Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
nicht zusammenkriegen. Sie kampieren unten im Dorf auf dem Anger an der Kirche.«
Edmund nickte dankbar, erwiderte aber: »Schick ihnen Nachricht, sie sollen auf die Burg kommen. Hier ist Platz genug, und es ist besser, wenn wir unsere Truppen beisammen haben. Wir wissen nicht genau, womit wir rechnen müssen.«
Julian wandte sich an seinen Knappen. »Du hast es gehört, Alexander. Ab ins Dorf mit dir.«
»Und ihr kümmert euch um die Gäule«, wies Algernon die anderen drei Knaben an, die sie begleitet hatten.
Die Ritter folgten Edmund Tudor zum Bergfried – der ungewöhnlicherweise am Südostrand der Anlage stand und einen Teil der Ringmauer bildete – und eine Treppe hinauf in einen halbwegs behaglichen Raum mit Teppichen an den grauen Steinwänden und gepolsterten Sesseln um einen klobigen Tisch.
»Herrlich kühl«, bemerkte Lucas Durham und fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn. Die Augusthitze war mörderisch, und riesige Mückenschwärme lauerten in den walisischen Hügeln auf arglose englische Ritter.
»Geduldet Euch einen Moment, Gentlemen, gleich werdet Ihr walisisches Ale zu kosten bekommen. Es ist das beste der Welt«, versprach Tudor. »Hattet Ihr eine gute Reise?«
Julian nickte, setzte sich in einen der Sessel und ließ die Schultern kreisen. »Aber wir haben trotzdem eine Woche gebraucht. Die Straßen in Wales sind ein wenig … gewöhnungsbedürftig, wenn du mir die Bemerkung verzeihen willst. Und der Weg war weiter, als ich gedacht hatte. Ich wusste ehrlich nicht, dass es so weit im Westen noch Land gibt, Edmund. Immer wenn wir an eine Hügelkette kamen, dachte ich, dahinter muss aber doch jetzt das Meer sein. Stattdessen kamen noch mehr Hügel.« Er zuckte die Achseln. »Na ja. Hier sind wir.« Und er war froh, dass er endlich angekommen war. Edmunds Bote, der ihn ersucht hatte, mit möglichst vielen Männern umgehend nach Carmarthen zu ziehen, war mitten in der Erntezeit in Waringham erschienen. Julians Mutter hatte alle nur denkbaren Einwände gegen seinen überstürzten Aufbruch erhoben. Er wusste natürlich, wieso. Aber ihre mütterliche Sorge war ihm ein Mühlstein um den Hals, und er hatte angeführt, dass Edmund Tudor nicht nur sein Freund, sondern ebenso sein Vormund und Dienstherr sei – er konnte nicht ablehnen. Und er wollte auch nicht. Seine Mutter hatte ihn schließlich ziehenlassen, da ihr ja nichts anderes übrig blieb. Aber sie hatte keinen Hehl aus ihren bösen Vorahnungen gemacht, und das hatte Julian ihr verübelt.
Ein dürrer, hoch aufgeschossener Knabe mit roten Locken trat ein und stellte einen Krug auf den Tisch, so unsanft, dass Bier herausschwappte, verteilte mit gesenktem Blick und angewiderter Miene ein paar Zinnbecher und schlurfte grußlos hinaus.
»Höflicher Junge, das muss man wirklich sagen«, bemerkte Algernon Fitzroy trocken.
Edmund winkte mit einem Schulterzucken ab. »Mein Vater hat ihn mir geschickt – irgendwie sind wir verwandt. Ein wackeres Bürschchen, unser Rhys. Aber er missbilligt, dass ich Engländer nach Wales geholt habe. Viele hier tun das.«
»Die Leute im Dorf waren freundlich«, widersprach Julian.
»Tja. Manche denken so, andere so. Das ist, wie es immer schon war. Und nur die wenigsten weinen Gryffydd ap Nicholas eine Träne nach.«
»Das heißt, du hast diesen Gryffydd schon geschlagen?«, fragte Julian enttäuscht. »Wir kommen zu spät?«
»Im Gegenteil. Ganz so einfach ist es in Wales nie, weißt du.« Edmund seufzte leise. »Gryffydd ap Nicholas hat die … Schwierigkeiten in England seit Jahren genutzt, um ganz Südwest-Wales unter seine Kontrolle zu bringen, aber viele Waliser waren nicht gewillt, sich ihm unterzuordnen oder anzuschließen. Als der König mich letzten Herbst herschickte, um seine Autorität in Wales wiederherzustellen, haben viele mir Tür und Tor geöffnet. Mein Bruder Jasper genießt großes Ansehen in Wales, das hat die Dinge einfacher gemacht. Im Frühjahr hat Gryffydd eine Truppe aufgestellt, und wir haben uns ein paar Scharmützel geliefert. Aber entscheidend war Carmarthen.« Er tippte mit dem Fuß auf den strohbedeckten Boden. »Wer diese Burg hält, beherrscht den Südwesten. Vor gut zwei Wochen haben wir sie Gryffydd abgeknöpft, und er hat sich in die Berge verkrochen. Vorläufig wird er vollauf damit beschäftigt sein, seine Wunden zu lecken. Aber kaum hatte ich mich auf meinenLorbeeren zur Ruhe gebettet, schickte mein Bruder mir Nachricht: Zwei Marcher Lords haben eine Truppe aufgestellt
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