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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Wunde. »Ich warte, Sir Ralph«, sagte er nicht unfreundlich. »Oder wollt Ihr Euch noch ein wenig mit mir schlagen?«
    Sein Schwager schüttelte kurz den Kopf. »Die St. Peter ist Euer, Mylord«, erklärte er steif.
    Julian verneigte sich knapp und wandte sich an seinen Bootsmann. »Ihr habt es gehört, Master Lydd. Bringt die Ladung an Bord der Edmund .«
    »Aye, Captain.« Mit einem Wink führte er die Männer zur Luke, die zum Laderaum hinabführte. Er gab den Matrosen ein paar Anweisungen und ging dann mit zwei kräftigen Kerlen weiter zu der brennenden Kapitänskajüte im Heck, wo er die Geldtruhe vermutete.
    Julian steckte unterdessen sein Schwert ein, und Lucas sagte aufmunternd zu Hastings: »Kopf hoch, Sir Ralph. Sein schlachtenloser Frankreichfeldzug hat Euren König doch zu einem steinreichen Mann gemacht. Ich wette, es macht ihm nichts aus, den Sold der Garnison zweimal zu zahlen, he?«
    Ralph Hastings’ Kopf ruckte hoch. »Ihr … Ihr spottet über ihn? Habt Ihr denn nicht einen Funken Anstand im Leib, Mann?«
    Lucas war verwundert. »Ihr Yorkisten seid doch allesamt schlechte Verlierer«, brummte er. »Spottet Ihr über uns etwa nicht? Und mal ehrlich, ein König, der mit einer Armee nach Frankreich segelt, um sich endlich die Krone zu holen, und sich mit einem Lösegeld abspeisen lässt, ist eine etwas komische Figur, oder? Auch wenn es ein wahrhaft königliches Lösegeld war …«
    Sir Ralph verengte die Augen und blickte von Lucas zu Julian. »Jesus … Ihr wisst es noch nicht«, ging ihm auf. Es klang beinah wie ein Seufzen.
    »Was sollen wir nicht wissen?«, fragte Lucas angriffslustig.
    Julian legte ihm kurz die Hand auf den Arm und sah seinen Schwager wortlos an.
    Ralph Hastings erwiderte seinen Blick. Für einen Moment schienen seine Augen im Morgenlicht zu strahlen, dann rannen zwei Tränen über seine Wangen. »Er ist tot«, sagte er und schüttelte den Kopf, als könne er es selbst noch nicht fassen. »König Edward ist tot, Waringham.«
    Julian und Lucas starrten sich einen Moment an, dann bekreuzigten sie sich. »Tot?«, fragte Julian verständnislos. »Was ist passiert? Ein Turnierunfall?« Und er dachte: Bitte, Gott, gib, dass er nicht sagt, Edward of March ist ermordet worden, denn dann werden sie die letzten versprengten Lancastrianer in England zusammentreiben und abschlachten wie Vieh.
    Sir Ralph hatte Helm und Handschuhe abgenommen und fuhr sich ohne Scham mit dem Handballen über die Augen. Kopfschüttelnd antwortete er: »Es war kein Unfall. Er ist einfach … gestorben.«
    »Was redet Ihr da, Mann? Er war vier Jahre jünger als ich«, knurrte Julian. Er wusste, es war ein schwaches Argument. Er war sechsundvierzig, und Männer, die halb so alt waren, starben jeden Tag – ohne ersichtlichen Grund. Das Leben war flüchtig. Aber Edward of March hatte immer eine solche Vitalität ausgestrahlt, dass Julian insgeheim geglaubt hatte, er werde ewig leben.
    »Wann habt Ihr ihn das letzte Mal gesehen?«, fragte sein Schwager.
    »Am Tag der Schlacht von Tewkesbury«, antwortete Julian. »Bei meiner verunglückten Hinrichtung.«
    »Das ist zwölf Jahre her«, entgegnete Sir Ralph. »Er … er hatte sich verändert.«»Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie fett er geworden war, Waringham«, berichtete Sir Ralph, als sie mit einem Becher Wein in Julians Kajüte saßen. Das Feuer auf der St. Peter war außer Kontrolle geraten, und Julian hatte das Schiff räumen lassen und die Mannschaft an Bord genommen. Sie hatten wieder Segel gesetzt, und als die brennende, zerschossene Karacke sank, hatten sie sich schon ein gutes Stück entfernt. Julian schätzte, dass sie am nächsten Morgen an der bretonischen Küste landen würden, und dort wollte er seine unfreiwilligen Gäste absetzen.
    »Fett?« Julian hatte Mühe, sich Edward of March anders als rank und schlank vorzustellen.
    »Dann war’s wahrscheinlich die Wassersucht«, mutmaßte Lucas. »Die zieht sich durch die Geschichte der Plantagenet wie Pferdebesessenheit durch die deine.«
    Aber Julians Schwager schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er die Wassersucht hatte. Vielleicht sollte ich das nicht gerade Euch sagen, weil Ihr Feinde seid, aber ich glaube, König Edward ist an Maßlosigkeit gestorben. Er hat Schindluder mit sich getrieben, bis sein Herz einfach stehen geblieben ist. Das ist es jedenfalls, was sein Leibarzt denkt, auch wenn er es so nicht sagt.«
    »Schindluder?«, wiederholte Julian.
    Sir Ralph nickte. »Er hat nicht

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