Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Brustwehr und spähte mit verengten Augen auf die Hügel hinauf.
»Besuch?«, fragte Blanche.
»Ich glaube, es ist Jasper.«
Blanche wartete ein paar Herzschläge, bis die galoppierenden Reiter ein Stück näher waren. »Du hast Recht«, sagte sie dann. »Und er sieht nicht glücklich aus.«
»Dann hätt ich ihn auch nicht erkannt«, behauptete Julian boshaft.
Sie warteten im Hof, als Jasper und Madog durchs Torhaus geprescht kamen.
Jasper glitt vor ihnen aus dem Sattel, und Blanche fand ihre Befürchtungen bestätigt: Er sah sehr grimmig aus. Irgendetwas war geschehen.
Sie nahm seine Linke. »Ist der König …?«
»Es geht ihm gut«, unterbrach er sie brüsk und befreite seine Hand. An ihren Bruder gewandt, fuhr er fort: »Edward of March ist zurückgekehrt, Julian. Vor drei Tagen ist er in Ravenspur gelandet.«
Blanche schloss für einen Moment die Augen und bekreuzigte sich. »Mit einer Armee?«, fragte sie tonlos.
Jasper nickte. Er war ein wenig außer Atem, sein Pferd keuchte ausgepumpt. »Aber nur knapp zweitausend Mann. Ein paar standhafte Lancastrianer in Yorkshire wollten ihn festnehmen, aber er hat behauptet, er sei lediglich zurückgekehrt, um seinen Besitzanspruch auf das Herzogtum York geltend zu machen. Da wussten sie nicht, was sie tun sollten, und ließen ihn ziehen. Und dann ist Northumberland zu ihm übergelaufen.«
Julian trat wütend vor einen losen Kiesel. »Oh, Percy, als ob ich’s geahnt hätte. Na warte, ich werd dein verfluchtes Verräterherz Fetzen für Fetzen an die Schweine verfüttern …«
»Ja, das klingt verlockend«, entgegnete Jasper. »Aber dazu müssten wir ihn erst einmal haben. Lass uns lieber überlegen, was das Nächstliegende ist.«
Julian nickte und dachte einen Moment nach. »Zweitausend Mann. Edward muss den Verstand verloren haben. Wenn Warwick einmal mit den Fingern schnippt, hat er zehntausend.«
»Das ist wahr. Und genau das tut er, er schnippt mit den Fingern: Warwick wünscht, dass wir an Männern zusammenkratzen, was wir finden können, und uns ihm schnellstmöglich anschließen.«
»Nun, dann sollten wir genau das tun, nicht wahr?«
Jasper machte eine einladende Geste. »Bitte. Geh nur. Aber auf mich wird er noch ein Weilchen warten müssen.« Er wandte sich an Blanche. »Lass unser Zeug zusammenpacken und sammle die Kinder ein. Wir müssen Richmond zurück nach Wales bringen.«
»Jasper, du kannst nicht im Ernst glauben, Edward of March könnte erfolgreich sein«, wandte Julian ungeduldig ein.
Tudor hob die breiten Schultern. »Nein, ich glaube es nicht. Aber vor zehn Jahren haben wir es auch nicht geglaubt, und es ist dennoch passiert, nicht wahr? Ich will, dass der Junge in Sicherheit ist, bis diese Krise ausgestanden ist.«
Julian nickte unwillig. »Du hast Recht.«
»Ich werde in Wales Bogenschützen ausheben, sobald ich dort bin. Wenn ich kann, bring ich sie euch.«
Julian umarmte ihn kurz, was er sonst niemals tat. »Geht mit Gott, Jasper.«
Barnet, April 1471
»Das ist doch lächerlich, Julian«, grollte Tristan Fitzalan.»Wie soll man eine Schlacht schlagen, wenn man vor lauter Nebel nicht die Hand vor Augen sieht?«
Julian antwortete nicht, sondern spähte angestrengt nach vorn. Es war noch fast dunkel, der Tag brach gerade erst an, aber man konnte sehen, dass dieser Nebel sich auch nach Sonnenaufgang nicht so schnell lichten würde. Er bildete eine undurchdringliche graue Mauer, in der sich flüchtige Schatten bewegten wie Geister.
»Nun, ich nehme an, genau wie im Schneetreiben«, sagte Lucas Durham. »Denk an Towton. Da war die Sicht noch schlimmer. Man muss einfach einen nach dem anderen erledigen, wie sie einem vor die Klinge kommen.« Sein Atem drang in weißen Wolken aus den Ritzen seines Visiers.
»Aber bei Towton haben wir verloren«, wandte Mortimer ein und steckte die Hände unter die Achseln. Es war geradezu unchristlich kalt für einen Frühlingsmorgen in Herefordshire.
Lucas lachte und zog den Knappen am Ohr. »Keine Bange, Söhnchen. Bei Towton waren wir Edward auch nicht fünf zu eins überlegen und …«
»Still«, fiel Julian ihm ins Wort. »Sie sind uns viel näher, als wir dachten.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Mortimer, du und die anderen Jungen verschwindet hinter die Linien. Beeilt euch. Hier kann jeden Moment die Hölle losbrechen.«
Mortimer nickte, und zusammen mit einem guten Dutzend weiterer Knappen führte er die Pferde an den Rand der schlammigen Weide, hinter Warwicks
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