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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Schließlich zieht Ihr durch die Lande, und sie, nun, sie kannte Euch von früher …«
    »Herr Walther vom Vogelhain«, unterbrach ihn die Stimme seines Vaters, »wer hätte gedacht, dass Ihr noch einmal den Weg nach Köln findet!« Sein Gesichtsausdruck war ganz Wohlwollen. Walther war sofort auf der Hut.
    »Nun, wer fände nicht gerne den Weg in eine solch schöne Stadt zurück«, sagte er vorsichtig.
    »Ein Mann, der Lieder darüber schreibt, warum Philipp der wahre König der Deutschen ist?«, fragte Stefan belustigt. »Wie ging das noch gleich – Sie lachen beid’ einander an, die Krone und der junge süße Mann? «
    Hinter Walther holte Markwart laut Luft.
    »Fast«, sagte Walther. »Die Edelsteine, nicht die Krone. Die Krone habe ich schon ein paar Verse vorher verwendet. Aber ich finde es äußerst schmeichelhaft, dass Ihr meine Lieder kennt, besser noch als meinen Namen!«, schloss er und zauberte sein strahlendstes Lächeln hervor. Es war nicht ganz ungeheuchelt. Gewiss, nun bestand die Möglichkeit, dass er früher als erwartet aus Köln hinausgeworfen wurde, aber ein Beweis dafür, dass seine Lieder in der Hochburg der Welfen bekannt waren, war ganz und gar nicht zu verachten.
    »Ihr seid für Philipp?«, fragte Paul enttäuscht.
    »Ich«, gab Walther zurück, Stefan nicht aus den Augen lassend, »bin für den rechtmäßig gekrönten König, der bedürftige Menschen unterstützt, Arme, Heimatlose und natürlich fahrendes Volk.«
    »Ah«, sagte Stefan und lud Walther zu einem Stockfischmahl ein. Nicht in seinem Haus, fügte er hinzu; er spüre die härteren Zeiten so wie die meisten Kölner, doch sein Freund Constantin gebe heute ein kleines Fest, wo ein Sänger mehr als willkommen sei. »Euer Knappe wird allerdings hierbleiben müssen. Mein Gesinde wird sich um ihn kümmern.«
    »Nie würde es mir einfallen, Eure Gastfreundschaft auszunutzen, wenn Ihr selbst darbt«, sagte Walther. »Mein Knappe wird in einer Schenke speisen, macht Euch um ihn keine Sorgen.«
    Markwart hatte nichts dagegen, bis ihn Walther beiseitezog und bedeutete, er solle ihnen unauffällig folgen, wenn sie das Haus verließen. »Walther, ich habe wirklich Hunger.«
    »Und ich traue diesen Kölner Kaufleuten nicht. Wenn ich irgendwo in einem Keller eingesperrt ende, dann wüsste ich gerne, dass du mich herausholen kannst.«
    »Das füllt mir den Magen nicht«, grummelte Markwart, doch Walther wusste, dass er ihn nicht im Stich lassen würde. Ob Markwart es fertigbrachte, irgendjemandem unauffällig zu folgen, war eine andere Frage.
    Sie gingen bald schon gemeinsam mit zwei Knechten als Fackelträger und Geleitschutz los. Wie Walther erwartet hatte, hörte Stefan auf, Belanglosigkeiten mit ihm auszutauschen, noch ehe sie zwei Straßen weiter waren; da die Knechte gebührenden Abstand hielten, konnten sie sich mit gesenkten Stimmen unterhalten.
    »Ihr seid nicht dumm, Herr Walther«, sagte Stefan. »Also verschwendet bitte nicht weiter meine Zeit. Warum seid Ihr in Köln? Der König hat bereits Sänger, die ihn lobpreisen. Noch mehr kann er sich nicht leisten, ganz gleich, wie gut Ihr Verse schmiedet.«
    »Um ganz offen zu sein, Meister Stefan, ich bin Euretwegen hier, und um Eurer Kaufmannsfreunde. Ich kann ja verstehen, dass Ihr König Otto für ein besseres Geschäft als König Philipp gehalten habt, bei den englischen Verbindungen. Aber jetzt, da sein Onkel tot ist, da sieht die Sache doch wohl anders aus.«
    Stefan runzelte die Stirn. »König John wird die Versprechungen seines Bruders einhalten.«
    »Seid Ihr da sicher? Vielleicht trügt mich mein Gedächtnis, aber als wir in Wien alle darauf hofften, dass der englische König so bald und so reich als möglich von seiner Verwandtschaft ausgelöst werden würde, da erreichte uns die Nachricht, dass John sein Bestes gab, damit Richard gefangen bliebe. Außerdem hat doch Euer Otto selbst einmal auf die englische Krone gehofft, und König Richard hat ihn auch bevorzugt, bis Ihr ihm die deutsche Krone angeboten habt. Ihm, nicht John. Also, ich würde sagen, die Möglichkeit, dass König John König Otto die Geldmittel kürzt und zu sparen anfängt, ist beträchtlich; als Erstes bestimmt bei den Kölner Zollprivilegien, weil ihm das etwas einbringt.«
    »Solltet Ihr als Sänger nicht nur an Ehre und Liebe denken, statt an so schnöde Dinge wie Geschäfte?«, fragte Stefan. Seine Mundwinkel zuckten. Doch er hatte sich nicht die Mühe gemacht, irgendetwas von dem zu widerlegen, was

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