Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
traute seinen Augen kaum, als er sah, wie weit sie flog.
    Robin maß die Strecke. »Neun Schritte und ein Fuß!«, rief er zu ihnen hinüber. »Und ich bin nicht sicher, ob der Trick mit dem Sand regelkonform war!«
    Richmond hob das Kinn. »Was genau willst du damit sagen, Robert of Waringham?«
    »Oh, gar nichts, Mylord«, beteuerte Robin unschuldig.
    »Du bist nur eingeschnappt, weil du nicht selbst drauf gekommen bist«, mutmaßte Harry. Er wusste, es war unklug, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, Salz in die Wunde seines großen Bruders zu streuen, der sich gern so überlegen und unbesiegbar gab.
    Robin kam zurück, raunte ihm im Vorbeigehen zu: »Wenn du dich nicht vorsiehst, nimmst du ein Bad«, und verneigtesich mit übertriebener Ehrerbietung vor Richmond. »Der beste Mann hat gesiegt.«
    Der Gewinner nickte.
    »Solltet du je König von England werden, mach Robin zu deinem Chamberlain, Richmond«, riet Mortimer. »Er hat diese Neigung zum Stiefellecken, die so viele Träger dieses Amtes auszeichnet.«
    Es klang nicht besonders humorvoll und war auch nicht so gemeint, aber niemand gab einen Kommentar ab. Sie alle waren daran gewöhnt, dass Robin und Mortimer einander nicht ausstehen konnten. Harry hatte schon manches Mal gerätselt, woran das liegen mochte. Eifersucht spielte auf jeden Fall eine Rolle. Beide argwöhnten, dass Richmond dem anderen in tieferer Freundschaft verbunden sei als ihm. Aber selbst dem Zwölfjährigen erschien dieser Grund reichlich kindisch.
    »Sammelt die Schnecken wieder ein.« Richmond wies auf den Holzeimer im Sand, den sie zuvor mit Strandschnecken gefüllt hatten.
    »Was wollen wir eigentlich damit?«, fragte John.
    »Essen«, bekam er zur Antwort. »Lady Blanche kocht sie mit Zwiebeln und Pfeffer. Sie schmecken hervorragend.«
    »Igitt.« Goronwy schüttelte sich. »Es ist schlimm genug, sie zum Ausspucken in den Mund zu nehmen. Aber essen ?«
    »Niemand zwingt dich, Cousin«, erwiderte Richmond. »Du kannst ebenso gut fasten. Aber wir sollten eine kostenlose Mahlzeit nicht verschmähen, denn wie du sicher weißt, sind wir wieder einmal in Geldnöten.«
    Alle nickten, und John und Goronwy liefen den Strand entlang und sammelten die Wettkampfschnecken ein.
    »Und was machen wir nun?«, fragte Owen. Er war zweiundzwanzig – drei Jahre älter als Robin – und zählte mit diesem und Mortimer zu Richmonds engsten Vertrauten. Aber er schien sich nie mit der albernen Frage zu befassen, welchem von ihnen der Prätendent denn nun am nächsten stand. Owen, glaubte Harry, war das herzlich egal.
    »Ich weiß auf jeden Fall, was ich jetzt tue«, erklärte Richmondmit einem kleinen, geheimnisvollen Lächeln und machte sich gemächlich auf den Rückweg zu den Pferden.
    Er reitet zu ihr , schloss Harry. Richmond hatte eine Geliebte, die ihm vor ein paar Jahren einen Sohn geboren hatte. Sie war die Tochter eines bretonischen Ritters, und wenngleich Richmond ihr weder Luxus noch Annehmlichkeiten, geschweige denn eine Zukunft zu bieten hatte, folgte sie ihm, wohin es ihn mitsamt dem bretonischen Hof verschlug.
    »Oh, ich komme ein Stück mit in die Richtung«, verkündete Robin. »Ich müsste eigentlich unbedingt …«
    Er brach ab, weil Richmond mit einem Mal stehen geblieben war, Harry und Goronwy in seinen Rücken schob und das Schwert zog. Mortimer stellte sich vor John und tat es ihm gleich.
    »Drei Reiter«, murmelte Owen.
    Robin nahm den Fuß aus dem Steigbügel, legte die Hand ans Heft und spähte den Reitern entgegen. Dann entspannte er sich. »Lord Jasper, Andrew Devereux und der treue Madog«, sagte er.
    Die anderen wussten, Robin hatte die schärfsten Augen. Erleichtert steckten sie ihre Waffen wieder ein.
    »Manchmal frag ich mich, wie wir das aushalten«, murmelte Mortimer. »Seit zwölf Jahren immer auf dem Sprung. Ständig droht Herzog François uns an die Yorkisten oder an Frankreich zu verscherbeln, und andauernd will irgendwer dich entführen, Richmond. Hast du nie den Wunsch, alldem den Rücken zu kehren?«
    Aber Richmond schüttelte den Kopf. »Nur am allerersten Tag, als mein Onkel mir erzählte, ich sei der Erbe der Lancaster-Krone. Da habe ich mich gefürchtet. Jetzt nicht mehr.«
    »Und je gnadenloser die Yorkisten dich jagen, desto unbezähmbarer wird deine Lust, ihnen die Krone zu entreißen«, mutmaßte Robin.
    Richmond deutete ein Schulterzucken an und nickte dann.
    Sie ritten Jasper und dessen Rittern entgegen, und als sie sich trafen, zügelte

Weitere Kostenlose Bücher