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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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gegessen und getrunken, sondern gefressen und gesoffen.«
    »Hm«, machte Lucas verblüfft. »Offene Worte …«
    Sir Ralph schien ihn gar nicht gehört zu haben. »Aber noch schlimmer war es mit den Frauen. Sein Verschleiß an Frauen war beispiellos. Manchmal kam es mir vor, als könne er an gar nichts anderes mehr denken. Und mein Bruder hat ihm immer neue Mädchen ins Bett gelegt, statt ihn zur Vernunft zu bringen. Das … das hab ich nie verstanden. Mein Bruder trägt zumindest einen Teil der Schuld am frühen Tod des Königs, auch wenn er mich vermutlich erschlüge, wenn ich ihm das ins Gesicht sagen würde, denn er ist halb wahnsinnig vor Kummer.«
    So wie du, dachte Julian. Er erkannte sehr wohl, dass esTrauer war, die den yorkistischen Ritter so redselig und freimütig stimmte.
    »Ihr hattet schon ganz Recht, Durham«, fuhr dieser fort. »Das Geld, das der König von Frankreich damals gezahlt hat, damit König Edward wieder nach Hause segelte, statt einen neuen Krieg zu beginnen, hat ihn märchenhaft reich gemacht. Daran hatte er ein … wie soll ich sagen … ein fast kindliches Vergnügen. Es hat ihm solche Freude gemacht, dieses Geld zu verprassen, dass er einfach nicht mehr damit aufhören konnte. Tage-, manchmal wochenlang war er mit meinem Bruder auf irgendeiner verschwiegenen Burg in den Midlands, und ich möchte lieber gar nicht wissen, was sie dort alles getrieben haben. Und er hörte auf niemanden, der ihm ins Gewissen redete, weder auf Gloucester noch auf die Königin.«
    Julian hatte natürlich gehört, dass die Ausschweifungen des yorkistischen Königs mit den Jahren schlimmer geworden waren. Aber er hatte keine Ahnung gehabt, welche Ausmaße das angenommen hatte. Und er fragte sich ein wenig säuerlich, wieso Megan Beaufort ihm das nicht berichtet hatte, die es doch auf sich genommen hatte, ihn und ihren Sohn über alles auf dem Laufenden zu halten, was sich am yorkistischen Hof zutrug.
    Edwards Tod bekümmerte ihn, stellte er ohne große Überraschung fest. Das Schicksal hatte sie zu Feinden gemacht, und sie hatten beide einen Großteil ihres Lebens damit verbracht, alles daranzusetzen, dem anderen die Hölle auf Erden zu bereiten, aber selbst nach Prinz Edouards Ermordung auf dem Schlachtfeld, selbst als Julian den Kopf auf den Richtblock legte, hatte er nicht aufgehört, Edward of March persönlich zu schätzen. Und er erkannte, er würde nicht nur den Freund vermissen, der Edward hätte sein können, sondern ebenso den Feind. Ganz gleich, wer nun im Namen des minderjährigen Prince of Wales die Macht über England an sich riss, es würde nicht mehr den gleichen Spaß machen wie bisher, den Yorkisten in die Suppe zu spucken. Seufzend hob Julian seinen Becher. »Ruhe in Frieden,Edward. Du warst der anständigste Thronräuber, dem die Stirn zu bieten ich je die Ehre hatte.«
    »Amen«, murmelte Lucas bedrückt und leerte seinen Becher mit dem gewaltigen Zug eines waschechten Seemanns.
    »Und was wird nun?«, fragte Edmund nach einem längeren Schweigen.
    Sir Ralph schaute erschrocken auf. Er hatte offenbar nicht bemerkt, dass der Junge mit dem Rücken am Türrahmen auf den Planken saß.
    Julian hingegen war nicht entgangen, dass Edmund nicht auf seinen Posten zurückgekehrt war, nachdem er ihnen den Wein gebracht hatte, und hatte keine Einwände erhoben. Edmund war nicht nur der einzige seiner Söhne, der nicht seekrank wurde und das Meer ebenso liebte wie sein Vater, sondern er war auch der nachdenklichste und vielleicht der neugierigste. In einem fort löcherte er seinen Vater mit Fragen über die Vergangenheit und den langen Krieg zwischen Lancastrianern und Yorkisten. Und was immer jetzt geschehen mochte, Edwards Tod war ein Ereignis von weitreichender Bedeutung. Julians Instinkt sagte ihm, dass Edmund all dies hören sollte.
    »Das weiß Gott allein«, antwortete Sir Ralph.
    Edmund erhob sich von seinem Platz am Boden, um ihm nachzuschenken. »Seid Ihr hungrig, Onkel?«, fragte er. »Unser Schiffskoch ist beim Entern Eures Schiffes draufgegangen, fürchte ich, aber ich könnte Euch Brot und Käse holen. Es ist bretonischer Käse. Sehr gut.«
    Ralph Hastings lächelte flüchtig und schüttelte den Kopf. Zum ersten Mal schien er den jungen Mann wirklich wahrzunehmen. »Mir scheint, du hast das freundliche Wesen deiner Mutter geerbt, mein Junge, aber danke, ich will nichts. Der Tod des Königs hat mir nachhaltig den Appetit verschlagen, scheint es.«
    Edmund nickte und rieb ein wenig verlegen

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