Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Wein, den der Papst trinkt.«
»Oh, verstehe«, beeilte sie sich zu sagen. Sie war nervös. Das Essen war hervorragend: Lammrücken mit geschmorten Birnen und dazu frisches weißes Brot, doch sie hatte Mühe, es herunterzuwürgen.
»Die besten Geschäfte machen wir allerdings mit Grenache«, fuhr Devereux fort.
Blanche spürte Regenwasser aus ihrem Haar in den Kragen tropfen und hätte ein Handtuch besser gebrauchen können als einen Vortrag über Weinhandel, aber sie bemühte sich, Interesse zu zeigen. »Grenache? Was ist das?«
»Ein spanischer Süßwein. Ethel!« Und als die Magd, die ihnen aufgetragen hatte, hereinkam und vor ihm knickste, wies er sie an: »Bring meiner Braut einen Grenache.«
Das Mädchen knickste wieder, ging an einen reich geschnitzten Schrank, der an der Wand hinter dem Tisch stand, und holte einen verschlossenen Krug und einen kleinen Glaspokal heraus. Sie schenkte ein und trug das Glas feierlich vor sich her. »Madam.« Sie stellte es auf dem Tisch ab, senkte schüchtern den Blick, knickste schon wieder und wandte sich ab.
Devereux machte eine auffordernde Geste. »Trink.«
Blanche hob das Glas, schnupperte, setzte es an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck. Es war ein eigentümlicher Geschmack, süß und gleichzeitig würzig. »Hm! Wunderbar.«
Er lächelte ihr zu, und um seine Augen bildeten sich kleine Faltenkränze. »Wir trinken ihn nur zu besonderen Anlässen. Er ist sehr teuer.«
Es war plump, hoffnungslos unhöfisch, so etwas auszusprechen, aber der unverhohlene Stolz in seiner Stimme rührte sie. Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich bin geschmeichelt.« Sie setzte ihr Glas wieder an und sah ihm in die Augen, während sie es leerte.
Devereux lehnte sich in seinem Sessel zurück, verschränkte die Arme und betrachtete sie. Dann sprang er auf die Füße. »Komm.«
Sie war ein wenig erschrocken über seinen plötzlichen Stimmungsumschwung. »Wohin?«, fragte sie verdutzt.
Er lachte. Es war ein echtes, heiteres Lachen, aber irgendetwas Unangenehmes schwang darin. »Wohin gehen frisch Vermählte, wenn es dunkel wird, he?«
Blanche erhob sich rasch. »Oh, natürlich. Wie dumm von mir.«
Er nahm sie bei der Hand – die seine war trocken und schwielig – und zog sie aus der Halle und einen kurzen dämmrigen Flur entlang. Aus dem Augenwinkel sah Blanche die kleine Magd in einem dunklen Winkel stehen, und mit einem Mal genierte sie sich, und sie bekam Angst.
Devereux öffnete eine Tür und schob sie hindurch. Das Brautgemach war vorbereitet: Ein breites Bett lud mit frischen Laken und prallen Daunenkissen ein. Ein Feuer knisterte im Kamin, um die kühle, schon herbstliche Feuchte des Septemberabends zu vertreiben, und unter dem geschlossenen Fenster standen zwei brennende Kerzen und ein Weinkrug auf einem Tisch.
Blanche zeigte zum Fenster. »Kann man den Fluss von hier aus sehen?«
Statt zu antworten zog Devereux sie mit einem leichten Ruck näher, legte wieder beide Arme um sie wie am Vormittag vor der Burgkapelle und drückte den Mund auf ihren. Blanche hatte keine nennenswerten Erfahrungen im Küssen. Geoffrey den Stallmeister hatte sie einmal so weit gekriegt, und als Zwölfjährige hatte sie Adam mit einem Stück Rehbraten bestochen, damit er ihr zeigte, wie es ging, aber er war ebenso ahnungslos gewesen wie sie. Doch mangelnde Erfahrung oder nicht – es erschien ihr seltsam, wie weit Devereux den Mund aufriss, ihn praktisch über den ihren stülpte, und seine Zunge rammte sich regelrecht zwischen ihre Lippen, sodass sie einen Moment fürchtete, sie könnte ersticken. Er beugte sich immerweiter über sie, und Blanche musste den Kopf in den Nacken legen und den Rücken wölben.
Dann richtete er sich abrupt auf und ließ sie los. »Zieh dich aus.«
Blanche sah ihn unsicher an. »Einfach … so? Vor deinen Augen?«
»Sei keine Gans. Du bist auf dem Land aufgewachsen; ich nehme an, du weißt Bescheid über die Tatsachen des Lebens, oder? Also mach schon.« Er klang eher ungeduldig als barsch.
Na schön, dachte sie. Nur die Ruhe. Millionen und Abermillionen von Frauen haben das vor dir überstanden. Und du bist eine Waringham. Sie setzte das Lächeln auf, das Julian immer ihr »Zieh-mir-den-Splitter-aus-dem-Fuß«-Lächeln nannte, hob die Hände und öffnete die Samtschleifen, die das Überkleid vorne verschlossen. Es war das gute moosgrüne. Mit einem Schulterzucken schlüpfte sie aus dem losen, langärmeligen Gewand, ehe sie die Haken am Unterkleid löste und es
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