Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
habe nicht eingewilligt«, widersprach er. Seine Stimme klang rau und tief, wie es immer der Fall war, wenn eine Sache ihm zu schaffen machte. »Richmond hat mich höflich von seinem Entschluss in Kenntnis gesetzt, dass im Falle unseres Sieges jeder unverheiratete Mann seines Gefolges seinem Beispiel folgen und eine Yorkistin heiraten wird. Auf meine ebenso höfliche Frage, ob er schon entschieden habe, mit welcher Braut er mich zu beglücken gedenke, antwortete er: Buckinghams Witwe. Und damit endete unsere Unterredung.«
»Oh ja. Du bist wutentbrannt hinausgestiefelt. Aber du wirst es tun. Wenn es so weit ist und er dich vor die Wahl stellt, seinem Wunsch zu entsprechen oder ihm den Rücken zu kehren, dann wirst du es tun.«
»Natürlich werde ich es tun«, gab er mit mühsam unterdrückter Ungeduld zurück, so als werde er gezwungen, einem beschränkten Kind zum wiederholten Male zu erklären, dass Wasser bergab fließt. »Aber ich habe nicht die Absicht, die Dame nach der Brautmesse je wiederzusehen. Nichts wird sich ändern.«
»Abgesehen von der Kleinigkeit, dass deine hübsche junge Braut dir mehr an Titeln und Ländereien einbringt, als ich mir merken kann …«
Jasper packte ihren Ellbogen und drehte sie zu sich um. »Hör auf damit. Das ist unter deiner Würde.«
Ja, dachte Blanche niedergeschlagen, das ist es. Seht nur, was aus Blanche of Waringham geworden ist. Eine lebenslange Sünderin, die auf einmal ehrbar werden will, weil ihr Haar grau wird und ihr Busen nicht mehr so straff ist, wie er einmal war, und ihr davor graut, ihr Alter in Einsamkeit hinterKlostermauern zu verbringen. Das war erbärmlich. Sie senkte den Blick, dann sah sie wieder auf. »Ist es so abwegig, dass ich mich fürchte?«
»Hast du so wenig Vertrauen zu mir? Nach …« Jasper rechnete kurz. »Nach achtundzwanzig Jahren, in denen ich dir nicht ein einziges Mal untreu war?«
Ihre Mundwinkel verzogen sich für einen Moment zu einem kleinen Lächeln. Sie fand es rührend, dass er versuchte, sie zu beruhigen. Aber es nützte nichts. »Ich habe Vertrauen zu dir«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Weil ich dich kenne. Aber weil ich dich kenne, bin ich auch wütend auf dich. Denn wenn ich einen der französischen Schurken, die du unsere Söldner nennst, anheuern würde, um sich nach Waringham zu begeben und Thomas Devereux im Schlaf zu ermorden – was jeder von ihnen für ein paar Pennys bedenkenlos täte –, würdest du mich trotzdem nicht heiraten, um Richmonds Pläne zu vereiteln. Nicht wahr?«
»Als ob du so etwas je tätest …«, knurrte er. Er wich ihr aus.
»Glaub lieber nicht, dass ich davor zurückschrecken würde, wenn ich nur glauben könnte, dass es etwas nützt. Aber du würdest deinem Neffen, deinem König niemals den Gehorsam verweigern.«
»Weil es sich nicht gehört«, eröffnete er ihr unwirsch. »Und weil er mich braucht.«
»Das ist nicht der wahre Grund!«, fuhr sie ihn an. Er wollte etwas sagen, aber sie hob abwehrend die Linke. »Ich weiß, dass dir an Buckinghams Titeln und Ländereien nichts liegt. Dir liegt nicht einmal etwas an Geld und Annehmlichkeiten. Du warst nie so glücklich wie zu der Zeit, als du in Wales wie ein Bandit dein Unwesen getrieben hast, ewig auf der Flucht vor Black Will Herbert, oft genug kein Dach über dem Kopf. Aber was du um jeden Preis zurückwillst, ist Pembroke. Du bist genau wie mein Bruder. Er würde alles tun, um Waringham zurückzubekommen, kein Opfer wäre ihm zu groß. Doch du hängst noch fanatischer an Pembroke als er an Waringham.Und Richmond wird es dir nicht zurückgeben, wenn du dich seinen Wünschen widersetzt. Also heiratest du Buckinghams Witwe und stempelst deine Söhne und Töchter unwiderruflich zu Bastarden. Und mich …«
»Deine moralischen Bedenken kommen reichlich spät«, unterbrach Jasper kühl. »Unsere Kinder sind Waliser genug, um sich dessen, was sie sind, nicht zu schämen. Und du hast deine Wahl selbst getroffen, Blanche. Offenen Auges. Du hast mich gehindert, Thomas Devereux zu töten, als ich die Gelegenheit hatte. Und deine Entscheidung ist heute noch so richtig wie damals. Wenn du gelegentlich einmal wieder zu Verstand kommst und in dich hineinhörst, wirst du feststellen, dass ich Recht habe.«
»Du verfluchter, überheblicher Hurensohn …«
»Was die Beweggründe deines Bruder betrifft, so kenne ich sie nicht, und sie gehen mich auch nichts an«, fuhr er unbeeindruckt fort. »Doch allein die Tatsache, dass er nicht mehr Earl of
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