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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Leute war es im Grunde gleich, wer auf Englands Thron saß. Ob es ein York oder ein Lancaster war, der ihre Geschicke in der Hand hielt. Weder die einen noch die anderen interessierten sich für ihr Schicksal. Ganz anders verhielt es sich jedoch mit ihrem Lord, der unmittelbar über sie und über Waringham herrschte, und die Pächter und kleinen Handwerker in Waringham hingen mit einer unerschütterlichen Loyalität an Julian und seiner Familie,die ihn rührte. Tor, der er war, hatte Julian diese Menschen erst zu schätzen gelernt, nachdem er sie verloren hatte.
     
    »Was macht Devereux?«, fragte er Roland, als sie am Abend vor der Walpurgisnacht im Hof der Jährlinge von Tür zu Tür gingen. Es dämmerte bereits, und hier in den Stallungen konnte Julian sich einigermaßen sicher fühlen. Das Gestüt war eine Enklave – gehörte nicht zur Baronie –, und der Steward fand selten Grund, sich hier blicken zu lassen oder einen seiner Männer herzuschicken. Wäre dennoch plötzlich einer aufgekreuzt, hätte Julian mühelos in einer der Boxen verschwinden können.
    Roland strich der kleinen Stute, an deren Tür sie standen, über die Stirnlocke und fühlte dann ihre linke Vorderhand. »Na ja, du weißt ja, wie er ist«, antwortete er über die Schulter. »Er wird immer frömmer und füllt deine Burg mit Mönchen und Priestern. Er lebt beinah selbst wie einer, und das heißt, dass er die Finger von den Mädchen lässt. Darüber sind die Leute froh. Aber sie hassen ihn auch, vor allem für das, was er deiner Schwester angetan hat. Er weiß das ganz genau, und es erzürnt ihn. Am Tag der unschuldigen Kindlein haben ein paar junge Burschen im Dorf vor der Kirche einen Schwank aufgeführt, der davon handelte, dass eine Bäurin ihrem treulosen Gemahl mit dem Beil die Hand abhackt.«
    Julian pfiff leise durch die Zähne. »Unklug«, bemerkte er.
    »Mag sein«, entgegnete Roland. »Aber eigentlich ist es der Tag, da Kinder alles dürfen, nicht wahr? Jedenfalls hörte Devereux von der Geschichte, und nach den Feiertagen hat er sich jeden einzelnen der Jungen geholt, hat sie windelweich geprügelt und drei Tage ohne irgendetwas zu essen oder zu trinken im Burgkeller eingesperrt.«
    Julian war nicht überrascht. »Das wird sie lehren, sich in Zukunft ein Thema zu suchen, mit welchem sie die Autorität ihrer Obrigkeit nicht in Frage stellen, schätze ich.«
    Roland richtete sich auf und wandte sich zu ihm um. »Du nimmst ihn in Schutz?«, fragte er fassungslos.
    Julian schüttelte den Kopf. »Er ist ein Wüterich, der immersofort wild um sich schlägt, wenn ihm irgendetwas nicht passt. Und er ist grausam. Niemand hat mehr darunter gelitten als meine Schwester, und ich verfluche mich heute noch dafür, dass ich nicht wenigstens versucht habe, die Ehe zu verhindern. Aber was Blanche ihm angetan hat, war ungeheuerlich, Roland. Sie hat ihren Mann nicht nur verstümmelt, sondern ihn obendrein zum Gespött gemacht. Ich … na ja, ich schätze, ich schäme mich immer noch ein wenig dafür.«
    Roland schnaubte. »Ich hingegen bewundere sie dafür.«
    »Ja. Das sieht dir ähnlich.« Julian lächelte schwach. »Aber dir macht Devereux keine Scherereien?«
    »Nein«, antwortete der Stallmeister. »Inzwischen nicht mehr.« Vor zwölf Jahren hatte Thomas Devereux in Gloucesters Namen vor dem königlichen Gericht auf Rückgabe des Gestüts an die Baronie geklagt, aber Roland hatte Verträge und Urkunden vorlegen können, die zweifelsfrei bewiesen, dass das Land sein rechtmäßiges Eigentum war. »Man kann über den yorkistischen König sagen, was man will, aber vor seinen Richtern blieb Recht immer noch Recht, selbst wenn der Beklagte ein Neville war. Seit Devereux eingesehen hat, dass er mich als Nachbarn ertragen muss, verhält er sich meistens friedlich. Er erwägt sogar, eine Zuchtstute zu kaufen, sagt er hin und wieder. Aber es wird nie etwas daraus. Ich schätze, er will keine geschäftliche Verbindung mit mir.«
    »Warum nicht?«, fragte Julian neugierig.
    Roland hob kurz die Schultern und schloss die Stalltür. »Er fürchtet, ich könnte sie ausnutzen, um für säumige Pachtzahler oder sonstige Unglücksraben zu bitten, die sein Missfallen erregen. Er bleibt lieber auf Distanz. Und meine Mutter hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr sie ihn verabscheut. Das hat ihn gekränkt, und er hat es nicht vergessen.«
    Kate hatte nach der Niederlage der Lancastrianer und der Ermordung Königs Henrys ein paar Jahre im Haushalt ihres Sohnes

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