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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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haben uns monatelang nicht gesehen – natürlich werden wir uns allmählich fremd. Sie hat sich verändert und ich mich auch. Jedenfalls schreibt sie, Devereux lese ihr jeden Wunsch von den Augen ab.«
    Edmund richtete sich auf. »Der König hat sie mit einem Devereux verheiratet?«
    »Sir Thomas Devereux, ja. Wieso? Stimmt was nicht mit ihnen?«
    »Nein, so kann man das nicht sagen.« Edmund tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an den Mundwinkel. »Sie sind durchaus ehrenwert. Und ich kann schon verstehen, warum der König die Verbindung wollte: um wenigstens einGeschlecht der Marcher Lords an sich zu binden. Aber er hätte lieber eine andere Familie wählen sollen. Die Devereux gehören York mit Mann und Maus.«
    »Ich hab’s doch geahnt«, grollte Julian. »Und du hast Zweifel, dass diese Verbindung daran etwas ändert, nicht wahr?«
    »Größte Zweifel. Julian, der Schwager deiner Schwester, Sir Walter Devereux, ist einer der beiden Lords, die gerade Yorks Truppen hierher führen, um mich aus Carmarthen zu jagen.«
     
    Am Nachmittag des übernächsten Tages kamen sie, und ihre Stärke erschütterte sogar Edmund Tudor: Walter Devereux und sein Cousin Sir William Herbert hatten zweitausend Mann aufgeboten, die wie Heuschrecken im Dorf einfielen und es plünderten. Die Dorfbevölkerung war rechtzeitig geflohen, die Männer in die Festung, Frauen und Kinder ins nahe gelegene Franziskanerkloster. Schweigend und grimmig standen die Bauern und kleinen Handwerker nun auf den Zinnen und sahen ihre Häuser in Rauch aufgehen. Und noch ehe es Abend wurde, marschierten die Marcher Lords auf das gewaltige Tor der Burg. Aufgrund der steilen Hügellage hatte Carmarthen Castle keinen Graben, und das Fehlen einer Zugbrücke machte das Tor besonders verwundbar. Doch die Baumeister hatten diesen Schwachpunkt bedacht: Das hölzerne Tor selbst war fast vollständig mit dicken Eisenplatten bewehrt, und die Stäbe des Fallgitters waren armdick. Durch Pechnasen an der Brustwehr des Torturmes konnte man die Angreifer mit allem begießen und bewerfen, was man zur Hand hatte.
    Julian spähte durch eine dieser Luken auf den Burghügel hinaus. »Sie haben Wachfeuer entzündet, aber es sieht so aus, als seien sie für heute schlafen gegangen«, berichtete er.
    Lucas Durham, der mit ihm zur Nachtwache eingeteilt war, zog ihn am Ärmel zurück. »Was nicht heißt, dass sie nicht noch munter genug wären, um einen gar zu naseweisen Waringham vom Turm zu schießen.« Genau wie Algernon Fitzroy und Frederic of Harley hatte auch Lucas Durham die letzten Kriegsmonate in Frankreich erlebt. Lucas war bei der Schlacht vonCastillon verwundet worden. Im Gegensatz zu Julian verfügten seine drei Ritter also über Kampferfahrung. »Ich kann nicht glauben, dass sie allen Ernstes einen Rammbock mitgebracht haben«, fuhr er fort. »In Wales führt man Krieg wie in England vor zweihundert Jahren.«
    »Ich nehme an, es liegt an der unzugänglichen Gegend, oder? Wie du schon sagtest: Hier kannst du keine Geschütze herschaffen oder in Stellung bringen.«
    »Stimmt.« Lucas gähnte herzhaft und legte mit einiger Verspätung die Hand vor den Mund. »Tschuldigung. Jedenfalls, wenn ihnen nichts Besseres einfällt als ein Rammbock, werden wir hier drin alle graue Bärte kriegen, eh sie die Burg einnehmen.«
    »Ich hoffe, du hast Recht«, erwiderte Julian ein wenig unbehaglich. Das Fallgitter hatte dem zweistündigen Ansturm des Rammbocks standgehalten, aber es war sichtlich verbogen.
    »Hier kommt keine Maus rein oder raus, solange das Tor nicht genommen ist. Ich hoffe, dein Freund Tudor hat reichlich Vorräte angelegt? Sie werden vermutlich versuchen, uns auszuhungern.«
    »Notfalls kommen wir über den Winter, hat er gesagt«, antwortete Julian. »Wenn wir die Gäule mitessen.«
    Lucas betrachtete ihn amüsiert. »Ich schätze, ein Waringham würde lieber krepieren, he?«
    »Keine Ahnung«, gestand Julian. »Frag mich noch mal, wenn die Rationen mager werden.«
    Im Lager der Angreifer draußen am Fuß des Hügels war es ruhig geworden. Julian und Lucas trennten sich, um in entgegengesetzten Richtungen die Brustwehr zu patrouillieren. Nichts Aufregenderes geschah in dieser Nacht, als dass Julian einen seiner Bogenschützen schlafend bei der Wache erwischte. Er weckte den Faulpelz mit einem kräftigen Tritt.
     
    Fast zwei Wochen belagerten Walter Devereux und William Herbert die mächtige Burg von Carmarthen. Sie hatten Belagerungsmaschinen ebenso wenig

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