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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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mit der freien Linken über die Hosennaht. Fragend hielt er Lucas den Weinkrug hin, aber auch der winkte ab.
    Julian rutschte zur Seite und lud seinen Sohn mit einerGeste ein, neben ihm Platz zu nehmen. Die Kapitänskajüte war beengt – wie jeder Raum an Bord –, aber behaglich. Sie hatte zwei kleine Fenster nach achtern, unter denen ein schmaler Tisch mit zwei Schemeln stand, die Lucas Durham und Ralph Hastings eingenommen hatten. Julian saß auf seinem Bett an der linken Wand, und Edmund gesellte sich zu ihm. Zwischen ihren Schultern hing ein kleiner Wandteppich mit dem Wappen des Hauses Waringham – der einzige Wandschmuck bis auf das Kruzifix über der Kommode an der gegenüberliegenden Seite der Kajüte.
    »Nun, der Thronräuber hat zwei gesunde Söhne«, bemerkte Lucas schließlich. »Der Älteste ist … wartet mal.« Er rechnete kurz. »Zwölf. Sie werden ihn krönen und, bis er erwachsen ist, irgendeinen seiner Onkel zum Lord Protector machen, der in seinem Namen zusammen mit dem Kronrat regiert.«
    »Fragt sich, welchen seiner zahlreichen Onkel«, sagte Julian. »Einen der raffgierigen Brüder seiner Mutter? Oder Gloucester, das Ungeheuer? Was für ein Dilemma …«
    Sir Ralph sah betreten von einem zum anderen. Ihre Respektlosigkeit dem yorkistischen Königshaus gegenüber schien ihn zu befremden. Natürlich, fuhr es Julian durch den Kopf, solche Reden ist er nicht gewöhnt. Es gibt kaum noch jemanden in England, der solche Dinge sagt.
    Ein wenig steif erklärte sein Schwager: »Nun, das Testament des Königs sieht vor, dass der Duke of Gloucester das Protektorat übernehmen soll. Aber die Königin traut Gloucester nicht, wie Ihr vermutlich wisst, und wünscht, dass ihr Bruder, Earl Rivers, der den jungen Prinzen ja schon seit vielen Jahren erzieht und unterrichtet, das Amt bekommt. Wir … Na ja. Wir werden sehen. Es wird sich schon alles finden. Das Wichtigste ist jetzt, dass sie den Jungen schnell krönen, ehe …« Er brach ab und errötete.
    Julian tauschte einen Blick mit Lucas.
    »Ehe der lancastrianische Thronanwärter in der Bretagne auf die Idee kommt, dies könnte seine Stunde sein?«, fragte Edmund liebenswürdig. »Wolltet Ihr das sagen, Onkel?«
    Ralph Hastings wirkte verlegen. Aber dann sah er seinem Neffen freimütig ins Gesicht und schüttelte den Kopf. »Wenn du sein Freund bist, sag ihm, er soll seine Träume begraben. England ist seit zwölf Jahren fest in yorkistischer Hand, und es waren Jahre des Friedens und des Wohlstands. Kein einziger Mann in England, egal ob Bauer oder Edelmann, will den Krieg im eigenen Land wieder anfachen, und ganz gleich, wer die Regierung für den jungen König Edward übernehmen wird, er wird eine neuerliche Rebellion der Lancastrianer mit eiserner Faust zerschlagen.« Sein Blick wanderte weiter zu Julian. »Wenn ich eine Wette abschließen sollte, wer Protektor wird, würde ich mein Geld auf Gloucester setzen. Und ich glaube, Ihr wisst, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, nicht wahr?«

Vannes, April 1483
    »Ich soll sie in den Mund nehmen?«, fragte Harry angewidert.
    »Richtig«, bestätigte Robin mit vorgetäuschter Geduld. »Nur so kannst du sie spucken, oder?«
    Harry – dessen Name eigentlich Henry war – blickte unsicher von dem grauschwarzen Schneckenhaus in seiner Handfläche zu den jungen Männern am Strand: seinen Brüdern Robin und John, seinen Cousins Owen und Goronwy, Mortimer Welles, der ein Ritter seines Vaters war, und schließlich zu Richmond. Sie alle waren schon groß oder sogar erwachsen, und der zwölfjährige Harry hatte sich vor Freude kaum zu lassen gewusst, als sie ihn mit an den Strand genommen hatten. Aber langsam beschlichen ihn Zweifel, ob es sich wirklich als ein so wunderbarer Ausflug erweisen würde. »Ihr wollt mich auf den Arm nehmen«, sagte er vorwurfsvoll. Das taten sie nämlich andauernd.
    Robin schnaubte verächtlich. »Tust du’s jetzt, Brüderchen,oder sollen wir dich das nächste Mal bei den Mädchen lassen? Vielleicht darfst du ja mit ihren Puppen spielen …«
    »Dann spuck du doch zuerst«, konterte der Jüngere und wies auf die Strandschnecke, die in Robins Pranke lag: Ein echtes Prachtexemplar von der Größe einer dicken Kirsche.
    Robin runzelte die Stirn und setzte zu einer barschen Erwiderung an, aber Richmond kam ihm zuvor. »Harry.« Er winkte ihn mit einem Finger näher.
    Der Junge trat vor ihn und sah ihm einen Moment in die dunklen Augen, aber das hielt er nicht lange aus. Bald musste er den

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