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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Rest des Weges nutzen.
    Markwart, der mit den Pferden und den Knechten dem Treidelpfad folgte, hatte das zweifelhafte Vergnügen zu hören, wie gut es ihnen allen ergehen würde, wenn ihr Herr erst vom Heiligen Stuhl als Bischof von Würzburg bestätigt war. »Der alte Kaiser Rotbart«, tat sich einer der Männer wichtig, »hat die Bischöfe von Würzburg zu Fürstbischöfen und Herzögen in Franken gemacht. Unser Herr führt den Titel nur deswegen noch nicht, weil der Heilige Vater zuerst ja sagen muss, aber dabei kann es sich nur noch um eine Frage der Zeit handeln, jetzt, wo wir auch welfische Fürsprecher haben.«
    »Ich bin ja nur der arme Knappe eines fahrenden Sängers«, sagte Markwart, »aber ich dachte, nur der Kaiser hätte das Recht, jemanden mit Herzogtümern zu belehnen, und einen Kaiser haben wir derzeit nicht, nur zwei Könige.«
    Die Knechte schauten betreten zu dem vormaligen Sprecher. Der räusperte sich. »Herzöge können ihr Herzogtum auch von Königen bekommen, aber egal wie, das ist in jedem Fall nur eine Frage der Zeit. Wenn der einzig wahre König überall anerkannt ist, dann wird ihn der Papst zum Kaiser krönen, und unser Herr wird auch als Herzog in Franken bestätigt werden.«
    »Wenn du es sagst«, meinte Markwart und versuchte, Hildegunde davon abzuhalten, das Pferd neben sich zu beißen.
    »Sag mal«, warf der Knecht ein, der sich ebenfalls um die Pferde kümmerte, »hast du es auch schon mit der Ärztin getrieben? Ist ein Jammer, dass sie jetzt unter dem Daumen des Bischofs steht, aber was will man machen! Wo die da oben ihre Vorrechte haben, da haben sie halt ihre Vorrechte.«
    »Was?«, fragte Markwart entgeistert. Der Knecht betrachtete ihn mitleidig.
    »Schau, wir haben uns gleich gedacht, dass es bei euch lustig zugeht, auch wenn Botho uns gesagt hat, wir sollen die Finger von der Frau lassen. Ich muss zugeben, eine Zeitlang, da war ich mir nicht sicher. Ihr habt mich hinters Licht geführt mit all dem Gerede von Salerno und gelehrter Frau. Aber es ist doch ganz klar, dass der Bischof sie als Konkubine genommen hat. Magenschmerzen!« Er wieherte wie eins der Pferde. »Irgendwo da unten hat sie ihm was kuriert, das ist schon richtig …«
    Markwart hatte seine eigene Meinung zu der Frau aus Köln. Es war ihm unheimlich, wie frank und frei sie über den menschlichen Körper redete. Was sie und den Aquitanier zusammenhielt, verstand er auch nicht, und außerdem glaubte er, dass sie sich Walther gegenüber dankbarer verhalten könnte. Auch fand er es abwechselnd erzürnend und lustig, wie sie die Macht hatte, seinen sonst so selbstsicheren Freund in einen kleinen Jungen zu verwandeln, und plante bereits, Walther in der nächsten Stadt in ein Haus zu führen, wo man Frauen haben konnte, die einem weniger Kopfschmerzen bereiteten.
    Trotz seiner großen Statur war Markwart ein friedliebender Mensch und zog es vor, Streitereien aus dem Weg zu gehen. Nichts hielt ihn nun jedoch ab, dem Knecht einen Faustschlag zu versetzen, der den Mann vom Pferd warf. Erst danach kam es Markwart in den Sinn, dass es am Ende nicht so gut war, einen Kampf inmitten von Männern zu beginnen, die alle auf der anderen Seite standen, vor allem, da Walther und Gilles auf dem Schiff waren. Deswegen wäre Markwart nie alleine durch die Welt gezogen: An solche Dinge dachte er immer erst hinterher.
    Er ballte erneut die Fäuste und bereitete sich darauf vor, sich schlagen zu müssen, doch der Vormann der Bischofsleute schaute den Knecht, der sich ungläubig ans Kinn langte, strafend an und sagte: »So solltest du nie von unserm Herrn Bischof reden, sonst verdienst du einen Eisenstachel durch die Zunge.« Dann klopfte er Markwart wohlwollend auf die Schulter. »Das war recht getan, mein Freund.«
    Markwart musste sich zusammennehmen, um nicht aufzuatmen.
    »Botho hat neulich nicht anders über den Bischof geredet«, murrte der Knecht. Der Vormann schaute unbehaglich drein.
    »Botho steht über uns«, sagte er. »Er ist der Neffe des Reichshofmarschalls. Das macht es nicht rechtens, lose Reden über den Bischof zu führen, nicht für dich, nicht für mich und nicht für sonst jemanden, der nicht Heinz von Kalden hat, um ihn zu beschützen, lass dir das gesagt sein!«
    Früher hatte Markwart sich vorgestellt, dass es im Haushalt eines Bischofs friedlicher zugehen müsste. Er verstand auch nicht, warum dieser Botho überhaupt beim Bischof von Würzburg diente, wenn er keine gute Meinung über ihn hatte.
    Als er Walther

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