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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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deinen Bruder und eure Mutter. Ich könnte verstehen, wenn ihr irgendwo neu anfangen wollt, wo keiner weiß … wo keiner über euch Bescheid weiß.«
    Adam hatte die Arme verschränkt und lauschte aufmerksam. »Aber?«
    »Weißt du, dass die Hälfte aller Ackerflächen in Waringham brachliegt, weil Robert die Bauern weggelaufen sind?«
    »Natürlich. Und sie wären verrückt gewesen, hätten sie’s nicht getan. Ist die Flucht erst einmal geglückt, können sie anderswo besseres Land als freie Pächter bewirtschaften.«
    »So ist es. Und damit mir der Rest nicht auch noch davonläuft, werden die Bauern von Waringham, Hetfield und so weiter in Zukunft ebenfalls freie Pächter. Der Frondienst wird abgeschafft. Jeder Bauer bekommt so viel Land in Waringham, wie er bestellen kann. Aber das wird nicht reichen, um wirklich wieder das ganze Land zu bewirtschaften. Ich muss neue Pächter nach Waringham holen. Mit günstigen Pachten lockenoder weiß der Henker was sonst. Die Frage, um die ich hier herumschwafle, Adam, ist: Willst du einer dieser neuen freien Pächter werden?«
    Adam starrte ihn einen Moment mit offenem Munde an. Dann lachte er leise. »Wollt Ihr ein Paradies aus Waringham machen? So hört es sich jedenfalls an.«
    »Ach, hör schon auf«, entgegnete Julian. »Es ist doch inzwischen beinah in ganz England so. Seit der großen Pest gibt es zu viel Land und zu wenige Bauern, und unter solchen Voraussetzungen sind Bauern auf einmal kostbar. Das haben so ziemlich alle Landeigentümer inzwischen begriffen. Alle außer Robert. Also? Ja oder nein?«
    Adam nickte. »Oh ja, Mylord.«
    Julian streckte die Hand aus. »Beim nächsten Gerichtstag überlegen wir mit dem Reeve und dem Bailiff, wie das Land neu aufgeteilt wird. Es kann nicht schaden, wenn du schon mal über die Felder wanderst und dir deine Scholle aussuchst.«
    Adam schlug ein. »Gott, das muss ein Traum sein …«
    »Nein, nein.« Julian boxte ihm unsanft gegen die Schulter. »Siehst du?«
    Sie lachten, bis ihnen gleichzeitig wieder einfiel, wer sie heute waren, und beide verlegen wegschauten.
    Adam räusperte sich. »Tja, Mylord. Was kann ich sagen? Vielen Dank.«
    Julian nickte. »Du tust mir ebenso einen Gefallen wie umgekehrt. Je schneller ich neue Pächter finde, umso eher kommen wir hier wieder auf die Beine.« Robert hatte das Land beliehen, um Schulden zu machen, und Julian musste wenigstens versuchen, sie zu tilgen, ehe er das Land verlor. Auf dass die Geister seiner Ahnen ihn nicht heimsuchten. Aber er gedachte nicht, das Adam zu erzählen.
    »Nur sagt mir, Mylord, was wird aus Eurem Gutsbetrieb? Wer soll Euer Land bestellen, wenn die Bauern keinen Frondienst mehr leisten müssen?«
    »Niemand«, antwortete Julian. »Der Gutsbetrieb wird genauso abgeschafft wie die Fron. Ich behalte meine Schafe –ich wär verrückt, wenn ich es nicht täte, denn seit der Krieg aus ist, steigen die Wollpreise wieder. Die Schafherden, meinen Anteil am Gestüt und genügend Weideland. Das ist alles. Der Rest wird verpachtet.«
    Adam schüttelte verwundert den Kopf. »Du meine Güte … so viele neue Ideen auf einmal.« Mit einem Mal schien ihm die Sache nicht mehr ganz so geheuer zu sein.
    Julian lächelte freudlos. »Du fragst dich, was mein alter Herr dazu sagen würde, dass ich das Gut auflöse, was?«
    »Na ja, ich …« Adam geriet ins Stocken und nickte. »Es steht mir vermutlich nicht zu, das zu sagen, und es geht mich ja auch überhaupt nichts an, aber es kommt mir sehr gewagt und neumodisch vor.« Adam hatte einen gesunden Argwohn gegen alles Neue – zumindest in der Hinsicht war er schon ein waschechter Bauer.
    »Aber das ist es nicht«, widersprach Julian. »Überall in England machen die Lords es so. Der Earl of Warwick, zum Beispiel. Und es funktioniert, ich hab’s gesehen.« Er breitete kurz die Arme aus. »Die Zeiten haben sich geändert. Auch in Kent, selbst wenn man hier weiß Gott noch nicht viel davon merkt.«
    »Ich denke, das wird sich schnell ändern.« Es war schwer zu sagen, was Adam von diesen Aussichten hielt.
    »Tja. Jetzt bräuchte ich nur noch einen Steward, der meine ehrgeizigen Reformen auf den Weg bringt, während ich weg bin.«
    »Ihr wollt schon wieder fort?« Adam klang enttäuscht.
    Julian war nicht sicher, ob er wollte. Was er niemals für möglich gehalten hätte, war geschehen: Er hatte entdeckt, dass er Wurzeln in Waringham hatte. Die Aufgabe, die abgewirtschaftete Baronie wieder zur Blüte zu bringen, beflügelte ihn, und

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