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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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entrüstet zugleich.
    »Du hast Sorgen in Waringham?«, fiel sie ihm ins Wort. »Dann erzähl mir gefälligst davon. Es ist mein Zuhause ebenso wie deins. Mehr als deins, denn ich liebe Waringham. Es ist ein verfluchtes Pech, dass ich es nicht erben konnte, obwohl ich vor dir auf die Welt gekommen bin, weil ich nun mal eine Frau bin. Aber untersteh dich, mir etwas von meinem Zuhause vorzuenthalten.«
    Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, ganz allmählich. »Es hat mir so richtig gefehlt, dass du mir hin und wieder den Kopf wäschst.«
    Sie ergriff seine Hand, schon versöhnt. »Das tröstet mich.«
    »Fluchst du vor dem König eigentlich auch?«, wollte er wissen.
    Sie schnaubte. »Der Ärmste würde in Wehklagen ausbrechen. Er hält ja so große Stücke auf damenhafte Sittsamkeit.« Und sie erzählte ihm von dem Tadel, den sie sich für ihr Kleid eingehandelt hatte.
    In Julians Gesellschaft war es plötzlich leicht, über Henrys altjüngferliche Prüderie zu lachen. Bald war die eigentümliche Befangenheit, die sie bislang nie gekannt hatten, verflogen. Sie sprachen über ihre Mutter und Waringham, über Megan und den Hof und über ihre Pläne für den Herbst.
    »Es gibt so fürchterlich viel zu tun in Waringham, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll«, gestand Julian seiner Schwester. »Aber ich will meine kleine Landreform vor dem Winter wenigstens auf den Weg bringen, damit sie nächstes Jahr anfängt, Früchte zu tragen.« Und er erzählte ihr auch, was sich auf dem Gestüt ändern sollte.
    Blanche war beeindruckt. »Das ist eine großartige Idee. Denk nur, wie viel Spaß es machen wird, so unterschiedliche Pferde zu züchten und zuzureiten. Immer nur Schlachtrösser war doch irgendwie langweilig.«
    Er schien dankbar für ihren Optimismus, sagte jedoch: »Na ja. Warten wir ab, was es uns einbringt. Geoffrey ist auch dafür, es zu probieren, aber er fürchtet, die Reitpferde könnten nicht genug Profit bringen und unserem Ruf schaden.«
    »Unsinn.« Sie winkte ungeduldig ab. »Geoffrey ist ein unverbesserlicher Schwarzseher, Julian. Lass dich von ihm nicht bange machen.«
    »Was heißt‹ ›unverbesserlicher Schwarzseher‹? Ich dachte, Geoffrey ist der Mann deiner Träume?«
    Aber Blanche wusste es besser. Als Geoffrey aus dem Krieg heimgekommen war, hatte sie eine törichte Schwärmerei für ihn entwickelt – für das, was er in ihrer Vorstellung war: ein Held. Sie mochte ihn immer noch gern. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Aber ein hart arbeitender Stallmeister mit Geldnöten und Nachschubsorgen und dicken Kontenbüchern war ihr zu zahm. Sie wusste, sie war viel zu alt für romantische Träumereien, aber Blanche ersehnte sich einen wahren Ritter. Mehr noch, sie wollte ein Abenteuer. Doch sie gedachte nicht, das ihrem Bruder auf die Nase zu binden. Langsam hob sie die Schultern. »Vielleicht kenne ich ihn dafür einfach zu genau. Wie dem auch sei. Er ist ein hervorragender Stallmeister und tut der Zucht gut, aber es fällt ihm schwer, einmal ein Wagnis einzugehen. Insofern ergänzt ihr euch hervorragend.« Sie überlegte einen Moment. »Wenn du mich lässt, würde ich gern die Tiere für den Damensattel anreiten. Du glaubst ja nicht, wie schlampig das oft gemacht wird. Wie unsicher und ungebärdigdie Gäule manchmal sind. Es ist ein wahres Wunder, dass sich nicht mehr Damen beim Reiten die Hälse brechen.«
    »Das heißt, du willst mit nach Hause kommen?« Seine Augen leuchteten.
    Blanche nickte. »Nichts lieber als das.« Sie hatte Heimweh, sie vermisste ihre Mutter, Geoffrey und das Gestüt, und sie war neugierig darauf, ihren Cousin Daniel kennen zu lernen. »Ich bin nur nicht sicher, ob der König … da, hörst du das?« Sie wandte den Kopf.
    Ein paar Atemzüge lauschten sie beide. Rufe und rennende Schritte drangen von draußen zu ihnen herauf.
    »Irgendetwas ist passiert«, schloss Julian.
    Nebeneinander traten sie an den offenen Giebel des Stallgebäudes, durch welchen mit Hilfe eines Seilzuges Heu und Stroh auf den Boden transportiert wurden. Von hier oben hatten sie einen hervorragenden Blick über den unteren Burghof.
    Eine Menschentraube hatte sich vor dem Portal der prachtvollen St.-Georgs-Kapelle gebildet, obwohl die Messe eigentlich noch nicht vorüber sein konnte. Plötzlich bildeten sie eine Gasse, und Julian entdeckte Edmund Tudor und seinen Bruder Jasper, die eine leblose Gestalt aus der Kirche trugen.
    »Oh Gott.« Erschrocken legte Blanche eine Hand über den Mund.

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