Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
gab Richmond zurück. »Aber mehr haben wir nicht. Wir müssen zweimal segeln und uns in Wales verstecken, während wir auf die Rückkehr der Schiffe mit den restlichen Männern und Pferden warten.«
Oxford schüttelte den Kopf. »Richard wird es erfahren und uns zerquetschen, während wir warten.«
»Also was soll ich Eurer Meinung nach tun?«
»Leiht Euch Geld bei der Regentin. Sechzigtausend Francs sollten reichen und …«
»Ich bin kein Freund von Schulden, Mylord«, unterbrach Richmond entschieden.
»Das kann nur gut für die zukünftigen Finanzen der Krone sein«, gab Oxford lächelnd zurück. »Aber in diesem Fall solltet Ihr eine Ausnahme machen. Anna wird Euch das Geld gewiss geben, wenn Ihr ihr zwei Lords als Geiseln überlasst. Wenn ich einen Vorschlag machen darf: Lasst Dorset und den jungen Bourchier als Bürgen hier, denn im Herzen sind sie Yorkisten, und ihre Loyalität Euch gegenüber erscheint mir zweifelhaft.«
Richmond lauschte ihm mit wachsendem Erstaunen. »Weiter, Sir«, bat er.
»Von dem Geld kaufen wir noch einmal hundert Schiffe und heuern noch ein paar hundert Männer an. Dann segeln wir nach Wales, und zwar nach Milford Haven.«
»Aber es heißt, Richard lässt Milford Tag und Nacht überwachen«, protestierte Richmond. »Und er hat ein System von Signalfeuern in den Hügeln aufbauen lassen, die die Nachricht unserer Landung in kürzester Zeit zur englischen Grenze weiterleiten würden. In England hat er alle zwanzig Meilen frische Meldereiter entlang der Straßen postiert.«
Oxford nickte anerkennend. »Ich sehe, Ihr seid bestens im Bilde über die Vorbereitungen Eures Feindes. Das ist gut, Mylord. Ihr habt nur eine Kleinigkeit übersehen.«
»Und zwar?«, fragte Richmond.
»Wisst Ihr, wer die Signalfeuer an der walisischen Küste befehligt?«
Richmond schüttelte den Kopf.
»William Herbert, Mylord, mit dem Ihr zusammen in Pembroke Castle aufgewachsen seid. Und so schäbig sein Vater auch zu Euch war, war der Sohn doch immer Euer Freund, nicht wahr?«
»Das ist lange her«, wandte Richmond ein.
Oxford winkte ab. »Herbert ist Waliser. Schickt ein Vorauskommando,das ihm auf den Zahn fühlt. Ich bin sicher, Ihr könnt ihn für unsere Sache gewinnen.«
Richmond dachte eine Weile nach.
»Es ist ein guter Plan«, sagte Julian. »Der beste, den wir in Anbetracht der Umstände erhoffen können. Und es ist, wie du sagst, Richmond: Wir können uns nicht leisten, viel länger zu warten.«
»Du hast Recht«, gab Richmond zurück. »Was mir Sorgen macht, ist, dass wir niemals mehr als fünf-, höchstens sechstausend Mann haben werden, selbst wenn die Waliser mir so zahlreich zuströmen, wie wir hoffen. Richard hat …?«
»Etwa zehntausend, schätzen wir«, antwortete Morton. »Wenn alle kommen, die er zu den Waffen ruft.«
Richmond stieß die Luft durch die Nase aus. »Wie soll ich es vor Gott und meinem Gewissen verantworten, all diese Männer gegen solch eine Übermacht in die Schlacht zu führen?«
Oxford sah ihn mitfühlend an und sagte: »Eine Übermacht von zwei gegen einen ist nicht aussichtslos, wie Ihr sicher wisst. Aber einfach wird es nicht. Es ist durchaus möglich, dass wir alle draufgehen. Ich fürchte, es ist eine Entscheidung, die nur Ihr allein treffen könnt, Mylord.«
»Ein Vorgeschmack auf die Einsamkeit eines Königs«, sagte Jasper von der Tür, trat zu Oxford und umarmte ihn – kurz und förmlich, als hätten sie sich gestern noch gesehen.
»Dein armer Bruder ist daran zerbrochen, hab ich manches Mal gedacht«, antwortete Oxford.
»Ja, ich auch«, gestand Jasper.
»Aber du bist stärker als dein Onkel Henry«, sagte Julian zu Richmond.
»Glaubst du das wirklich?«, fragte der junge Mann, und er machte aus seinen Zweifeln keinen Hehl.
Julian nickte. »Du bist ein Tudor, Richmond.«
Am ersten August stachen sie in See. Die Red Rose war das Flaggschiff der Flotte, und dieses Mal hatte Jasper sie seinem Neffen nicht nur freiwillig überlassen, sondern stand an dessenSeite, als die französische Küste allmählich hinter ihnen verschwand.
Ganz anders als bei dem gescheiterten Versuch vor zwei Jahren war das Wetter bei dieser Überfahrt ruhig und sonnig, sodass sogar Robin und seine seeuntauglichen Brüder nahezu gänzlich von der elenden Reisekrankheit verschont blieben. Aber der milde Südwind war schwach, und so erreichten sie Wales erst nach einer Woche. In einem geschützten Hafen unweit von Milford in Pembrokeshire gingen sie vor
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