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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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mit zunehmendem Schrecken, wie Oxford und die Seinen vor dem feindlichen Ansturm zurückwichen und ihre Reihen schließlich brachen. Doch der erfahrene Oxford verhinderte, dass seine Männer in Panik gerieten und flohen, zog sie hinter die Standarten zurück und stellte sie neu auf. Dann rückten sie wieder vor – ausgedünnt, wie sie waren –, und bald hörte Julian einen Jubelschrei aufbranden, der schließlich auch ihre Seite erreichte: »Norfolk ist gefallen!«, brüllten die lancastrianischen Soldaten einander zu. »Richard hat seinen besten Kommandanten verloren! Norfolk ist gefallen!«
    Man konnte förmlich zusehen, wie die Yorkisten verzagten und die Lancastrianer neuen Mut schöpften, und Julian spürte sein eigenes Herz leichter werden, obwohl der Ansturm der Feinde nicht nachließ.
    »Julian!«, hörte er Jasper plötzlich neben sich über den Schlachtenlärm brüllen. »Ich glaube, Northumberland kommt nicht!«
    »Sieht so aus!«, gab Julian zurück.
    Fast beiläufig schlug Jasper Tudor einem johlenden Yorkisten, der mit erhobenem Streitkolben auf ihn zuhielt, den unbehelmtenKopf von den Schultern. Dann blieb er neben Julian stehen. »Was denkst du?«, fragte er.
    Julian ließ den Blick kurz über das Gewimmel auf dem Hang gleiten. »Könnte klappen«, sagte er vorsichtig. »Falls unsere Söldner durchhalten.«
    »Oh, das werden sie. Oxford hat ihnen weisgemacht, Richard würde jeden von ihnen bei lebendigem Leib verbrennen, wenn er sie gefangen nimmt. Ihr Siegeswille ist dementsprechend groß.«
    Julian musste grinsen. »Listenreicher Oxford.«
    Jasper nickte. »Er wird uns noch … Oh, mein Gott! Heiliger Georg, steh uns bei …« Seine Stimme versagte, und er starrte nach Norden. Der kleine Ausschnitt seines Gesichts, den Julian durch das aufgeklappte Visier sehen konnte, war grau.
    Julian wandte den Kopf. Langsam wie in einem Albtraum. Ihm graute vor dem, was er sehen würde.
    Aber noch lag Richmond nicht niedergestreckt im Gras, stellte er fest, als er ihn endlich entdeckte. Auch keiner seiner Söhne oder Neffen. Doch Richmond hatte sich mit einer kleinen Schar treuer Ritter von der Hauptstreitmacht gelöst und galoppierte – dank seines Wappens weithin erkennbar – beinah ungeschützt auf Stanleys Stellung zu. Und das blieb nicht lange ungestraft. Hügelabwärts kam König Richard mit zwanzig Mann seiner Leibwache, so schnell als trügen ihn die geflügelten Kreaturen der Hölle auf ihren Schwingen, und er schnitt Richmond den Weg ab.
    Wie die Spitze eines Pfeils durchdrang der König von England den schützenden Wall, den Richmonds Getreue um den letzten Spross der Lancaster gebildet hatten, und sein Zorn und seine Bitterkeit verliehen Richard Kräfte, wie sie eigentlich kein sterblicher Mann haben konnte. Hilflos mussten Jasper und Julian mit ansehen, wie er zwei von Richmonds Rittern niedermachte, ehe Edmund sich ihm stellte und ihn in einen rasant schnellen Schwertkampf verwickelte.
    »Er kann ihm nicht standhalten«, brachte Julian gepresst hervor. Das Entsetzen drohte ihm die Luft abzuschnüren.
    »Da kommt Stanley«, sagte Jasper.
    »Er ist zu jung und hat zu wenig Erfahrung. Jasper, mein Sohn wird …«
    Jasper Tudor packte ihn am Arm. »Julian, sieh doch, da kommt Stanley!«
    Edmund wurde aus dem Sattel geschleudert und blieb reglos im Gras liegen.
    Julian fiel auf die Knie.
    An der Spitze von viertausend Soldaten ritt Thomas Lord Stanley im gestreckten Galopp in die Schlacht.
    Robin wollte sich Richard als Nächster in den Weg stellen, aber zwei der Yorkisten drängten ihn ab, und er versuchte, den einen mit dem Schwert, den anderen mit einer erbeuteten Streitaxt in Schach zu halten.
    König Richard fällte Richmonds Bannerträger mitsamt der prächtigen Standarte, und endlich standen die beiden Kontrahenten einander Auge in Auge gegenüber.
    Dann hatten Stanley und seine Vorhut die kleine Gruppe erreicht, brachen wie eine Sturmflut über sie herein und versperrten Jasper und Julian jegliche Sicht.
     
    Zu viele Dinge waren zu schnell passiert, sodass Robin keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Seit sein Bruder gefallen war, brüllte er ohne Unterlass. Er erkannte seine eigene Stimme nicht, war sich nicht bewusst, dass er es war, der der wahnsinnigen Welt mit diesen unartikulierten Schreien seinen Zorn und seinen Schmerz kundtat, aber die beiden Yorkisten, mit denen er sich schlug, wichen furchtsam vor ihm zurück. Das erfüllte ihn mit einem bitteren Triumph, und er hob die Axt,

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