »Ist das sicher?«
    Fitzalan wandte den Blick ab und nickte stumm.
    Julian senkte den Kopf. »Ruhe in Frieden, Cousin. Was in aller Welt sollen wir jetzt ohne dich machen?«
    Die Konsequenzen dieses Verlusts stürzten wie ein Steinhagel auf ihn ein und machten seine Knie schwach. Ohne den Earl of Warwick, ohne die Autorität und die Macht, die er in seiner Person vereint hatte, war ihr Kampf aussichtslos. Jeder Mann, der ins Feld zog, brauchte etwas, woran er glauben konnte. Undauch wenn viele Warwicks persönlichen Motiven misstraut hatten, hatten doch alle daran geglaubt, dass er die Sache Lancasters zum Sieg führen konnte.
    Julian gestattete sich einen Moment, an seine Jahre in Warwick Castle zu denken, an die guten Stunden, die er dort erlebt hatte, als Knappe eines Mannes, den er über die Maßen bewundert und der ihn in den Jahren danach manches Mal bitter enttäuscht hatte. Der persönliche Verlust legte sich wie eine bleierne Last auf ihn, machte ihm mehr zu schaffen als die politischen Konsequenzen und drohte ihn niederzudrücken. Aber er wusste, er durfte sich jetzt und hier nicht in Trauer ergehen. Die Kämpfe waren vorüber, für den Moment alle Yorkisten verschwunden. Doch sie würden wiederkommen, und sei es nur, um die erbeuteten Kanonen, die entlang der Hecke hinter ihnen aufgereiht standen, in Besitz zu nehmen.
    »Wo sind unsere Männer?«, fragte er. »Weißt du etwas über unsere Verluste?«
    Ehe Tristan antworten konnte, kam Lucas Durham mit den Männern aus Waringham und Hetfield über den Kamm des Hügels zur Rechten. Er hatte den Helm abgenommen, und Blut rann ihm aus einer Platzwunde an der Stirn ins linke Auge. Vor Julian blieb er stehen und starrte auf das Gras zwischen ihren Füßen. Es hatte zu regnen begonnen.
    Julian hatte das Gefühl, als schwanke der Boden unter seinen Füßen, weil er nicht noch mehr auf seine Schultern nehmen konnte, aber er wappnete sich. »Wer?«, fragte er.
    »Frederic«, antwortete Lucas.
    »Jesus Christus, erbarme dich …«
    »Ich hab ihn gewarnt … Ich hab ihm gesagt, er hat keine Chance in dem verdammten Nebel, wo man ganz und gar auf seine Ohren angewiesen ist. Aber er wollte nicht auf mich hören. Er hat mir mit dem Handschuh gedroht.«
    Julian schloss einen Moment die Augen, ballte die gepanzerten Hände zu Fäusten und riss sich zusammen. »Wo ist er?«
    »Drüben, hinter den Geschützen, bei den Jungen.«
    »Wer sonst noch?«
    Lucas zählte fünfzehn Namen auf, auch Davey Wheeler war darunter. »Es scheint, nirgendwo waren die Verluste so hoch wie auf dieser Seite«, schloss er. »Gloucester und seine Männer haben wie die Metzger gewütet.«
    Fünfzehn Bogenschützen, ein Ritter. Sechzehn Witwen saßen in Waringham und warteten auf Nachricht, Gott allein mochte wissen, wie viele Waisen. Und das alles für nichts.
    »Kommt«, sagte Julian. »Wir müssen verschwinden und sie von hier wegschaffen.«
    Sie setzten sich in Bewegung, aber Fitzalan fragte: »Wohin? Können wir überhaupt nach Waringham zurück, Julian?«
    Gute Frage. Er hatte keine Ahnung. Er sagte nichts, sondern führte seine verbliebenen Männer in das Lager jenseits der Straße, die nach St. Albans führte.
    Der Earl of Oxford erwartete ihn dort. Auch sein Gesicht war grau vor Erschöpfung und gezeichnet von der erdrückenden Last ihrer Niederlage. »Julian. Hast du’s schon gehört?«
    Er nickte. »Wer außer Warwick?«, fragte er, obwohl er es eigentlich nicht hören wollte.
    »Sein Bruder Montague. Ich weiß noch nicht, wer sonst von Rang. Insgesamt haben wir an die tausend Tote, schätze ich.«
    Julian fühlte sich seltsam betäubt. Er hörte die Worte, diese grauenvolle Zahl, aber er konnte nichts empfinden. »Ich …« Er räusperte sich. »John, ich muss meinen Steward nach Hause bringen.«
    Oxford schüttelte den Kopf und legte ihm einen Moment die Hand auf die Schulter. »Das wird jemand anderes tun müssen. Ich bin nicht nur gekommen, um mit dir gemeinsam unsere Verluste zu beklagen, sondern ich bringe auch Hoffnung, Julian.«
    Julian hob den Kopf und sah ihn stumm an.
    Oxford zeigte ein sehr mattes Lächeln. »Du wirst es nicht glauben: Marguerite und Prinz Edouard sind in England gelandet.«
    Julian stieß hörbar die Luft aus, wandte den Blick ab und

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