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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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nur zweitausend Mann stark. Weit über die Hälfte davon waren obendrein französische Söldner – Sträflinge, die sich mit dem Waffendienst für den englischen Prätendenten die Freiheit erkauften –, und Blanche war nicht die Einzige, die an der Zuverlässigkeit dieses Gesindels zweifelte.
    »Wir sollten trotzdem lossegeln«, bekundete der ungestüme Owen, und er sagte es nicht zum ersten Mal. »Jeder Tag, den wir verstreichen lassen, ist ein guter Tag für Richard of Gloucester. Er baut seine Position aus, während wir uns hier die Ärsche plattsitzen. Ich werde noch wahnsinnig …«
    »Sei so gut und mäßige dich, Cousin«, bat Richmond mit einem Seufzer, der eher Langmut als Missbilligung ausdrückte. »Unserer Sache ist gewiss nicht damit gedient, wenn wir ein zweites Desaster wie vorletzten Herbst erleben. Wir brauchen mehr Männer.«
    »Sie stehen in Wales bereit und warten auf dich«, erwiderte Owen prompt.
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Wie kannst du nur zweifeln? Onkel Rhys hat versprochen …«
    »Ich würde nicht gar zu viel auf die Versprechungen deines Onkels geben«, warnte Julian. »Aber Richmond hat andere Freunde in Wales. Und zwar mächtige.«
    »Ah ja?«, fragte Richmond. »Und verrätst du uns, wer genau das sein soll? Richard hat ganz Wales an seine Getreuen verteilt.«
    »Die Frage ist, wie getreu sie noch sind, wenn sie auch nur den Hauch einer Chance wittern, dass sie dich an seiner Stelle bekommen könnten. Und ganz Pembrokeshire steht hinter Jasper und wird sich für dich erheben, wenn er mit den Fingern schnippt.«
    Richmonds Gesicht hellte sich auf. »Du hast eine große Gabe, den Menschen Mut zu machen, Julian«, bemerkte er mit einem kleinen Lächeln.
    Julian hob abwehrend die Linke. »Wenn es so ist, würde Jasper sie zweifellos eine gefährliche Gabe nennen. Ich rate ebenso zur Besonnenheit wie er. Aber ich sage auch dies: Wir haben keinen Grund zu verzagen, und wir dürfen auch nicht verzagen. Denn Owen hat Recht: Die Zeit arbeitet für Richard of Gloucester.«
    Richmond nickte, drehte sich um und hob das Gesicht zur Sonne. Es war ein klarer, wenn auch kühler Frühlingstag, und sie waren auf die Brustwehr der alten Burg gestiegen, um ungestört zu sein und gleichzeitig den Truppen bei ihren Waffenübungen zuzuschauen. Was er unten im Hof sah, machte Julian Mut. Die Männer mochten Gesindel sein, aber sie waren gut inForm, und sie hatten keine Angst davor, sich eine blutige Nase zu holen.
    »Da kommen zwei Reiter«, sagte Robin plötzlich, der Richmond gegenüberstand und den Blick über das hügelige Umland der Burg hatte schweifen lassen. Blinzelnd spähte er hinunter. »Der eine ist ein Priester«, berichtete er. »Der andere … Du meine Güte, ich glaub, dem Kerl fehlt ein Ohr.«
    Julian richtete sich auf. »Was sagst du da?« Er bemühte sich ohne jeden Erfolg, die törichte Hoffnung niederzuringen, die plötzlich in ihm aufkeimte. Das ist einfach unmöglich, hielt er sich vor und trat zu seinem Sohn. Dann brach er plötzlich in Gelächter aus, und die jüngeren Männer sahen ihn verwundert an.
    Julian packte Richmond bei den Schultern. »Jesus Christus und all seine Erzengel und Heiligen seien gepriesen! Es ist Oxford!« Er hastete zur Treppe.
    »Wer zum Henker ist Oxford?«, fragte Robin halblaut. »Vermutlich irgendein Tattergreis, der bei der ersten Schlacht von St. Albans Ruhmestaten vollbracht hat …«
    Richmond schnaubte amüsiert, schalt ihn aber gleich darauf: »Dein Mangel an Respekt wird nur noch von deiner Unkenntnis übertroffen.«
    Damit verschwand auch Richmond auf der Treppe, und seine drei Jünger folgten ihm wie üblich.
     
    Ehe der Earl of Oxford im Burghof absitzen konnte, riss Julian ihn aus dem Sattel und schloss ihn in die Arme. »John! Willkommen in Vincennes. Ich muss gestehen, seit ein paar Jahren habe ich befürchtet, du seiest tot.«
    Oxford lachte leise. »Hin und wieder dachte ich das auch«, gestand er.
    Dann betrachteten sie einander mit unverhohlener Neugier. Bei der Schlacht von Barnet vor vierzehn Jahren hatten sie sich zuletzt gesehen. In den Wirren nach der Niederlage der Lancastrianer hatte der Earl of Oxford nach Schottland fliehen müssen. Aber der Mann, dem Janets Bruder einst für seine Lancastertreuedas Ohr verstümmelt hatte, war noch nicht fertig mit den Yorkisten gewesen. Er war zurückgekehrt, hatte eine Rebellion gegen König Edward angeführt und St. Michael’s Mount in Cornwall besetzt. Erst nach dem Fall der

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