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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Anker.
    Richmond wartete nicht auf das Fallreep. Behände sprang er über Bord, watete an Land, und als er das Ufer erreichte, ließ er sich auf die Knie fallen und küsste die geliebte walisische Erde, der er vierzehn Jahre – die Hälfte seines Lebens – hatte fern sein müssen.
    Als Julian ihm schließlich mit seinen Söhnen und Schwiegersöhnen folgte, hatte der junge Thronanwärter sich immer noch nicht gerührt.
    »Verhilf mir zu meinem Recht, oh Herr« , hörten sie ihn beten, » denn ich habe ohne Schuld gelebt. Auf dich habe ich vertraut, ohne zu wanken. Stell mich auf die Probe, Herr, erforsche mein Herz. Denn deine Güte habe ich vor Augen, ich wandle in deiner Wahrheit. Nie saß ich bei den Frevlern, noch weilte ich bei den Gottlosen. Ich wasche meine Hände in Unschuld … « Er konnte nicht weitersprechen. Mit gesenktem Kopf, die Hände auf den Knien zu Fäusten geballt, wartete er, dass er die Fassung wiederfand.
    Bischof Morton legte ihm die beringte Hand auf die Schulter und sprach den Psalm für ihn: » Ich umschreite, Herr, deinen Altar, um dein Lob zu künden und all deine Wunder zu preisen. Ich liebe die Stätte deines Tempels, wo deine Herrlichkeit wohnet. Raffe meine Seele nicht hinweg mit den Frevlern, mein Leben nicht mit den Mördern .«
    » An ihren Händen klebt Schandtat «, fuhr Richmond mit festerer Stimme fort. » Mit Bestechung ist ihre Rechte gefüllt. Ich aber wandle ohne Schuld. Erlöse mich, Herr, und erbarmedich meiner. Mein Fuß steht auf festem Grund, und preisen will ich den Herrn .«
    Er stand auf, und es war eine Weile still. Dann räusperte sich Robin und raunte seinem Cousin Owen zu: »Na ja. Das ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen, aber im Großen und Ganzen stimmt es schon …«
    Richmond wandte langsam den Kopf und sah ihn an, als wolle er ihm das Schwert in die Brust stoßen. Doch dann breitete sich plötzlich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, das übermütig und zuversichtlich zugleich schien, und er ließ die Rechte schwer auf Robins Schulter fallen. »Knie dich hin, du Schandmaul.«
    Robin machte große Augen. »Was …?«
    »Owen, Mortimer, Edmund, ihr auch.« Zwölf weitere wählte er aus, die mit ihm gesegelt waren, und als sie alle nebeneinander vor ihm auf der felsigen Erde knieten, zog er das Schwert und schlug alle sechzehn zu Rittern.
    Die Truppen, die von Bord aus zuschauten, jubelten und applaudierten.
    »Er hat ein gutes Auge für die Inszenierung eindrucksvoller Gesten«, bemerkte Bischof Morton gedämpft, der zwischen Julian und Jasper stand. »Eine äußerst nützliche Gabe für einen König. Schaut mich nicht so finster an, Tudor, ich bin nicht der Zyniker, für den ihr mich haltet. Ich stelle nur Tatsachen fest.«
    Jasper schüttelte den Kopf. »Er hat nichts dergleichen, Mylord. Er ist nicht so … weltgewandt, wie ein Prinz in seinem Alter es wäre. Und weil er keine Ahnung hat, was in einem Moment wie diesem von ihm erwartet wird und was er tun muss, folgt er einfach der Stimme seines Herzens.«
    Morton lächelte. »Nun, da er es auf dem rechten Fleck hat, ist das vielleicht viel kostbarer als prinzliche Weltläufigkeit.«
    Julian drängte sich vorerst nicht in die Traube derer, die Richmond und seine frisch gebackenen Ritter umstanden, sondern trat zu seinen beiden jüngeren Söhnen und ihrem Cousin Goronwy, die die Zeremonie neiderfüllt verfolgt hatten.
    »Kopf hoch, Männer«, sagte Julian. »Eure Zeit kommt auch noch.«
    »Aber ich bin schon siebzehn«, klagten Goronwy und John wie aus einem Munde.
    »Ziemlich jung«, urteilte Julian nachdrücklich. Er fand insgeheim, dass auch Edmund mit seinen neunzehn Jahren noch sehr jung war, um an Richmonds Seite in die Schlacht zu ziehen, aber das sahen Väter natürlich grundsätzlich anders als Söhne.
    »Und was ist, wenn die kommende Schlacht gegen Richard of Gloucester unsere einzige Chance wäre, für ihn zu kämpfen?«, fragte der scheue Harry so leise, dass Julian die Ohren spitzen musste, um ihn zu verstehen.
    »Dann hättet ihr zumindest die Ehre gehabt, als seine Knappen seine Rüstung makellos und sein Schwert scharf gehalten zu haben. Das ist nicht so wenig, Harry.«
    Sein Jüngster hob den Kopf und sah ihn stumm an, und in seinen Augen erkannte Julian die Frage, die den Jungen eigentlich quälte: Was wird aus uns, wenn wir verlieren? Wenn er fällt?
    Julian wünschte einen Moment, er hätte auf Janet gehört und wenigstens Harry in Rouen gelassen, wo der französische Hof

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