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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Aber ebenso gab es Tage, da Blanche der Verdacht beschlich, Henry führe sie alle an der Nase herum.
    »Eure Kammerdiener, Sire«, erklärte die Königin behutsam.
    Henry betrachtete sie kopfschüttelnd. »Kann es sein, dass der König von England hier gerade Opfer einer Erpressung wird?«
    Marguerite lächelte ihn warm an. »Das halte ich für ausgeschlossen, mon roi .«
    Plötzlich schmunzelte der König, dann begann er leise zu lachen. Er nahm die linke Hand seiner Gemahlin und führte sie kurz an die Lippen. »Also dann, es soll so sein, wie du wünschst, Marguerite.«
    Sie belohnte ihn mit ihrem strahlenden Lächeln, das es selbst dem Earl of Warwick manchmal schwer machte, sie so leidenschaftlich zu verabscheuen, wie ihm angemessen schien. »Und was war der Grund, warum Ihr uns mit Eurem Besuch beehrt, Sire?«, fragte sie.
    Henrys Blick glitt in die Ferne. Er weiß es nicht mehr, erkannte Blanche. Aber dann fiel es ihm wieder ein. »Ich hätte etwas mit Euch zu besprechen, Madame.« Er sah zu Blanche und Megan. »Würdet Ihr uns wohl ein Weilchen entschuldigen?«
     
    Blanche stieß hörbar die Luft aus, als sie ins Freie traten. Es war ein brütend heißer Tag, wie es sie nur im August gab, aber ihr kam es vor, als könne sie plötzlich wieder freier atmen.
    »Sag es nicht«, bat Megan hastig.
    »Was soll ich nicht sagen?«
    Das junge Mädchen zog die zierlichen Schultern hoch. »Ich weiß nicht. Irgendetwas Gehässiges. Deine Bemerkungen über König Henry werden mit jedem Tag schärfer, sollte dir das nicht bewusst sein. Dabei meint er es nur gut.«
    Blanche hakte sich bei ihr ein und unterdrückte ein Seufzen. »Ja, ich weiß. Und ich weiß auch, dass du ihm insgeheim Recht gibst und denkst, mir mangele es an Demut und frommem Eifer. Aber weder mein Benehmen noch mein Aufzug sind je unschicklich – oder zumindest nicht, seit ich hierhergekommen bin –, und mir das zu unterstellen ist himmelschreiend ungerecht.« Sie verbiss sich mit Mühe ein Grinsen. »Ich könnte auf die Idee kommen, dass es sich gar nicht lohnt, mich so zu bemühen. Dann hätte Henry Grund, über mich zu klagen. Jetzt noch nicht.«
    Megan schien wie so oft unentschlossen, ob sie Blanches Respektlosigkeit bewundern oder verurteilen sollte. »Ich gebe ihm nicht insgeheim Recht«, widersprach sie, während sie Arm in Arm den Innenhof überquerten. »Aber ich bin nicht so … unerschrocken wie du. Ich würde nie wagen, den missfälligen Blick des Königs auf mich zu ziehen. Ich habe immer nur das getan, was man mir auftrug und was man von mir erwartete, weil es das Sicherste ist. Und ich habe mir schon oft gewünscht, ich könnte so sein wie du.«
    Blanche betrachtete sie verblüfft. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich bin nicht unerschrocken, Megan. Im Gegenteil. Seit mein Vater ermordet wurde, habe ich immer das Gefühl, am Rand einer Klippe zu stehen, während ein vermummter Feind sich von hinten anschleicht, um mich hinunterzustoßen. Es ist genau, wie Owen Tudor zu mir gesagt hat: Nichts ist mehr sicher. Du hast deinen Vater nie gekannt. Du hast praktisch dein ganzes Leben am Rand dieser Klippe verbracht. Es ist kein Wunder, dass du dich gut festhältst und gelegentlich mal über die Schulter blickst.«
    »Nein, das kann man nicht vergleichen«, fand Megan. »Ich war immer wohl behütet.«
    Und trotzdem schutzlos ausgeliefert, dachte Blanche. EinSpielball. »Wahrscheinlich kommt es dir so vor, weil du ein so großes Gottvertrauen hast. Das ist übrigens etwas, worum ich dich schon manches Mal beneidet habe.«
    Die Jüngere winkte lächelnd ab. »Was für törichte Gänse wir sind, dass wir uns wünschen, wie die andere zu sein. Das ist eitel und undankbar.«
    »Da hast du wahrscheinlich Recht.«
    Sie hatten die Mitte des unteren Hofs beinah erreicht, als das allgemeine Gedränge sie zum Stillstand brachte. Fein gekleidete Lords und Damen standen in Gruppen beisammen und plauderten. Eine große Jagdgesellschaft ritt zum Tor, an ihrer Spitze der edel gewandete Abt von St. Thomas, gefolgt von mehreren Falknern mit den prächtigsten Vögeln. Alle waren nach Windsor gekommen, um den hohen Feiertag zu begehen, doch nur die wenigsten strebten zur St.-Georgs-Kapelle. Im Torhaus gab es einiges Gedränge, denn den Jägern kam der Bischof von London mit seinem riesigen Gefolge entgegen.
    »Du meine Güte, was für ein Durcheinander«, murmelte Blanche.
    »Wohin gehen wir eigentlich?«, fragte ihre junge Cousine argwöhnisch, als sie feststellen

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