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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sie nie. Vielleicht, weil ihre Mutter die unglückliche Liebe seiner Jugend gewesen war. Vielleicht, weil er immer das Bedürfnis verspürt hatte, Anne der Freund und Beschützer zu sein, der ihr Vater so viele Jahre für ihn selbst gewesen war.
    »Natürlich befindet König Richard sich in einer hochprekären Lage«, fuhr Morton mit unverhohlener Genugtuung fort. »Sein Erbe gestorben, und sein Rivale gewinnt mit jedem Tag neue Freunde in England. Kein Wunder, dass er verzweifelt ist, nicht wahr? Und ein verzweifelter Mann tut die ungeheuerlichsten Dinge.«
    Richmond ließ ihn nicht aus den Augen. »Was heißt das?«, fragte er brüsk. Er schätzte es nicht sonderlich, wenn man in Rätseln zu ihm sprach. Dafür fehlte ihm die Geduld.
    »Die Königin starb, eine Woche nachdem er die nächtlichen Besuche in ihren Gemächern eingestellt hatte. Weil er eingesehen hat, dass er ihr das nicht mehr zumuten konnte? Oder hat er eingesehen, dass seine Bemühungen sinnlos waren, und ihr auf dem Weg ins Jenseits ein wenig geholfen? Ich weiß es nicht,Mylord.« Morton schüttelte langsam den Kopf. »Aber sicher ist dies: Finstere Gerüchte hielten sich so hartnäckig in London, und die Stadt begann so bedrohlich zu brodeln, dass Richard sich genötigt sah, vor dem Lord Mayor und dem Stadtrat einen öffentlichen Schwur zu leisten, dass er seine Gemahlin nicht vergiftet habe.«
    Robin zog erschrocken die Luft ein und schlug dann die Hand vor den Mund. »’tschuldigung«, murmelte er.
    »Euer Entsetzen spricht nur für Euch, mein Sohn«, erwiderte der Bischof ernst, ehe er an Richmond gewandt fortfuhr: »Für diesen Schwur kann es nur zwei Gründe geben: Entweder, er hat es tatsächlich getan, und seine einzige Hoffnung, die Menschen von seiner Unschuld zu überzeugen, lag in diesem dreisten Meineid. Oder er hat es nicht getan, aber sein Ansehen im Land ist so beschädigt und seine Position so schwach, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich dieser öffentlichen Demütigung zu unterziehen. So oder so: König Richard ist in Nöten.«
    »Gut …«, murmelte Richmond befriedigt.
    »Aber er wäre nicht dort, wo er heute ist, wenn er sich nicht zu helfen wüsste«, fuhr der Bischof fort. »Er hat die Hoffnung auf einen neuen Erben noch nicht aufgegeben. Er will wieder heiraten. Und zwar eine Frau, die ihn auf einen Schlag von vielen Sorgen befreit.« Er legte eine Pause ein, um seine Zuhörer ein bisschen auf die Folter zu spannen, aber Richmond machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
    »Seine Nichte, Elizabeth of York«, tippte er.
    Die Enttäuschung auf Mortons Gesicht war beinah komisch. »Woher wisst Ihr das?«, fragte er.
    Richmond wies auf Robin. »Er hat das schon letzten Sommer kommen sehen. Als Richard seine Nichten plötzlich aus dem Kirchenasyl holen wollte.«
    Zum ersten Mal schenkte Bischof Morton dem jungen Waringham mehr als einen flüchtigen Blick und nickte ihm anerkennend zu.
    Richmond stellte seinen Becher mit einer entschlossenenGeste auf dem schlichten, aber sauber gescheuerten Eichentisch ab und stand auf. »Es wird Zeit, dass wir handeln. Mortimer, wärst du so gut, meinen Onkel herzubitten? Wir werden uns schnellstmöglich einschiffen, und wir müssen sofort Pläne machen.«
    Mortimer ging hinaus, und es war einen Moment still.
    Plötzlich donnerte Richmond die Faust auf den Tisch. Alle zuckten ein wenig zusammen, denn dergleichen waren sie nicht von ihm gewöhnt.
    »Ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass dieses Ungeheuer mir nach meiner Krone auch noch meine Braut stiehlt«, sagte er – leise, aber unverkennbar zornig.
    Der Earl of Oxford hatte sich aufs Zuhören beschränkt, während Morton sie über die jüngsten Entwicklungen in England ins Bild setzte, und derweil den geschmorten Hammel, den man ihm serviert hatte, mit einer Konzentration und einem Heißhunger verschlungen, wie nur Männer sie an den Tag legen konnten, die lange eingekerkert gewesen waren. Verstohlen hatte Julian ihn beobachtet und mehr über Oxfords Haftbedingungen erfahren, als der ihm freiwillig je erzählt hätte.
    Jetzt steckte Oxford sein Speisemesser ein und fragte Richmond: »Darf ich sprechen, Mylord?«
    Der nickte. »Jederzeit, Sir.«
    »Nach dem, was ich vorhin gesehen habe, schätze ich, ihr habt zweitausend Mann?«
    »Ungefähr, ja. Söldner.«
    Oxford verzog keine Miene. »Plus die zweihundert, die ich mitgebracht habe. Und wie viele Schiffe?«
    »Hundert.«
    »Das sind nicht genug.«
    »Nein, ich weiß«,

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