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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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gelebt, und das Gestüt war ihr ein sicherer Hafen gewesen. Der Verlust ihrer Stellung hatte ihr nie viel ausgemacht, denn sie hatte das Leben mit Pferden seit ihrer Kindheit geliebt.Mit Freude und großer Anteilnahme hatte sie ihre Enkelkinder sowohl hier als auch im nahen Sevenelms aufwachsen sehen. Doch im Winter vor drei Jahren hatte sie das Lungenfieber bekommen und war gestorben. Devereux hatte ihr die Grabstätte oben auf der Burg verweigert, die ihr zugestanden hätte, und so lag Kate nun auf dem Kirchhof im Dorf. Julian war froh darüber. So konnte er sich wenigstens hin und wieder nachts zu ihrem Grab schleichen und sich erinnern. Immer, wenn er nach Waringham kam, vermisste er Kate.
    Sie beendeten die Abendrunde bei den Jährlingen und sprachen wie eh und je über Pferdekrankheiten, die Fohlzeit und die Zucht, während sie zum Stallmeisterhaus zurückschlenderten. Ein Stallbursche kam von der Futterscheune herübergelaufen, verneigte sich artig vor Julian und fragte Roland um Erlaubnis, schon jetzt ins Dorf hinübergehen zu dürfen. Offenbar ging es um die Errichtung eines Scheiterhaufens für das Maifeuer.
    Julian hörte nicht richtig hin, sondern ließ den Blick über die großzügige Anlage schweifen, der der Wohlstand anzusehen war, und beobachtete aus dem Augenwinkel, mit welch müheloser Autorität und Freundlichkeit Roland über sein Reich herrschte.
    »Weißt du, es ist gut, dass alles so gekommen ist«, sagte Julian impulsiv, als sie die Halle betraten. »Dass du das Gestüt übernommen hast, meine ich. So ist wenigstens das in der Familie geblieben, und ich hätte hier niemals das schaffen können, was du erreicht hast. Du bist ein besserer Stallmeister als jeder deiner Vorgänger, den ich gekannt habe. Hab ich dir das schon mal gesagt?«
    Roland war sechsunddreißig Jahre alt, ein gestandener Pferdezüchter und Vater von fünf Kindern, trotzdem errötete er wie ein Bengel. »Ähm … glaub nicht, nein.«
    Julian erkannte die Verlegenheit seines Neffen, lachte in sich hinein und wechselte das Thema. »Wie war die Auktion?«
    »Gut«, antwortete Roland, seine Zufriedenheit unüberhörbar. »Ich habe oben deine Abrechnung und dein Geld.«
    Anders als Thomas Devereux hatte Julian die Vorzüge erkannt,die eine stille Teilhaberschaft am Gestüt barg, und er hatte schon vor Jahren wieder begonnen, hin und wieder eine gute Zuchtstute zu kaufen und sie Roland heimlich zu schicken. »Das hat keine Eile«, sagte er.
    »Gloucester war hier«, berichtete Roland scheinbar beiläufig.
    Wie immer verspürte Julian ein warnendes Kribbeln im Nacken, wenn dieser Name fiel. »Gloucester?«, wiederholte er ungläubig. »Zur Auktion?«
    Roland nickte. »Er kommt schon seit Jahren und nutzt die Gelegenheit, sich vom Stand der Dinge in Waringham zu überzeugen. Schließlich gehört es ihm ja. Ich wette, Devereux zittert jedes Jahr um die Osterzeit. Und er kauft Pferde. Gloucester, meine ich.«
    »Das hast du mir nie erzählt«, bemerkte Julian verwundert.
    Roland schenkte ihm einen Becher Wein ein und stellte ihn vor ihn. »Wir reden nie über Gloucester, nicht wahr? Wir tun so, als wär es nie passiert.«
    Julian stierte einen Augenblick in den Becher, hob ihn dann und nahm einen ordentlichen Zug. »Mir fällt immer noch nicht viel ein, was ich dazu sagen könnte«, bekannte er dann. »Außer, dass es mir leid tut.«
    Roland zuckte gleichmütig die Schultern. »Es war nicht deine Schuld. Darum besteht keine Veranlassung, dass du es sagst.«
    »Was ist es dann, das du hören willst?«
    »Ich weiß nicht.« Roland lehnte sich ihm gegenüber an die Wand neben dem Fenster, kreuzte die Knöchel und trank versonnen einen Schluck. »Jetzt wird dieses Ungeheuer Lord Protector, Onkel.«
    »Das ist mir gleich«, erwiderte Julian. »Je eher er in England Unfrieden stiftet und einen Scherbenhaufen anrichtet, desto besser für unsere Sache. Für Richmond.«
    Roland nickte, aber er wirkte alles andere als glücklich. Vielleicht hatte er insgeheim gehofft, Edward of March werde so lange leben, bis auch der letzte Lancastrianer sich mit einemYork auf dem Thron abgefunden hatte, argwöhnte Julian. Roland hatte politisch nie gewankt, aber er war kein Soldat, und die letzten Jahre waren für ihn friedlich und profitabel gewesen.
    »Er hatte seine Frau mitgebracht«, bemerkte der Jüngere unvermittelt. Dann schüttelte er den Kopf. »Ein armes Geschöpf, das sag ich dir. Bleich und apathisch. Todunglücklich.«
    »Tja«, machte Julian.

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