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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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der Edmund jubelte.
    Julian legte seinem Sohn kurz die Hand auf den Unterarm. »Gut gemacht, Edmund.« Dann wandte er sich an seine Männer: »Nachladen und weiterfeuern. Es soll denen da drüben ja nicht langweilig werden. Und bereit machen zum Entern.«
    Edmund überließ die Brasse einem der Kanoniere und wollte mit der restlichen Mannschaft zu der Kiste mit den Enterhaken eilen, aber sein Vater hielt ihn kopfschüttelnd zurück. »Nein.«
    Fast gleichzeitig donnerten die beiden Geschütze.
    »Aber Vater …«, protestierte Edmund, und die Enttäuschung in den blauen Augen ließ ihn mit einem Mal sehr jung erscheinen. »Ich hab ihr Großsegel runtergeholt …«
    »Und dafür wirst du den versprochenen Lohn bekommen. Aber wir werden nicht bei jeder Gelegenheit wieder die gleichen Debatten führen, hast du verstanden? Vergiss nicht, was du deiner Mutter geschworen hast.«
    Janet fiel es jedes Mal schwer, ihren Sohn mit seinem Vater davonsegeln zu lassen. Sie war insgeheim überzeugt, dass die ewig hungrige See sie früher oder später beide verschlingen werde. Darum hatte sie ihnen das Versprechen abgenommen, dass Edmund an keinen Gefechten teilnahm, ehe er den Rang eines Bootsmannsmaat bekleidete. Und davon trennten ihn noch wenigstens zwei Jahre.
    Der Junge verschränkte die Arme und schnaubte untypisch bockig. »Das ist doch lächerlich …«
    »Mag sein. Aber ebenso unabänderlich. Es wird Zeit, dass du lernst, dich in das Unvermeidliche zu fügen, wenn du ein Mann sein willst.«
    Edmund schnitt eine so freche Grimasse, dass er haarscharf an einer Ohrfeige vorbeischrammte.
    Sein Vater ließ ihn stehen und trat mit einem Enterhaken an die Backbordreling zu seinen Matrosen. Die beiden Geschütze hatten ein paar beachtliche Löcher in das Deck und die Bordwand der Karacke gerissen, und eins der Geschosse musste achtern eine Lampe oder die Kombüse getroffen haben. Ein Feuer war dort ausgebrochen.
    Sobald die Edmund nah genug war, warfen Julian und seine Männer ihre Haken, legten sich in die Seile, um das manövrierunfähige Schiff näher zu ziehen, und schwangen schließlich hinüber – mitten in das Feuer yorkistischer Büchsen. Wie üblich schlugen diese Waffen mehr Krach als Wunden, doch in den letzten zwanzig Jahren hatte sich viel auf diesem Gebiet entwickelt, und links von Julian stürzte sein Smutje mit einem gellenden Schrei getroffen ins Meer.
    Julian hatte keine Zeit, um nachzuschauen, ob er noch einmal auftauchte. Sobald er auf den Füßen stand, zog er sein Schwert, und er brauchte nicht lange auf Kundschaft zu warten.
    Die Angreifer brachten das Schiff schnell unter ihre Kontrolle. Die Mannschaft der Karacke entsprach etwa der auf Julians Karavelle, aber viele Männer waren noch unter dem Großsegel gefangen oder kämpften gegen das Feuer auf dem Achterdeck.
    Julian und Lucas standen mittschiffs Rücken an Rücken, und nachdem jeder drei der yorkistischen Matrosen erschlagen hatte, verloren die anderen die Lust und wichen zurück. Nur ihr Kommandant schien noch nicht geneigt, sich zu ergeben. Mit erhobenem Schwert trat er auf Julian zu, und die Haltung der schweren Waffe, die langen, sicheren Schritte verrieten seine Kampferfahrung. Doch als er den ungerüsteten Mann erkannte, der sein Schiff gekapert hatte, geriet er ins Stocken. »Julian of Waringham?«, fragte er ungläubig und klappte das Visier seines Helms hoch.
    Julian ließ das Schwert sinken. »Teufel noch mal. Ralph Hastings. Das … ist mir höchst unangenehm, Schwager.«
    Seine Männer lachten, dabei meinte Julian es fast ernst. Er hatte den jüngeren von Janets beiden Brüdern immer gemocht – Yorkist oder kein Yorkist –, und vermutlich würde der bedauernswerte Tropf allerhand zu hören kriegen, wenn er ohne Schiff und Ladung nach Hause kam.
    »Ihr wart auf dem Weg nach Calais?«, tippte Julian. Seit Warwicks Tod war Lord Hastings Kommandant der Garnison von Calais, aber da er als Lord Chamberlain in England meist unabkömmlich war, vertrat sein Bruder ihn dort häufig.
    Der nickte. »Mit Sold und Lebensmitteln für zwei Monate«, sagte er verdrossen. Er wusste, es hatte keinen Sinn, das zu verheimlichen – Julians Männer würden die Ladung so oder so durchsuchen.
    Julian hatte seine liebe Müh’, ein breites Grinsen zu unterdrücken. Er hatte geglaubt, Edward einen kleinen Nadelstich zuzufügen. Aber zwei Monate Sold für die zweitausend Mann starke Truppe von Calais – das hatte schon mehr Ähnlichkeit mit einer klaffenden

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