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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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vorhatten. Er gönnte seinen erschöpften Truppen keine Ruhe, sondern führte sie in Eilmärschen nach Westen und nahm die Verfolgung auf. Sobald die Lancastrianer davon Wind bekamen, marschierten sie schneller. Ned Beaufort und Julian waren sich einig, dass es keine Rolle spielte, wenn der Eindruck entstünde, sie seien auf der Flucht vor Edward. Die Peinlichkeit war einer Konfrontation ohne walisische Unterstützung allemal vorzuziehen.
    Doch am vierten Mai holte Edward sie ein. Bei Tewkesbury – keinen Tagesritt mehr von der walisischen Grenze entfernt – griffen die Yorkisten im Morgengrauen an. Der Königin undihrer Schwiegertochter blieb gerade noch Zeit, sich im nahen Kloster in Sicherheit zu bringen.
    Die Artillerie der Yorkisten richtete ein furchtbares Blutbad unter den Lancastrianern an. Aber Julian und Ned Beaufort führten im Schutz eines Wassergrabens etwa zweihundert Mann hinter die feindlichen Linien und fielen den Yorkisten in den Rücken. Ihr Angriff kam von oben, Edward und die Seinen mussten bergan kämpfen und erlitten schwere Verluste. Wie bei Barnet drei Wochen zuvor wurde es ein harter, beschwerlicher Kampf, aber Julian sah, dass sie im Begriff waren, die Oberhand zu gewinnen. Die Yorkisten fielen wie Kegel. Er spürte einen wilden, freudlosen Triumph. Jedem, den er erschlug, schrie er die Namen der gefallenen und ermordeten Lancastrianer ins Gesicht: Für Somerset, für Buckingham, für Warwick, für Edmund Tudor und für John of Waringham – wie eine Litanei betete er die Namen herunter, und sie schienen ihn zu schützen wie ein Schild, denn er stürmte den Hang hinab, brüllte, hackte und schlug auf alles ein, was sich ihm in den Weg stellte, und wieder einmal schien er unverwundbar. Bis ihn ein Pfeil von hinten in die Schulter traf.
    Julian geriet ins Straucheln, schlug der Länge nach hin und rutschte ein Stück durchs feuchte Gras. Seine Schulter schmerzte höllisch. Er richtete sich stöhnend auf Hände und Knie auf und verdrehte den Kopf, um festzustellen, ob er den Schaft sehen konnte. Was er stattdessen entdeckte, erfüllte ihn mit Grauen: Eine Reiterei unter dem Banner der strahlenden Sonne von York, mehrere hundert Mann stark.
    »Ned!«, brüllte Julian und kam auf die Füße. »Ned!«
    »Was?« Ned Beaufort, vielleicht zehn Schritte zur Rechten, hörte nicht auf, sich mit seinem Feind zu schlagen, drängte ihn weiter hügelabwärts, aber er wandte für einen Lidschlag den Kopf in Julians Richtung.
    Julian wies mit dem Schwert den Hügel hinauf. »Da kommt Richard of Gloucester, dieser Hurensohn.«
    Es war das Ende.
    Edward hatte sie wieder einmal mit der klügeren Taktik überlistet. Niemand hatte mit einer Reserve gerechnet, und als die Lancastrianer sie kommen sahen, war es schon zu spät. Der yorkistische König vereinigte sich mit der Reiterei seines Bruders, und gemeinsam mähten sie die Lancastrianer nieder. Wer nicht niedergemäht wurde, warf die Waffen von sich und ergriff die Flucht. Julian, von der Pfeilwunde ebenso geschwächt wie behindert, geriet unter die Hufe eines mächtigen Schlachtrosses und ging wieder zu Boden. Die Rüstung schützte ihn vor den schlimmsten Folgen der Huftritte, doch als er auf den Rücken geschleudert wurde und der Pfeil sich erst tiefer in die Wunde bohrte und dann brach, schwanden ihm die Sinne.
    Als er die Augen wieder aufschlug, sah er eine kleine Schar hinter einem Anführer in blanker Rüstung unter dem Banner der roten Rose, die einer Übermacht an Yorkisten tapfer entgegenzog.
    »Oh, Jesus, erbarme dich«, flehte Julian rau und kam auf die Füße. Stolpernd lief er weiter den Hügel hinab. »Edouard … Nicht … Verschwinde da, Junge …« Er wusste nicht, ob er brüllte oder flüsterte, aber es spielte auch keine Rolle. Das Getöse der Schlacht, das Triumphgeschrei der Yorkisten hätte selbst Donnerschläge übertönt.
    Julian rannte immer noch, als die Yorkisten über die kleine Truppe des Prinzen herfielen. Sie bildeten ein scheinbar unentwirrbares Knäuel. Es war wie ein Albtraum; Julian kam ihnen nicht näher, im Gegenteil schien es ihm, als entferne er sich immer weiter von der Szene.
    Dann brach plötzlich eine einzelne Gestalt aus dem Knäuel hervor: Der Prinz in der blanken Rüstung rannte, entfernte sich von dem blutigen Durcheinander, ohne zurückzublicken.
    Vier berittene Yorkisten nahmen die Verfolgung auf.
    »Oh Gott, bitte nicht«, sagte Julian. »Bitte, Gott …« Er fiel auf die Knie und reckte flehend die Hände

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