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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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über unsere hinaus. Seht zu, dass sie uns nicht in den Rücken fällt. Wir dürfen Gloucester nicht unterschätzen.«
    Sie nickten, Lucas gab leise ein paar Befehle, und sie verschwanden im Nebel.
    Eigentümlich blecherne Trompetenklänge erschollen aus der grauen Wand vor ihnen, und ein Pfeilhagel ging auf sie nieder. Julian duckte sich, zog sein Schwert und sah die ersten Nebelgeister näher kommen. Zwei Ritter in Gloucesters Livree griffen ihn an. Tristan Fitzalan sprang ihm zur Seite, und sie machten sie ohne viel Mühe nieder, aber sofort rückten neue nach. Es war tatsächlich wie bei Towton: ein mühsames, stupides Abschlachten, Mann gegen Mann, ohne dass man auch nur die leiseste Chance hatte, zu sehen, welchen Verlauf die Schlacht nahm. Die Sicht reichte kaum weiter als die Länge eines Schwertes. Also richtete Julian den Blick stur geradeaus und nahm die Yorkisten, wie sie kamen. Noch hielten seine und Exeters Bogenschützen die Flanke, aber ob ihre Pfeile je ein Ziel trafen, konnte man nur raten.
    Es war, wie Julian gesagt hatte: Der Nebel machte beiden Truppen gleichermaßen zu schaffen. Die linke Flanke der Yorkisten unter Lord Hastings fand sich einer Überzahl an Feinden gegenüber, die der Earl of Oxford anführte. Er ließ den Vorteilnicht ungenutzt, führte seine Männer im Schutz einer Hecke um die Feinde herum und fiel ihnen in den Rücken. Hastings’ Männer wurden niedergemacht oder flohen – es brauchte kaum eine halbe Stunde, sie aufzureiben.
    Und trotz alledem blieb das Glück Edward of March treu. Oxford hatte sich durch sein Manöver zu weit von der Schlacht entfernt. Als er zurückkam, holte ein Pfeil, der direkt von vorn kam, seinen Herold aus dem Sattel. Oxford formierte seine Männer und griff an. Zu spät merkte er, dass es Warwicks Bruder Montague und dessen Männer waren – ihre eigenen Kameraden –, die sie niedermetzelten. Montague erkannte Oxfords Banner und glaubte, Oxford sei zu den Yorkisten übergelaufen. Und so kam es, dass die Lancastrianer sich gegenseitig erschlugen, während Richard of Gloucester auf der anderen Seite die Oberhand gewann und Julian und die Seinen Schritt um Schritt zurückdrängte.
     
    Als der Nebel sich schließlich lichtete, sah der Earl of Warwick, dass seine Sache verloren war. Er stieg auf sein Pferd und floh zurück Richtung St. Albans. Nach kaum einer Meile holte eine Schar yorkistischer Soldaten ihn ein. Die Reiter schnitten ihm den Weg ab, umringten ihn, zogen die Schwerter und erschlugen ihn. Als der mächtige Lord, der inzwischen überall in England der Königsmacher genannt wurde, tot im nassen Gras lag, saßen sie ab, nahmen ihm die Rüstung ab und zogen ihm die Kleider aus. Gerade hatten sie sich im Kreis um den nackten Leichnam postiert, um ihn zu bepinkeln, als ein Reiter in König Edwards Livree herangaloppiert kam und schlitternd zum Stehen kam. »Befehl des Königs!«, rief er ausgepumpt. »Warwick soll geschont und vor ein ordentliches Gericht gestellt werden!«
    Ein wenig betreten sahen die Soldaten auf den toten Königsmacher hinab.
    »Tja, so ein Pech, Bübchen«, sagte ihr Anführer schließlich achselzuckend. »Ihr kommt ein bisschen zu spät.«
    Damit begann er, seine Hose aufzuschnüren. Er tat es erstaunlichgeschickt für einen Mann, dessen rechte Hand eine eiserne Klaue war.
     
    Die Kampfhandlungen waren sporadisch geworden. Julian gestattete sich, für einen Moment das Visier hochzuklappen. Seine Rüstung hatte Kratzer und Beulen davongetragen, sein Wappenrock war wieder einmal in Fetzen, doch er selbst war bis auf ein paar blaue Flecken unversehrt. Er sah sich aufmerksam um und versuchte zu ergründen, was diese plötzliche Ruhe zu bedeuten hatte. Doch obwohl der Nebel sich gelichtet hatte, konnte er sich kein Bild machen. Hier und da waren noch Zweikämpfe im Gange, aber die Yorkisten schienen sich zurückgezogen zu haben. Julian blickte an sich hinab. Sein Schwert war bis zum Heft blutbesudelt, selbst von seinem Handschuh und dem gepanzerten Unterarm troff das Blut seiner Feinde. Der Arm selbst und die Schultern schmerzten, und er war erschöpft. Wie lange hatte das Gemetzel gedauert? Er hatte keine Ahnung, aber eins war sicher: Er hatte hart gearbeitet.
    Ein Reiter näherte sich im Trab. »Julian!« Es war Tristan Fitzalan.
    »Gewonnen oder verloren?«, fragte Julian ihn.
    Fitzalan saß ab. Auch er hatte das Visier hochgeklappt, und als er vor ihm stand, sah Julian, wie die Antwort lauten würde.
    »Wir haben

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