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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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führte seine junge Gemahlin an der Hand herein. »Ah, Lord Waringham!«
    Julian verneigte sich. »Willkommen in England, mein Prinz. Lady Anne.«
    Sie befreite sich von Edouards Hand, schlang die Arme um Julians Hals, presste das Gesicht an seine Brust und brach in Tränen aus.
    »Herrgott, nicht schon wieder eine Sintflut«, zischte die Königin ungeduldig.
    Edouard machte einen unsicheren Schritt auf seine Gemahlin zu. »Anne. Mylady … so bewahrt doch Haltung.«
    Julian schloss Anne behutsam in die Arme und hielt sie. Über ihren gesenkten Kopf hinweg sah er den Prinzen an und schüttelte den Kopf.
    Das Mädchen weinte bitterlich, und Julian wartete, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte, ehe er leise sagte: »Er ist in der Schlacht für seinen König gefallen, Anne. Nicht jedem Edelmann ist so ein ehrenvolles Ende bestimmt.«
    »Ich weiß.« Sie schluchzte, und Julian spürte seine Brust eng werden. »Aber es ist so schrecklich, dass er tot ist.« Einen Moment klammerte sie sich noch an ihm fest, dann hob sie den Kopf und sah ihn an. »Hat er gelitten?«
    Julian hatte keine Ahnung. Er hatte Warwicks Leichnam nicht gesehen, den, wie er inzwischen gehört hatte, die Yorkistenmit nach London genommen und vor St. Paul’s zur Schau gestellt hatten, damit die Welt sah, dass der Königsmacher tatsächlich tot und seine Macht gebrochen war. »Nein«, sagte er trotzdem mit aller Überzeugung, die er aufbieten konnte. »Es ist schnell gegangen.«
    Der Prinz trat näher und nahm seine Gemahlin wieder bei der Hand. Die Geste hatte etwas Eifersüchtiges. »Anne, wir alle teilen Euren Kummer. Aber wir haben jetzt keine Zeit, uns ihm hinzugeben.« Er wandte sich an Julian und seine Mutter. »Wir müssen entscheiden …«
    Wieder wurde die Tür geöffnet, und Ned Beaufort trat ein. Der Bruder des hingerichteten Duke of Somerset war eine Weile in Burgund und dann bei Marguerite und Edouard in Frankreich gewesen und befehligte die kleine Truppe, die sie mit nach England gebracht hatten. Er streifte das weinende junge Mädchen mit einem mitfühlenden Blick. Dann streckte er die Hand aus. »Julian.«
    »Ned.« Er schlug ein. »Willkommen zu Hause.«
    »Danke. Es wurde auch höchste Zeit, das sag ich dir. Kein Hof der Christenheit kann sich mit dem des Herzogs von Burgund messen, das ist gewiss wahr, aber es ist nicht ganz einfach, seine Courtoisie hinreichend zu würdigen, wenn man bei jedem Schritt fürchten muss, einen Dolch in den Rücken zu bekommen.«
    »Na ja.« Julian hob unbehaglich die Schultern. »Davor ist man in England derzeit auch nie sicher.«
    »Wohl wahr«, räumte Ned ein. »Ich habe gerade Nachricht aus London bekommen. Die Yorkisten haben dem Earl of Oxford aufgelauert. Er konnte entwischen, aber er ist nach Norden geflohen. Vermutlich nach Schottland.« Er hob seufzend die Hände. »Ich schätze, er wird vorerst nicht zu uns stoßen können.«
    »Das macht nichts«, befand die Königin. »Wir haben genügend Verbündete hier im Südwesten.«
    Julian war der Ansicht, dass sie auf einen Mann wie Oxford nur schwer verzichten konnten, aber im Prinzip gab er ihrRecht. »Ich schlage vor, wir ziehen los, sodass die Lancastrianer sich hinter dem Banner des Prinzen sammeln können.«
    »Und dann nichts wie hinüber nach Wales«, fügte Ned Beaufort hinzu. »Die Yorkisten sind nach Barnet ebenso geschwächt wie wir. Sie haben fast genauso viele Männer verloren. Wenn wir uns mit Jasper Tudor und seinen Walisern vereinen, können wir sie schlagen.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Marguerite kritisch. »Man kann sich des Eindrucks manchmal nicht erwehren, Ihr alle habt solche Furcht vor diesem Lümmel Edward, dass sein Anblick schon reicht, Euch niederzuwerfen.«
    Ned Beaufort war ebenso geübt wie Julian darin, ihren Hohn von sich abperlen zu lassen. »Mag sein, Madame. Aber Edward ist in London, und wenn wir schnell genug sind, erwischt er uns nicht, ehe wir so zahlreich sind, dass selbst Hasenfüße wie wir es wagen, ihm die Stirn zu bieten.«
     
    Doch König Edward hatte aus bitterer Erfahrung gelernt, dass zu langes Zaudern ihn die Krone kosten konnte. Und jetzt, da er sich die Macht aus eigener Kraft zurückgeholt und seinen erbittertsten Feind, den mächtigen Warwick, niedergeworfen hatte, gedachte er nicht, sich von einer Frau und einem Knaben bezwingen zu lassen. Als er hörte, dass Marguerite und ihr Sohn nach Exeter gezogen waren und die Lancastrianer sich in Scharen um sie sammelten, ahnte er, was sie

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