Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Festung hatten die Yorkisten ihn endgültig dingfest gemacht und in Hammes Castle unweit von Calais eingesperrt, auf dass er fern von England in Vergessenheit gerate und ihnen keinen Ärger mehr machen konnte. Das war vor zwölf Jahren gewesen, und seither hatte Julian nichts mehr von ihm gehört.
    »Du siehst gut aus«, befand Julian mit einer Mischung aus Verwunderung und Verlegenheit.
    Oxford hob kurz die Schultern. »Festungshaft ist mir seit jeher gut bekommen«, spöttelte er. Dann wurde er ernst. »Hab Dank für alles, was du für meine Frau und meine Kinder getan hast, Julian.«
    Der winkte ab. »Ich hätte gern mehr getan. Megan Beaufort war es, die deine Familie vor der Not bewahrt hat. Solange sie konnte.«
    »Ich weiß.« Oxford wies auf seinen Begleiter. »Seine Exzellenz hat mir alles berichtet.«
    Julian sah den zweiten Reiter zum ersten Mal richtig an. Es war Bischof Morton. Julian verneigte sich. »Noch eine freudige Überraschung. Willkommen, Mylord.«
    Bemerkenswert agil für einen Kirchenmann sprang der Bischof von Ely aus dem Sattel. »Danke, mein Sohn. Wir haben ein paar weitere Überraschungen im Gepäck – freudige und weniger freudige. Wo ist der Earl of Richmond?«
    »Hier«, sagte dieser und trat mit einem Lächeln näher.
    Oxford sah ihm einen Moment in die Augen, dann sank er auf ein Knie nieder. »Es hat länger gedauert, als mir lieb war, aber hier bin ich, Mylord. Wenn Ihr mir ein Schwert borgt, will ich es führen, um mit Euch Euren Thron zu erringen. Ich bin John de Vere, Earl of Oxford – zu Euren Diensten.«
    Richmond nahm ihn bei den Schultern, hob ihn auf und schloss ihn in die Arme. »Dann habe ich wahrlich Grund, neue Zuversicht zu schöpfen.«
    Vermutlich hast du keine Ahnung, wie wahr deine Worte sind, fuhr es Julian durch den Kopf. Oxford war nicht nur ein mutiger, verwegener Mann, er war auch der beste Kommandant, den die Lancastrianer je gehabt hatten. Ein geborener Stratege.
    Richmond verneigte sich formvollendet vor Morton und küsste ihm den Ring. »Willkommen an meinem bescheidenen Hof in der Verbannung, Exzellenz.«
    Der Bischof lächelte. Es war ein geradezu schelmisches Lächeln. »Ich glaube nicht, dass Ihr noch lange werdet ausharren müssen, Mylord.« Er wies unfein mit dem Finger auf Oxford. »Er ist nicht nur geflohen, wisst Ihr. Er hat den Kastellan von Hammes Castle mitsamt der ganzen Garnison überredet, sich Euch anzuschließen. Zweihundert hervorragende englische Soldaten.«
    Richmonds dunkle Augen leuchteten auf. »Das bringt uns in der Tat einen Schritt weiter. Ich glaube, bald sind wir so weit.« Für einen kurzen Moment verriet seine Miene jugendliche Ungeduld.
    Morton nickte. »Die Zeit drängt. Seltsame, höchst beunruhigende Dinge geschehen in England.«
    Richmond sah von einem der Neuankömmlinge zum anderen, dann nickte er und vollführte eine einladende Geste. »Kommt mit hinein. Besser, wir reden ungestört, und Ihr müsst Euch erfrischen, Gentlemen.«
     
    »Die Königin ist gestorben«, eröffnete Bischof Morton ihnen.
    Julian fuhr zusammen und bekreuzigte sich wie alle anderen. Dann stand er auf und trat ans Fenster. »Arme Anne«, murmelte er bekümmert. »Das Haus York hat dir wahrhaftig wenig Glück gebracht.«
    »Das ist wahr«, stimmte der Bischof zu. »Danke, mein Sohn«, sagte er zu Owen, der ihm einen Weinpokal reichte.
    Sie saßen in Richmonds geräumigem, aber kärglich eingerichtetem Gemach. Mortimer hatte einen Knappen nach Wein und Speisen geschickt, doch an der Tür hatte er dem Jungendas Tablett abgenommen und ihn fortgeschickt. So waren sie unter sich.
    »War’s die Schwindsucht?«, fragte Julian.
    Morton hob vielsagend die Schultern. »Schwer zu sagen. Vater Christopher und einige andere Freunde in England, die mich über die letzten Monate mit Nachrichten versorgt haben, berichteten, ihre Gesundheit sei schon länger angeschlagen gewesen. Der Tod ihres Sohnes hat sie vollends gebrochen. Blass und mager war sie geworden und meist zu schwach, um an offiziellen Hoffesten teilzunehmen. Was den König nicht gehindert hat, sich allnächtlich eifrig zu bemühen, einen neuen Erben zu zeugen. Jedenfalls sagen die Hofdamen das hinter vorgehaltener Hand.«
    Julian musste feststellen, dass er Richard of Gloucester nie so leidenschaftlich gehasst hatte wie in diesem Moment. Die Zuneigung, die er für Anne Neville empfunden hatte, war merklich abgekühlt, als sie dieses Monster aus freien Stücken geheiratet hatte, aber erloschen war

Weitere Kostenlose Bücher