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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sein Dörrfleisch zwischen die Zähne und zerrte. Als es ihm endlich gelungen war, ein mundgerechtes Stück abzubeißen, trat Mortimer mit eingezogenem Kopf durch den niedrigen Zelteingang. »Robin, Owen, wir sollen satteln lassen.«
    Owen runzelte die Stirn. »Wie bitte? Wenn er die Nacht durchmarschieren will, warum um Himmels willen hat er dann das Lager aufschlagen lassen?«
    Mortimer schüttelte den Kopf. »Wir marschieren nicht die Nacht durch. Er möchte ausreiten.«
    »Ausreiten?«, wiederholte Edmund ungläubig.
    Sein Bruder drückte ihm das angenagte Stück Fleisch in die Hand. »Manchmal ist er ein bisschen wunderlich. Wohl bekomm’s, Bruder. Leg dich ruhig schlafen und warte nicht auf uns – das kann dauern.«
    »Aber was hat er denn vor?«, fragte Edmund.
    Robin hob die Schultern. »Keine Ahnung. Hin und wieder überkommt ihn eine ebenso plötzliche wie heftige Sehnsucht nach weiblicher Gesellschaft. Vor allem immer dann, wenn die Dinge brenzlig werden. Und da seine süße Eloise in der Bretagne geblieben ist …«
    »Hör auf zu schwafeln und komm endlich, Robin«, drängte Owen, der schon die Waffen angelegt hatte und den Mantel über dem Arm trug.
    Robin klopfte seinem Bruder kurz die Schulter und folgte Owen und Mortimer in den lauen Abend hinaus. Sie lagerten einen Steinwurf nördlich der Straße auf den abgeerntetenFeldern eines Ursulinenklosters. Richmonds Zelt stand auf der Kuppe eines Hügels. Eigentlich nur ein mickriges Hügelchen, fand Robin, aber in dieser flachen Gegend bot selbst das einen guten Blick über die Umgebung.
    Als die drei Ritter jeder mit einem Pferd an der Hand dorthin kamen, erwartete Richmond sie bereits im Sattel. »Was hat so lange gedauert, Gentlemen?«, fragte er eine Spur gereizt. »Das üppige Nachtmahl?«
    Robin saß auf und dachte flüchtig, dass er Richmond nie so angespannt erlebt hatte wie in den letzten zwei Wochen, nicht einmal bei ihrer überstürzten Flucht aus der Bretagne, als sie ihn um ein Haar erwischt hätten. Aber Robin wusste natürlich, woran das lag. Es war die Verantwortung für all die Männer, die sich seiner Sache im Angesicht einer Überzahl an Feinden angeschlossen hatten, die Richmond so zu schaffen machte.
    »Und warum die Eile, Mylord?«, konterte Robin und ritt neben ihm an. »Die hübschen Jungfrauen von Warwickshire werden uns schon nicht davonlaufen …«
    Richmond schüttelte den Kopf. »Wie kannst du glauben, dass ich in einer Lage wie dieser solche Frivolitäten im Sinn habe?«
    Ist es so frivol, wenn man jung ist wie wir und noch ein letztes Mal einen Frauenkörper unter sich spüren will, ehe man in eine wenig aussichtsreiche Schlacht reitet?, überlegte Robin und fand keine befriedigende Antwort.
    »Also, wohin wollen wir dann?«, fragte Mortimer.
    Richmond schwieg, bis sie die Wachen passiert hatten und allein über die offenen Felder ritten. Dann antwortete er: »Nach Atherstone.« Er zeigte geradeaus. »Da geht’s lang.«
    Owen und Robin wechselten einen entsetzten Blick. »Zu Lord Stanley?«, fragte Owen ungläubig. »Ähm … nur wir vier?«
    Richmond wandte den Kopf und sah ihn schweigend an, eine Braue spöttisch in die Höhe gezogen.
    »Ich mein ja nur …«, beeilte Owen sich hinzuzufügen und brach dann ab, als wisse er nicht so recht, was er eigentlich meinte.
    »Ganz Unrecht hat er nicht«, murmelte Mortimer vor sich hin. »Lord Stanley wird uns festnehmen und an Richard ausliefern.«
    »Oder auch nicht«, sagte Robin und zügelte seinen Braunen mühelos, als der vor einem Rascheln zu ihrer Linken scheute.
    Richmond fegte die Debatte mit einer ungeduldigen Geste beiseite. »Hätte ich Bedenken hören wollen, hätte ich eure Väter nach ihrer Meinung gefragt.«
    »Und das heißt, sie wissen nicht, wohin du reitest?«, fragte Robin.
    Richmond schüttelte den Kopf. »Niemand weiß es.«
    »Du magst der rechtmäßige König von England sein, Cousin, aber du bist verrückt«, befand Owen. »Wenn wir spurlos verschwinden, wird niemand wissen, wohin und wieso.«
    »Wenn wir spurlos verschwinden, spielt das Wohin und Wieso keine große Rolle mehr«, entgegnete Richmond ungerührt.
    »Stimmt«, sagten Robin und Mortimer wie aus einem Munde und wechselten einen halb argwöhnischen, halb erstaunten Blick. Es kam nicht gerade oft vor, dass sie einer Meinung waren.
     
    Es war kein weiter Weg. Als sie Lord Stanleys Burg nach etwa einer Stunde erreichten, war es Robin, der an der Spitze ritt und der Wache auftrug, Lord Stanley

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