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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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von seiner Ankunft zu unterrichten und um eine kurze Unterredung zu bitten.
    Der Name Waringham war in den Midlands nicht unbekannt. Der Soldat neigte höflich den Kopf und entfernte sich im Laufschritt. Robin ritt wieder an, um ihm zu folgen, und als er unter dem schweren Fallgitter hindurchkam, konnte er sich nicht hindern, den Blick nach oben zu richten. Beinah war es ihm, als höre er das raue Klirren schon, mit dem das rostige Gitter herabsausen würde, um sie in Atherstone gefangen zu setzen …»Lord Waringham?«, fragte Stanley, als er die kleine Halle im Erdgeschoss des Bergfrieds betrat, wohin man die späten Besucher geführt hatte. Seine Stimme drückte Verwunderung ebenso wie Misstrauen aus.
    Robin trat ins Licht der einzelnen Kerze auf dem Tisch, nahm den alten, aber verwegenen Samthut ab und deutete eine Verbeugung an. »Sein Sohn, Mylord.«
    Stanley war bleich und unrasiert. Entweder war er tatsächlich krank gewesen, oder es gab irgendetwas, das schwer auf seiner Seele lastete. Sein Blick wirkte ebenso erschöpft wie gehetzt, und die Augen waren trüb. Doch jetzt verengte er sie und musterte seinen jungen Besucher. »Und was mag es sein, das Ihr von mir wollt?«
    Richmond stellte sich neben Robin und verneigte sich weitaus höflicher als er vor ihrem Gastgeber. »Ich bin derjenige, der zu Euch gekommen ist, Mylord.«
    »Und Ihr seid?«, fragte Stanley barsch.
    »Henry Tudor, Earl of Richmond.«
    Stanley gab keinen Kommentar ab, aber Robin schien es, als werde der ältere Mann noch eine Spur bleicher.
    Von der Tür erklang ein gedämpfter Jubellaut, und im nächsten Moment kam eine zierliche Frau herein. Sie ging langsam und auf einen eleganten Stock mit Silberknauf gestützt, und trotzdem kam es Robin vor, als schwebe sie.
    »Henry!«, rief sie leise. »Der Herr Jesus Christus und die Heilige Jungfrau seien gepriesen, denn sie haben meinen sehnlichsten Wunsch erfüllt, dich noch einmal wiederzusehen.«
    Richmond zeigte ein Lächeln, wie seine Freunde es noch nie an ihm gesehen hatten: Es drückte eine eigentümliche Mischung aus Nachsicht und Verehrung aus. Er nahm die freie Hand der Dame in seine beiden und führte sie an die Lippen. »Madam.« Dann wandte er den Kopf ein wenig zur Seite, weg vom Licht, wie er es immer tat, wenn er nicht wollte, dass irgendwer seine Gefühle erriet.
    Lady Megan bedurfte solcher Hilfsmittel nicht. Eine einzelne Freudenträne rann ihre Wange hinab, aber ihre Mienedrückte nichts als Gleichmut und heitere Gelassenheit aus. Robin kam zu dem Schluss, dass diese Dame zu Recht für ihre große Beherrschtheit gerühmt wurde, und er ertappte sich bei der Erkenntnis, dass er erleichtert war, nicht ihr Sohn zu sein. Über vierzehn Jahre hatte sie Richmond nicht gesehen. Und alles sprach dafür, dass diese Begegnung ihre letzte sein würde. Ihre Nonchalance war ihm unheimlich.
    Dann legte Lady Megan die Hand ihres Sohnes an ihre Wange und schloss die Augen. »Wie groß du geworden bist.«
    Richmond lachte leise. »Das hab ich lange nicht gehört …«
    »Für einen Waliser, meine ich«, erklärte sie. »Genau wie dein Vater.«
    Er nahm behutsam ihren Arm und führte sie zu einem Sessel. Für den Augenblick schien er seinen Stiefvater völlig vergessen zu haben, der bedrohlich und reglos wie ein Pranger auf dem Dorfplatz mitten im Raum stand und die Szene mit undurchschaubarer Miene verfolgte.
    »Ich hoffe, Ihr seid wohl, Madam«, sagte Richmond, nachdem seine Mutter Platz genommen hatte. Dann hob er die Hand und schnalzte mit der Zunge, ungeduldig mit sich selbst. »Das seid Ihr nicht, wie man sieht. Julian hat mir von Eurem Leiden erzählt, aber ich habe den Verdacht, er hat mir verschwiegen, wie sehr es Euch zu schaffen macht.«
    Lady Megan winkte mit einer ihrer kleinen Hände ab. Im schwachen Licht sah die Bewegung aus wie ein tanzender Schmetterling. »Es ist nicht so schlimm, wie du vielleicht denkst. Stell mir deine Freunde vor.«
    »Robin of Waringham, Owen ap Jasper, Mortimer Welles.«
    Nebeneinander traten sie näher und verneigten sich vor ihr.
    Lady Megan nickte huldvoll. Wie eine Königin. »Seid willkommen, Gentlemen.«
    Stanley konnte nicht länger an sich halten. »Madam, bei allem Verständnis«, grollte er und trat an den Tisch. »Aber wenn der König hiervon erfährt, dann …« Er brach ab.
    »Ich weiß, mein Lieber«, erwiderte sie sanft. »Mir ist vollkommen bewusst, wie schwierig diese Situation für dich istund dass weder mein Sohn noch seine Begleiter

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