Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
legte sie ihr auf die Wange. Die Hand war rau, aber sanft.
    Alice gelang es mit Mühe, nicht zurückzuzucken. Sie versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle brachte nur ein trockenes Klicken zustande.
    Gloucester lächelte sie an. »Wie ist Euer Name, hm?«
    »Alice of Waringham.« Es klang ein bisschen brüchig, aber der trotzige Stolz war nicht zu überhören. Alice war zufrieden mit sich. Sie machte sich keine Illusionen. Diese Männer würden sie töten. Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig. Und sie würden sie nicht töten, ohne sie zuvor zu schänden, denn das war es, was Kreaturen wie diese mit den Frauen und Töchtern ihrer Feinde taten. Sie wusste nicht, wie sie dem ins Auge sehen sollte, darum klammerte sie sich an ihren Stolz, an die Ehre der Waringham, denn sie gaben ihr Mut.
    »Ihr habt keinen Grund, solche Angst vor mir zu haben, Alice of Waringham«, versicherte der Duke of Gloucester ihr beschwichtigend.
    »Ich habe Mühe, das zu glauben, Euer Gnaden.«
    Er lachte in sich hinein. »Nun, ich gebe zu, ich hätte nicht übel Lust, mich ein wenig mit dir zu vergnügen und Sir Malachy hier anschließend zu deinem Vater nach Westminster zu schicken, um ihm davon zu erzählen, aber das wäre Verschwendung. Denn auch wenn du es noch nicht weißt, sieht es so aus, als habe der Himmel dich mir geschickt, Täubchen.« Die Hand, die immer noch an ihrer Wange lag, versetzte ihr plötzlich einen Stoß, sodass sie rückwärts taumelte und in Malachy Devereux’ Armen landete, der sie reflexartig auffing.
    »Die Gefälligkeit, um die ich Euch bat, soll nicht unbelohnt bleiben, Sir Malachy«, sagte Gloucester, plötzlich geschäftsmäßig. »Euer Vater hat sich jahrzehntelang vergeblich nacheinem Adelstitel gesehnt, aber nach meiner Krönung wird sein Wunsch sich endlich erfüllen. Er wird der Earl of Waringham. Da er ein alter Knochen ist, müsst Ihr voraussichtlich nicht lange warten, bis Ihr ihn beerbt, nicht wahr? Und als Dreingabe bekommt Ihr auch noch eine echte Waringham zur Frau. Was sagt Ihr?«
    Malachy Devereux zauderte nur noch einen Moment lang. Dann nickte er. »Einverstanden.«
    »Ich wünsche Euch, dass Ihr besser mit Eurer Waringham fertig werdet als Euer Vater mit seiner, dieser Unglücksrabe«, spottete Gloucester.
    Malachy sah auf das schreckensstarre, zu Tode verängstigte Mädchen in seinen Armen hinab und grinste anzüglich. »Da hab ich keinerlei Zweifel.«
    Gloucester nickte desinteressiert. »Schickt ein paar Männer zu diesem Neville auf dem Gestüt und lasst ihn festnehmen. Richtet ihm aus, er sei enteignet, und sperrt ihn bis auf weiteres irgendwo ein.« Er streifte die Handschuhe über. »Ich werde nun aufbrechen, Devereux. Es wäre nicht von Vorteil, wenn uns irgendwer zusammen sieht. Außer Eurer hinreißenden Braut, meine ich. Ihr dürft meinethalben schon ein bisschen mit ihr spielen, aber die Einwilligung der Krone zur Vermählung bekommt Ihr erst, wenn Ihr Euren Teil des Abkommens erfüllt habt, klar?«
    Malachy Devereux hörte schlagartig auf zu grinsen, biss sich auf die Unterlippe und nickte. »Natürlich, Mylord.«
    Der Duke of Gloucester zwinkerte Alice verschwörerisch zu, schwang sich in den Sattel seines Waringham-Rosses und verschwand zwischen den Bäumen, die die Lichtung umstanden.
    Alice befreite sich aus Malachys Armen – es war nicht einmal schwierig. Dann wandte sie sich zu ihm um. »Sir, Ihr müsst nicht tun, was er verlangt. Flieht mit mir in die Bretagne. Ich sehe doch, dass sein Ansinnen Euch Entsetzen einflößt, und das spricht für Euch.«
    Für die Dauer eines Herzschlages erwog Malachy Devereux, auf sie zu hören. Aber sein Vater, der ihm in jedem Momentseines Lebens über die Schulter zu schauen schien, selbst wenn er hunderte Meilen weit weg war, siegte auch dieses Mal. Etwas, das wie blanker Hass aussah, trat in Malachys Augen, ehe sie sich verengten, und er schlug Alice mit dem Handrücken ins Gesicht, sodass sie zu Boden ging.
    »Halt den Mund«, herrschte er sie an. »Wenn du je wieder von dem sprichst, was du zu hören geglaubt hast, schneid ich dir die Kehle durch, ist das klar?«
    Alice schaute blinzelnd zu ihm hoch, spürte ihre rechte Gesichtshälfte anschwellen und dachte: Das wäre alles in allem wahrscheinlich das geringere Übel.

Westminster, Juli 1483
    Einen Tag, nachdem
     das Parlament König Edwards Söhne zu Bastarden erklärt und Gloucester die Krone angetragen hatte, war der designierte König nach Westminster geritten und hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher