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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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fünf Kindern Hals über Kopf von Waringham nach St. Thomas geflüchtet war, merkte er, dass sie das Gleiche tat. Die Furcht, die Ungewissheit, die einsame Niederkunft in einem Kloster voller Männer, die für Frauen meist nicht viel übrig hatten und ihr vermutlich bestenfalls ein altes Kräuterweib aus dem nahen Dorf zur Hilfe geholt hatten – all das erwähnte sie mit keinem Wort.
    Julian zog sie ein wenig fester an sich.
    »Und was wird nun aus uns?«, fragte Janet nach einem längeren Schweigen. »Müssen wir England verlassen?«
    »Das wäre vermutlich das Klügste. Für dich und die Kinder ganz gewiss. Jasper Tudor und meine Schwester haben Richmond in die Bretagne gebracht. Dort ist er sicher, zumindest vorläufig. Ihr könntet euch ihnen anschließen.«
    »Aber ich merke, das ist nicht das, was du zu tun gedenkst.«
    »Nein«, gestand er. »Ich kann Waringham und den Lancastrianern, die in England geblieben sind, nicht den Rücken kehren und in der Bretagne auf bessere Zeiten hoffen. Ich will den Widerstand organisieren und Edward of March und seinen verfluchten Brüdern das Leben zur Hölle machen. Genau wie meinem Schwager Devereux, dem neuen Steward von Waringham. Sie sollen keinen Moment Frieden haben, wenn ich es verhindern kann. Dank deiner Geistesgegenwart bin ich immer noch ein wohlhabender Mann. Ich wäre in der Lage, Freunden in Not zu helfen – und davon gibt es viele. Ich werde in England das tun, was Jasper Tudor in Wales getan hat, und so den Boden bereiten für den Tag, da der rechtmäßige Thronerbe nach England kommt, um seine Krone einzufordern. Seine Mutter – Megan Beaufort – ist wieder verwitwet und auf ihr Gut in Bletsoe zurückgekehrt. Sie könnte eine wertvolle Verbündete sein, und wir stehen uns nahe. Ich … ich werde hier gebraucht, Janet.«
    »Ja. Ich weiß. Aber sie werden dich jagen, und sie werden dich finden, und noch einmal wird Edward dich nicht leben lassen.«
    »Sie werden ihre liebe Mühe haben, mich zu finden, denn mein Unterschlupf wird beweglich sein. Schnell wie der Wind.«
    »Was soll das bedeuten?«, fragte sie verständnislos.
    »Die Edmund , Janet. England ist eine Insel. Es gibt keinen Flecken in diesem Land, der nicht in ein paar Stunden von der Küste aus erreichbar ist, aber es gibt kein besseres Versteck als die weite See. Die Edmund wird meine Basis sein.«
    »Wir werden dich niemals sehen. Nie wissen, wie es dir geht, ob du lebst oder tot bist.« Sie sagte es weder vorwurfsvoll noch flehentlich, aber ihre Stimme klang dünn.
    Julian wandte den Kopf, legte einen Finger unter ihr Kinn und sah ihr in die Augen. »Du wirst mich oft sehen. Was immer wir hier in England tun, Jasper Tudor muss darüber informiert sein. Die Verbindung zu ihm und dem Jungen zu halten wirdunsere wichtigste Aufgabe sein. Ich schwöre dir, du wirst mich öfter sehen als in den vergangenen Jahren. Aber geh in die Bretagne, Janet, ich bitte dich. Ich kann nicht tun, was ich tun muss, solange unsere Kinder in England sind.«
    Janet schnaubte ungeduldig. »Oh, das alte Schauermärchen von dem yorkistischen König, der unseren Kindern wegen ihres Lancaster-Blutes nach dem Leben trachtet.«
    »Nein, das ist es nicht, was mir Sorgen macht. Aber solange ihr in England seid, bin ich erpressbar.«
    »Edward würde sich niemals an unseren Kindern vergreifen«, protestierte sie.
    »Nein. Sein Bruder hingegen schon. Glaub mir, Janet, Richard of Gloucester würde bedenkenlos über Kinderleichen gehen, um zu bekommen, was er will.«





Ärmelkanal, April 1483
    »Englische Karacke backbord voraus!«, rief der Ausguck. Seine Stimme schien der einzige Laut auf der Welt zu sein. Es hörte nie auf, Julian zu faszinieren, wie still der Tagesanbruch auf See sein konnte.
    Er trat an die Reling des Vordecks und spähte in die gewiesene Richtung. Die aufgehende Sonne schien ihm von links ins Gesicht, war jedoch hinter einem dünnen Wolkenschleier verborgen, der harmlos aussah, indes nichts Gutes für den späteren Tag verhieß. Das zarte, messingfarbene Licht glitzerte auf den Wellen, dennoch konnte Julian das viereckige Hauptsegel mit dem breiten roten Georgs-Kreuz darauf erkennen. »Oh, Edward«, murmelte er und sog genießerisch die salzige Morgenluft ein. »Wie anständig von dir, deine Flotte so unübersehbar zu kennzeichnen …«
    Systematisch suchte er das Meer nach weiteren Schiffen ab. Aber nichts war zu entdecken. Bis auf die Edmund und die königliche Karacke war die See wie

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