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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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mit der er kaum umgehen konnte, um dem linken den Rest zu geben, als ihn plötzlich drei Männer in Stanleys Livree abdrängten und Kleinholz aus seinen Yorkisten machten.
    Robin war so fassungslos, dass er abrupt verstummte. Hilfesuchend sah er sich um, doch es herrschte ein wogendes Durcheinander aus Lärm und Leibern und Pferden. Dann fing jemand anderes an zu schreien, und über das allgemeine Getöse hinweghörte Robin: »Verrat! Verrat!«, immer wieder das eine Wort, bis die Stimme plötzlich abgeschnitten wurde.
    Als das Chaos sich ein wenig entwirrte, saß Richmond immer noch im Sattel, umringt jetzt von einer weitaus stärkeren Leibgarde in Stanleys Livree, und Mortimer war an seiner Seite und reckte triumphierend den abgebrochenen Pfahl mit seinem Banner in die Höhe.
    Weder von König Richard noch von seinem Wappen war mehr irgendetwas zu sehen.
    Ungeschickt glitt Robin aus dem Sattel, warf sein Schwert achtlos weg, obwohl um ihn herum noch überall gekämpft wurde, und fiel neben Edmund auf die Knie. Er nahm ihm den Helm ab, bettete den Kopf auf seinen stahlummantelten Oberschenkel, sah auf das bleiche, blutverschmierte Gesicht seines Bruders und kniff dann die Augen zu.
    »Warum heulst du?«, fragte Edmunds Stimme matt. »Haben wir die Schlacht verloren?«
    Robin fuhr zusammen, und um ein Haar hätte er schon wieder geschrien. Er schüttelte den Kopf. »Ich heul um dich.«
    »Ich bin geschmeichelt. Aber ich glaub … noch ist das nicht nötig.« Er keuchte.
    »Wo hat er dich erwischt?«
    »Was ist mit der Schlacht? Und lüg mich ja nicht an.«
    »Wir haben gesiegt. Stanley kam, als es auf Messers Schneide stand, und hat sich für uns entschieden. Für Richmond. Der Krieg ist aus, Bruder.«
    Edmund lächelte. »Also ist unser Piratenleben nun wohl vorüber. Eigentlich schade.« Dann wurde er bewusstlos.
     
    Es war noch Morgen, als König Richard von den Männern seines einst so treuen Lord Stanley aus dem Sattel geworfen und totgeprügelt wurde, denn die Schlacht hatte nur zwei Stunden gewährt. Etwa tausend Männer lagen gefallen oder sterbend auf dem langgezogenen Hang des Ambion Hill. Doch Edmund of Waringham zählte nicht dazu.
    Richmond selbst brachte seinen jungen Ritter vor sich aufdem Pferd vom Schlachtfeld, und nachdem die Ärzte Edmund im Lazarettzelt aus der Rüstung geschält hatten, fanden sie bald heraus, dass das Schwert in die Achselhöhle eingedrungen war – eine gefährliche Schwachstelle an vielen Rüstungen. Die Wunde war tief und blutete stark, aber weder Lunge noch Herz schienen verletzt zu sein.
     
    Nachdem Julian die gute Nachricht vernommen hatte, machte er sich allein auf den Weg zu der Stelle, wo König Richard gefallen war. Der Leichnam war verschwunden, stellte er fest, aber drei Soldaten hockten im Gras und zankten um ein paar offenbar kostbare Kleidungsstücke und die einzelnen Teile einer blanken Rüstung.
    »Finger weg«, befahl Julian, glitt aus dem Sattel und legte die Hand an das Heft. »Was fällt euch ein?«
    »Aber Mylord«, protestierte ein Mann mit einer blutigen Schramme auf der Stirnglatze. »Lord Stanleys Sohn hat gesagt, wir dürfen die Sachen haben und damit machen, was wir wollen.«
    Das wundert mich nicht, fuhr es Julian durch den Kopf. »Lord Stanleys Sohn? Das heißt, er lebt?«
    Sie nickten.
    Gott war heute so gnädig zu Stanley wie zu mir. »Und kann er laufen?«
    »Im Moment nicht, Sir. Aber der Medicus glaubt, er kriegt ihn wieder hin.«
    »Also meinetwegen, behaltet die Sachen. Was ist aus Richards Leichnam geworden?«
    »Sie haben ihn wie einen Sack Korn auf ein Pferd gebunden und bringen ihn nach Leicester.«
    »Nackt?«, fragte Julian ein wenig pikiert.
    Der mit der Stirnglatze grinste. »Splitternackt, Mylord. Die Leute in der Stadt kriegen richtig was geboten.«
    Julian wusste, es gehörte sich nicht, aber bei der Vorstellung verspürte er eine Genugtuung, die so warm und herzerfrischend war wie ein Kaminfeuer nach einem langen Ritt durcheisige Winterkälte. Er achtete indes darauf, dass seine Miene diese barbarische Regung nicht preisgab.
    Die Männer verzogen sich schleunigst mit ihrer Beute, ehe er es sich anders überlegen und ihnen die feinen Sachen und die königliche Rüstung doch noch abknöpfen konnte. Zu spät fiel Julian ein, dass Richard vor Beginn der Schlacht eine Krone auf dem Helm getragen hatte. Er wandte sich um, um die Soldaten zurückzurufen, doch sie waren schon verschwunden. Mit einem Mal fand Julian sich

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